Negative Erlebnisse einprägender finden, als positive?

vom 10.07.2016, 19:43 Uhr

Mir fällt immer wieder auf, dass ich mir eher negative Erfahrungen merke, als positive. Vielleicht weil diese doch meist einen eher gravierenden Einschnitt verursachen und man sie nicht so leicht vergessen kann.

Mir geht so zum Beispiel mit verschiedenen Ärzten oder Untersuchungen, bei denen ich die Erfahrungen als wirklich negativ empfunden habe. So habe ich einen Arzt auch nicht vergessen, bei dem ich vor einigen Jahren in der Praxis war und der sich einfach völlig unkorrekt verhalten hat und ich die Praxis ohne ein weiteres Wort verlassen habe.

Aber auch bei Behandlungen die besonders schmerzhaft waren, behalte ich sie eher im Gedächtnis. Durchaus auch, wenn es negative Erfahrungen mit Freunden oder angeblichen Freunden waren oder eben auch was Partnerschaft und Beziehung angehen. Zum Beispiel muss ich nun auch immer an das äußerst unmögliche Benehmen meiner Trauzeugin denken, wenn ich an meine Hochzeit denke, die ja ein schönes Erlebnis war oder zumindest vielleicht auch das schönste im Leben sein sollte.

Was meint ihr, woran es liegt, dass einem eher negative Erfahrungen im Gedächtnis bleiben? Ist das bei euch auch so oder erinnert ihr euch trotz allem eher an die positiven Ereignisse in eurem Leben? Und wie ist es, wenn sich ein positives Ereignis mit einem negativen Überschneidet.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich muss zugeben, dass ich mir bei Personen eher die Namen merke, wenn ich schon mal ein negatives Erlebnis mit ihnen hatte. Keine Ahnung ob es ein Selbstschutz des Körpers ist. Ich meide dann aber auf alle Fälle automatisch Situationen mit diesen Leuten.

Bei Erlebnissen bleiben eher die positiven im Hinterkopf. Ich bin aber auch niemand, der Veranstaltungen von anderen Personen abhängig macht. Gerade an deiner Hochzeit solltest du nicht auf die negativen Momente mit deiner Trauzeugin zurückschauen. Ihr als Ehepaar standet im Mittelpunkt. Arbeite einfach die schlechten Erlebnisse auf. Wenn du die Sichtweise im Nachhinein ein wenig verschiebst, wirst du über einiges Lachen können.

» flori0502 » Beiträge: 100 » Talkpoints: 0,74 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke, dass das generell der eigenen Einstellung geschuldet ist. Ich mag mich nicht lange über solche Dinge aufregen und sicherlich weiß ich es noch, aber ich versuche es zu verarbeiten und dann weiter zu machen, wenn etwas negatives passiert.

Wenn ich beispielsweise an meine Hochzeit denke, denke ich an einen wunderschönen Tag und nicht an den Stress, den ich beim Planen hatte und die Leute, die mir da immer Steine in den Weg gelegt haben. Das macht keinen Sinn, denn ich hatte einen schönen Tag und alles andere ist mir absolut egal.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich denke, dass es einfach daran liegt, dass unser Körper darauf gepolt ist, sich negative Erfahrungen zu merken, sehr wahrscheinlich, um sie kein zweites Mal zu machen. Grade Schmerzen werden von unserem Gedächtnis sehr gut und vor allem penibel genau abgespeichert, da der Körper eine solche Erfahrungen eigentlich vermeiden will. Dementsprechend erinnern wir uns noch sehr lange daran, wenn zum Beispiel eine bestimmte Untersuchung sehr große Schmerzen verursacht hat.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



@hufeisen: Bei allem Respekt, aber in meinen Augen schreibst du gelinde gesagt Unsinn. Wenn der menschliche Organismus so penibel darauf aus wäre, keine Schmerzen zu erleben und sich Schmerzen so genau einprägen würde, warum sind wir dann nicht schon längst ausgestorben?

Ich habe keine Kinder, habe mir aber sagen lassen, dass eine Geburt kein Zuckerschlecken ist, trotzdem sind alle Frauen in meinem direkten Umfeld unisono der Ansicht, dass man die Schmerzen bei der Geburt sehr schnell vergisst, gerade wenn man dann sein Baby sieht. Viele meinen sogar, dass sie erst während der Wehen beim nächsten Kind daran erinnert worden sind, wie schmerzhaft das war. Vorher wurde das komplett vergessen und ausgeblendet. Wenn du also recht hättest mit deiner Theorie, würden Frauen maximal ein Kind bekommen oder wir wären schon längst ausgestorben.

Ich denke das ist eher eine Charakterfrage und eine Sache der eigenen Einstellung. Ich musste auch schon das eine oder andere Mal operiert werden und hatte Schmerzen. Aber das ist bei mir ziemlich schnell vergessen. Ich erinnere mich nur noch, dass es nicht so schön war, aber an alle schmerzhaften Details erinnere ich mich nicht mehr. Ich finde, dass mein Gehirn derartige Speicherkapazitäten für wichtigere Dinge freihalten sollte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Das ist schwer zu erklären, wieso das oftmals so ist. Bei posttraumatischen Störungen ist das ein allgegenwärtiger Zustand. Je nach Ausprägung der Krankheit, ebenso wie bei Depressionen, verblassen alle schönen Erinnerungen auf die Dauer und negative Erinnerungen, Ereignisse sowie Erlebnisse sind so gut abrufbar, als seien sie erst gerade passiert. Gleichwohl sie womöglich sogar Jahre vor rüber sind.

Im Alltag ist das vielleicht wirklich mit dem Gehirn zu erklären. Wir speichern eben all das, was uns entweder negativ arg belastet hat, Angst macht oder uns Freude macht. Man vergisst ja auch nicht die Hochzeit, selbst wenn man geschieden ist. Es gibt Erlebnisse, die sind für das Hirn spezieller abrufbar, weil sie prägender sind. So ist jedenfalls meine Erklärung.

Meine beste Freundin ist Psychologin und ich bin bei ihr in Behandlung. Passte mir gut, damit ich jetzt endlich meine schrecklichen Erlebnisse aufarbeiten lasse. Sie teilte mir auch direkt mit, dass ich durch meine chronisch erschwerte posttraumatische Belastungsstörung kaum mehr in der Lage bin, gutes vom schlechten zu differenzieren. Mein Hirn hat die vielen schlechten Erinnerungen als Maßstab meines Lebens genommen und greift da präsent ein.

Das ist aber nicht immer so! So kann es sein, dass der heutige Besuch beim Zahnarzt eine absolute Katastrophe und schmerzhaft war. Während der nächste Besuch dann erstmals unangenehm ist. Doch wenn danach wieder Zeiten nichts passiert, dann ist das meist auch wieder in Ordnung für Betroffene.

Es kommt wohl auch immer auf die Person an. Wie schwer belastet einen negative Erlebnisse? Im Grunde hat jeder eine posttraumatische Belastungswahrnehmung, aber nicht bei jedem ist sie negativ oder taucht auf. Das beweisen auch Studien. Da spielen wohl viele Faktoren letzten Endes eine Rolle.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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