Vegan leben ohne Ersatzprodukte zu nutzen?
Viele Veganer versuchen tierische Produkte durch Ersatzprodukte auszugleichen. Da gibt es beispielsweise Tofu, Sojaprodukte für Fleischersatz, diverse Alternativen zu Milch und Milchprodukten. Auch für Eier und Sahne gibt es Alternativen. Diese sind aber hoch verarbeitete chemische Produkte. Selbst bei so schlichten Produkten wie Mandelmilch steckt viel Chemie dahinter.
Eine Bekannte von mir möchte für eine Gewichtsabnahme zu einer veganen Ernährung übergehen, zumindest für eine gewisse Zeit. Sie hat keinen Problem mit dem Verzicht von Fleisch, aber die Ersatzprodukte gruseln ihr. Und das meiner Meinung nach auch zu Recht. Während ich mir morgens meine Milch in den Kaffee kippe, hat sie nur ihren Sojadrink mit mindestens 10 Zutaten und die Hälfte davon ist nicht natürlich.
Kann es wirklich noch gesund sein sich vegan zu ernähren, wenn man anstelle von natürlichen Produkten hoch verarbeitete Lebensmittel mit vielen chemischen Zusatzstoffen verwendet? Gerade in den Milchersatzprodukten ist auch sehr viel Zucker enthalten. Wie seht ihr das? Gibt es auch Veganer die auf diese Ersatzprodukte verzichten?
Ich finde das teilweise auch total absurd, wenn Menschen sich vegan ernähren und behaupten, dass das viel gesünder und umweltfreundlicher sei und dann zu allen möglichen hoch verarbeiteten Produkten greifen.
Zum einen sind die ganzen Zusatzstoffe nicht besonders gesund, zum anderen enthalten die Produkte zum Teil deutlich mehr Kalorien weil mit solchen Geschmacksträgern wie Fett und Zucker gearbeitet wird. Aber dazu kommt auch noch der Umweltaspekt. Palmöl ist problematisch, Soja aus riesigen Monokulturen auch.
Natürlich kann man auch vegan leben ohne zu hoch verarbeiteten Lebensmitteln zu greifen, diese Produkte gibt es ja auch noch gar nicht so lange. Man kann solche Sachen wie Mandelmilch auch selber machen und auch Seitan - ein Fleischersatz aus Weizen - lässt sich selber machen wenn man genug Zeit einplant.
Aber neben dem zeitlichen Aufwand ist für viele wahrscheinlich auch einfach die Tatsache ein Problem, dass sie ihr Essverhalten ändern müssten. Klingt paradox, weil man meinen könnte, dass ein Veganer sein Essverhalten ja schon geändert hat, aber das stimmt ja nicht unbedingt. Wenn ich statt eines Würstchens ein veganes Würstchen auf den Grill lege habe ich nichts geändert, wenn ich Obst, Gemüse, Maultaschen, Knödel und so weiter grille schon.
Sicherlich geht es gut, vegan zu leben, ohne irgendwelche Ersatzprodukte zu sich zu nehmen. Man isst als Veganer ja ohnehin genügend Obst und Gemüse, was den Großteil der Ernährung ausmacht. Solche Beilagen wie Nudeln, Reis, Couscous, Brot und Bulgur sind ja auch immer vegan. Damit kann man schon jede Menge Gerichte machen.
Mandel- oder Hafermilch selbst zu machen, geht ja wirklich sehr einfach und schnell und bedeutet keinen Aufwand. Ich würde so etwas nun aber nicht unbedingt Ersatzprodukt nennen. Man braucht ja einfach eine milchige oder sahnige Alternative zum Kochen und Backen. Ganz darauf zu verzichten, ist eben doch schwer, wobei es ja nicht schlimm ist, wenn man die Produkte selbst macht.
So industriell verarbeitet sind viele Ersatzprodukte aber auch wieder nicht. Es gibt ja viele Bio-Produkte, deren Zutatenliste wirklich sehr klein und überschaubar ist. Möchte man auf industriell verarbeitete Produkte ganz verzichten, darf man eben auch keinen Sojajoghurt und auch keinen Tofu oder gekauften Seitan zu sich nehmen.
Das geht schon und man kann den Proteinbedarf auch anders decken. Wenn man nun nicht täglich kiloweise Tofu in sich reinstopft, ist es doch nicht schlimm, wenn man sich ab und zu mal Tofu oder Seitan im Supermarkt kauft. Das, was die Fleischesser so alles zu sich nehmen, ist doch im Großen und Ganzen auch nicht gesünder und besser für die Umwelt.
Prinzessin_90 hat geschrieben:Sicherlich geht es gut, vegan zu leben, ohne irgendwelche Ersatzprodukte zu sich zu nehmen. Man isst als Veganer ja ohnehin genügend Obst und Gemüse, was den Großteil der Ernährung ausmacht.
Nein geht es nicht. Zumindest nicht, wenn man sich tatsächlich rein vegan ernährt. Denn dann erhält man nicht genügend Vitamin B12. Ausreichend verwertbares B12 erhält man nur über tierische Nahrungsprodukte oder in dem man es als Supplement zu sich nimmt. Wobei sich das in meinen Augen aber beißen würde, wenn man sagt man will sich gesund und pflanzlich ernähren und greift dann entweder zu Pillen oder Lebensmitteln mit Nahrungszusätzen.
Das heißt jetzt nicht gleich, dass vegane Ernährung schlecht oder ungesund ist. Es zeigt aber im Prinzip, dass die echte rein vegane Ernährung nicht für den Menschen gemacht ist und eben nicht die perfekte, ausgewogene Ernährung sein kann, als die es oft verkauft wird.
Auch sonst finde ich die Veganer etwas albern, die dann tatsächlich Tofuwürstchen und sowas kaufen. Wenn ich kein Würstchen essen will, dann braucht doch mein Tofu auch nicht die Form eines Würstchens haben. Aber gut, es muss jeder selber wissen wie er sich ernährt und das andere Extrem, nur Fleisch zu essen ist ja genauso wenig wirklich gesund.
Prinzessin_90 hat geschrieben:Solche Beilagen wie Nudeln, Reis, Couscous, Brot und Bulgur sind ja auch immer vegan.
Also das ist mir neu. Bei Reisnudeln oder Maisnudeln unterstütze ich deine Aussage, aber "normale" Nudeln beinhalten doch immer Ei soweit ich weiß. Wie sollen die bitte vegan sein? Ich lasse mich auch eines besseren belehren, aber soweit ich weiß sind doch nur extra vegan produzierte Nudeln wirklich vegan, alle anderen enthalten Ei.
Normale Nudeln enthalten immer Ei? Also das ist mir nun völlig neu, wenn ich ehrlich bin. Ich habe bisher mein Leben lang immer Nudeln ohne Ei gekauft. Diese gibt es im Supermarkt zur Genüge, die mit Ei gibt es nur in wenigen Sorten. Hauptsächlich sind doch Suppen- oder Mie-Nudeln mit Ei, ansonsten sind doch die meisten Nudeln eifrei.
Und nein, Vitamin B12 kann man auch wunderbar zu sich nehmen, ohne dass man tierische Produkte isst. Man muss dafür auch nicht zwangsläufig Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen. Vitamin B12 ist beispielsweise in grünem Gemüse drin. Man kann es auf jeden Fall schaffen, den Bedarf an Vitamin B12 auf natürliche Weise und rein pflanzlich zu sich zu nehmen, auch wenn man da natürlich immer etwas aufpassen muss.
Täubchen hat geschrieben:Also das ist mir neu. Bei Reisnudeln oder Maisnudeln unterstütze ich deine Aussage, aber "normale" Nudeln beinhalten doch immer Ei soweit ich weiß. Wie sollen die bitte vegan sein? Ich lasse mich auch eines besseren belehren, aber soweit ich weiß sind doch nur extra vegan produzierte Nudeln wirklich vegan, alle anderen enthalten Ei.
Es gibt Nudeln mit und ohne Ei, dabei muss noch nicht einmal drauf stehen das diese vegan hergestellt sind oder extra vegan sind. Neu ist das ganze auch nicht, Nudeln ohne Eier gibt es seit mindestens 30 Jahren zu kaufen. Dafür muss man einfach auf die Inhaltsstoffe achten, manche verwenden das ganze auch als Extrakt.
B12 kommt mehr in tierischen Produkten vor als in pflanzlichen, dass ist klar und auch nichts neues. Alleine den Tagesbedarf über die pflanzlichen Lebensmittel zu decken ist schon eine enorme Herausforderung gerade wenn du das nur aus Gemüse decken möchtest. Da kannst du mehrere Kilogramm Gemüse essen nur um auf den Tagesbedarf zu kommen. Es wird auch davon ausgegangen, dass kein Gemüse B12 selbst herstellt sondern das über die Erde aufnimmt. Somit brauchst du dann auch noch einen richtigen Boden, der es in der Konzentration beinhaltet und daher kann man es gar nicht genau sagen, wie viel Gemüse du genau essen möchtest um den Tagesbedarf alleine daraus zu decken. Es kommt auch immer auf den Boden auf dem das Gemüse gezogen wurde drauf an.
Bei weiterverarbeiteten und angereicherten Lebensmittel wie z.B. Cornflakes, Sojamilch etc. Ein 100ml Glas Sojamilch deckt dabei ca. 1/6 vom Tagesbedarf der bei 3 µg für einen Erwachsenen liegt. Dafür sind diese aus anderen Gründen wie Zuckerzusätzen nicht sonderlich in den Massen zu empfehlen. Ansonsten bleiben tatsächlich nur die Nahrungsergänzungsmittel übrig, da es verboten ist B12 in die Bio Lebensmittel zuzugeben, in die konventionellen Lebensmittel darf es zugesetzt werden. Somit fallen dann schon einmal die kompletten Lebensmittel als Lieferant zum Großteil heraus, die mit Bio gekennzeichnet worden sind und weiterverarbeitet.
Ich denke schon, dass man auch vegan leben kann ohne sich die Ersatzprodukte kaufen zu müssen. Fände ich auch ein wenig albern, da möchte man auf Fleisch verzichten aber die "Wurst" muss immer noch aufs Brot. Einfach nur eine optische Täuschung und das finde ich doch reichlich albern sich selbst verschaukeln zu müssen. Für mich käme es daher nicht in Frage solche Ersatzprodukte zu kaufen nur damit ich vegan leben kann und trotzdem auf die "Wurst" nicht verzichten will.
Die Frage ist ja auch, wie definiert man Ersatzprodukt. Soja ist erst mal eine Bohne wie jede andere auch. Und würde man eine Kidney Bohne im Chili con Carne als Ersatzprodukt bezeichnen? Eben.
Ob man jetzt unbedingt diesen Aufschnitt braucht, der aussieht wie Wurst, aber pflanzlich ist, das stelle ich jetzt mal so dahin. Von diesen Produkten, die solche imitieren, die tierisch sind, bin ich auch nicht so hemmungslos begeistert. Aber wer es mag, soll es essen!
Sojamilch kann man im Übrigen auch selbst herstellen, ganz ohne Zusatzstoffe außer Wasser. Das ist zwar ein gewisser Aufwand, geht aber. Und wer will, findet auch im Handel Sojamilch ohne Zucker, Farbstoffe und Aroma. Deshalb würde ich nicht jegliche Sojamilch über eine Klinge springen lassen.
Und ja, man kann sich natürlich auch von Wasser und Brot ernähren. So kann man alles mögliche meiden. Die Frage ist, ob das gesund ist und schmeckt. Davon würde ich mich bei der Auswahl eher leiten lassen. Nehme ich möglichst alle Nährstoffe auf, die ich brauche? Ernähre ich mich gesund und schmackhaft? Und dann wäre mir auch egal ob das Produkt zur traditionell deutschen Küche gehört, oder nicht. Ich verstehe diesen Dogmatismus immer nicht so recht.
Prinzessin, Brot und Brötchen, Kekse und andere Backwaren sind alles andere als vegan. Da musst du schon einen Bäcker nehmen, der auf Backmischungen und behandeltes Mehl verzichtet. Ansonsten hast du Cystein im Brot. Diese Aminosäure wird aus Schweineborsten, Federn und Menschenhaar gewonnen.
Prinzessin_90 hat geschrieben:Vitamin B12 ist beispielsweise in grünem Gemüse drin. Man kann es auf jeden Fall schaffen, den Bedarf an Vitamin B12 auf natürliche Weise und rein pflanzlich zu sich zu nehmen, auch wenn man da natürlich immer etwas aufpassen muss.
Da scheinst du aber einem Irrglauben nachzulaufen. Vitamin B12 ist in aller Regel in keinem Gemüse enthalten, da es durch Mikroorganismen hergestellt wird, welche sich nur in anderen Lebewesen aufhalten. Hin und wieder wird etwas in den Boden abgegeben und dann von Pflanzen aufgenommen. Das schwankt aber sehr stark und reicht lange nicht um den Bedarf zu decken.
Die einzige Pflanze, bei der bisher tatsächlich ein nennenswerter B12-Gehalt nachgewiesen wurde, ist eine Algenart. Also nur Veganer die große Menger dieser speziellen Alge zu sich nehmen, erhalten ausreichend B12. Das Problem ist glaube ich auch, dass man auf Grund der hohen Reserven die der Mensch normalerweise hat, erst nach Jahren einen B12-Mangel zu spüren bekommt und es dann abgetan wird, da man sich ja schon seit Jahren vegan ernährt.
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