Generell bei Landarztpraxen keinen Termin bekommen?

Wir wohnen ländlich und bei zwei Praxen mit Allgemeinmedizinern kenne ich es so, dass keine Termine vergeben werden. Man geht eben dorthin, wenn man Beschwerden hat oder ruft an und fragt, wann man denn am besten reinkommen soll. Oftmals muss man dann allerdings eben auch längere Wartezeiten in Kauf nehmen.

Nun habe ich durch Zufall mit einer Freundin darüber gesprochen. Sie wohnt in einer Großstadt und kennt dies so gar nicht, dass ein Arzt keine Termine vergibt. Für sie war das absolut neu und zuerst wollte sie mir das auch gar nicht glauben. Sie meinte dann, dass es vielleicht bei landärztlichen Praxen so üblich wäre.Ist es wirklich so, dass bei Dorfärzten oder Landärzten keine Termine vergeben werden? Und die Ärzte in Großstädten dies machen? Oder habt ihr da andere Erfahrungen gemacht? Woran liegt das eurer Meinung nach?

Wie es in Großstädten gehandhabt wird, weiß ich leider nicht. Ich wohne auch in einer Kleinstadt, fast dörflich, und habe nur hier von Erfahrungen zu berichten. Ich würde sagen, es ist auch hier von Arzt zu Arzt unterschiedlich.

Wenn es um Dinge geht, wie zum Beispiel die Blutabnahme, EKG, bestimmte Studien, U-Untersuchungen der Kinder, Befundsbesprechungen etc. dann bekommt man auch hier immer einen Termin. Das wird nie ohne einen Termin gemacht.

Wenn es dann aber um Dinge geht wie Bauchweh, Husten, Schnupfen etc., also irgendeiner akuten Krankheit, dann kann man in der Regel noch am selben Tag kommen. Allerdings muss man vorab anrufen und fragen, wann es am besten passt. Das ist sowohl bei meiner Hausärztin, als auch bei dem Hausarzt meines Freundes und bei der Kinderärztin meiner Kinder so.

Kommt man außer der Reihe, also auch bei telefonischer Ankündigung, so muss man oftmals allerdings noch eine ganze Weile warten. Man ist meistens nicht die einzige Person, die akute Beschwerden hat. Es gibt hier allerdings einen Arzt, da soll man, laut Sprechstundenhilfe, um 07:15h vor der Tür stehen, wenn man außer der Reihe kommen will. Hier stehen die Leute dann aber teilweise schon um 6 Uhr vor der Tür und warten. Die Sprechstunde beginnt allerdings erst um 8 Uhr.

Auf dem Dorf mit 2.300 Einwohnern gab es ebenso Termine wie hier bei meinem Hausarzt in der Stadt mit fast 500.000 Einwohnern. Der Arzt schräg gegenüber gibt keine Termine, der Zahnarzt hier auch nicht. Es kommt allein auf die Organisation der jeweiligen Praxis an und nicht auf den Ort.

Beispielsweise wartet man hier 6 Monate, wenn man zum Augenarzt möchte. Trotzdem gibt es im Süden der Stadt eine Praxis, die gibt gar keine Termine. Das steht man um 7 oder um 14 Uhr an und kann bleiben, wenn es noch nicht zu voll ist. Ansonsten muss man es an einem anderen Tag noch einmal probieren.

Wann geht man denn schon mal zum Arzt? Meistens doch dann, wenn man Beschwerden hat und die plant man ja nicht ein. Von daher finde ich eine Terminvergabe in den meisten Fällen sowieso nicht sinnvoll. Ich gehe grundsätzlich dann zum Arzt, wenn ich wirklich krank bin und zwar so krank, dass ich wirklich nicht arbeiten gehen kann oder ich werden eben heim geschickt.

Bei meinen Hausärzten war es bisher immer voll, egal wann ich dort war. Am Montag Morgen ist es ganz besonders schlimm, aber meistens muss man da ja wirklich hin. Termine habe ich nur bekommen, wenn eine Nachkontrolle anstand und auch nur dann, wenn ich bis dahin nicht wieder gesund war.

Meine Oma hingegen bekommt nur Termine. Sie wird jedes halbe Jahr durchgecheckt, wegen Hypertonie und es wird kontrolliert, ob ihre Tabletten entsprechend eingestellt sind. Hier ist das sicherlich auch sinnvoll.

Unterschiede zwischen Großstadt und Dorf konnte ich hier nicht feststellen (ich kenne beides aus Erfahrung). Meist werden Termine wirklich nur bei älteren oder chronisch kranken Menschen vergeben. Sonst kommt man,wenn man krank ist.

Ich denke auch, dass es ganz darauf ankommt, wie der Arzt seine Praxis organisiert, und nicht darauf, ob man in der Stadt oder auf dem Land wohnt. Ich habe in einer Kleinstadt mit etwa 10.000 Einwohnern gewohnt und dort beide Modelle kennen lernen müssen.

Ohne Termin gab es einen HNO-Arzt und ich fand es unheimlich unpraktisch. Morgens kamen alle Leute an, die an dem Tag behandelt werden wollten und es gab ein unheimliches Gedrängel um die Reihenfolge. Dann bekam man gesagt, wie lange es ungefähr dauern würde, bis man dran kommt. Obwohl man also morgens um acht da war, war die Behandlung manchmal erst gegen Mittag. Wenn man mit einem Kleinkind da war oder gar zur arbeitenden Bevölkerung gehörte, war es fast eine Zumutung!

Andere Ärzte in dem Ort vergaben dagegen normal Termine. Bei Notfällen konnte der Zeitplan natürlich durcheinander geraten, aber die Wartezeit war insgesamt sehr viel kürzer. Ich kann daher nicht bestätigen, dass diese beiden Terminvergabemodelle von der Größe des Ortes abhängen.