'Loomfieber' packt nicht nur Mädchen

'Loomfieber' geht wohl überall herum. Aber was mich doch sehr wundert ist, dass selbst Jungens dieses 'Handwerk' ausüben. Sicher sollte man nicht so große Unterschiede machen. Aber wenn ich da an meine Kindheit denke, hätte keiner meiner Brüder freiwillig so etwas gemacht.

In der Schule meines Neffens ist dieses Loomfieber auch ausgebrochen und er ist dort der krasse Außenseiter, weil er es albern findet diese "Mädchenarmbänder" oder andere Sachen in den grellen Farben herzustellen. Er spielt lieber Fußball, während seine Freunde am Tisch sitzen und diese Handarbeit machen. Er ist übrigens 12 Jahre alt und da haben doch eigentlich Jungs wirklich andere Sachen im Kopf als solche Handarbeiten zu machen.

Ist das denn nur hier in der Gegend so, wo es etwas ländlicher ist oder packt das 'Loomfieber' auch bei euch die Jungens? Ist es eurer Meinung nach eher was für Mädchen?

An der Grundschule meiner Kinder arbeiten da doch auch einzelne Jungs mit und sind vom Fieber angesteckt. Allerdings machen die die Bänder dann eben nicht in Rosa mit Glitzer. Sondern eher in den Farben ihres Fußballvereins oder eben cooler.

Warum auch nicht? Selbst Prinz Wiliam trägt solche Bänder. Meine Kinder haben mir erzählt, dass wohl sogar Dieter Bohlen solche Bänder trägt. Keine Ahnung, ob das tatsächlich stimmt. Warum sollten das Jungen denn dann nicht tragen?

Wer sagt im Übrigen, dass das nur was für Mädchen ist? In diversen Youtube-Videos basteln auch Jungen mit den Gummibändern und in den USA scheint das nicht mal eine Frage des Geschlechts zu sein. Ich persönlich finde es sehr altbacken, da Junge so etwas madig zu machen. Bei meinen Kindern mache ich da keinen Geschlechtsunterschied, wer solche Bänder basteln und tragen darf.

Meine Töchter gehen an die Oberschule in die fünfte und sechste Klasse. Da sind auch Jungen, die sich mit diesen kleinen Gummibändchen beschäftigen. Und wir wohnen in der Stadt. Also es macht wohl vor niemanden halt. Aber bei den Jungen sind es halt weniger, die sich damit beschäftigen. Im Umfeld meiner Töchter machen auch alle nur die Armbänder.

Meine Mädels machen aber auch Tiere und damit sogar Geschäfte mit ihren Freunden. Wobei ich selbst darauf achte, dass sie nur von den Materialkosten soweit aufrunden, dass 10 Cent voll werden. Soll ja nicht soweit ausarten, dass sie ihre Klassenkameraden im großen Stil abkassieren.

Wir haben bei uns im Betrieb einen 17 Jahre alten männlichen Azubi, der in der der Pause mit Häkelnadeln und den komischen Bändern da sitzt. Ich habe mich schon abgerollt. Aber das Phänomen trifft tatsächlich beide Geschlechter, wobei in meinem Bekanntenkreis sogar die Jungs stärker dabei vertreten sind als die Mädchen.

Mittlerweile ist der Hype wieder abgekühlt. Nachdem die ersten Armbänder spröde wurden und nicht lange gehalten haben, haben die Kinder die Lust an dieser Handarbeit verloren und sind wieder zu Techniken zurück gekehrt, wo die Produkte länger halten und man mehr von seiner Arbeit am Werkstück hat.

Ich denke, diese Einsicht ist mittlerweile bei vielen Leuten angekommen, weil man auch kaum noch diese Verkaufsstände sieht. Die Reste dieser Gummis werden bei uns mittlerweile als Zopfgummis und im Haushalt aufgebraucht, zum Wegwerfen sind sie zu schade.