Wie kann man akademische Standesdünkel geistig abschalten?

vom 09.07.2016, 22:37 Uhr

Es treten gedankliche Vergleiche auf? Davon habe ich als "einfache Arbeiterin" bisher nichts bemerkt. Ich schaue auch nicht ehrfürchtig zu Professoren auf, sondern unterhalte mich ganz normal mit denen, teilweise sogar über deren Fachrichtung, einfach weil es mich interessiert und weil ich mich in diesem Bereich vielleicht doch irgendwo weitergebildet habe. Und ich kann teilweise wirklich locker mithalten.

In meinem Freundeskreis ist an sich alles vertreten, vom Konzernchef bis hin zum einfachen Hausmeister. Und ich kann mich mit allen wunderbar unterhalten und unternehme auch gerne etwas mit diesen Menschen, wir stehen absolut auf gleicher Ebene, nur nicht im Job.

Aber ich muss gestehen, dass man ein gewisses Niveau einhalten muss. Ich bin nämlich auch schon an Handwerker geraten, mit denen bin ich gar nicht klargekommen. Man kann den Umgang schon trainieren, indem man sich auf die "einfacheren Menschen" einlässt. Ich habe wie gesagt einen gut durchmischten Freundeskreis und im Hobby sind wir am Ende alles gleich.

Vielleicht solltest du dich einfach mal mehr auf die anderen Menschen einlassen. Wenn jemand für dich "Pippifax" labert, dann bitte nicht mit den Augen rollen, sondern einfach interessiert blicken und einen kurzen Kommentar ablassen. Die besseren Gespräche ergeben sich immer mit der Zeit. Am Anfang weiß man einfach nie, auf welcher Ebene man sich jetzt genau bewegen muss und das sollte man zuerst ausloten. So handhabe ich es zumindest.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12594 » Talkpoints: 13,15 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ach Cooper, das ist doch echt Quatsch, das ich ein Problem mit dem Selbstbewusstsein hätte. Solche Küchenpsychologie unterlasse bitte. Genauso könnte man den Spieß auch umdrehen und behaupten, dass du dein Selbstbewusstsein pushst, indem du die Vielfalt deines Bekanntenkreises zur Schau stellst. Es ist vollkommen normal, dass man sich von Menschen beeindruckt fühlt, die deutlich mehr erreicht haben. Deswegen findet man es ja auch toll, Stars und Sternchen zu treffen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Komisch, Stars und Sternchen finde ich ebenso normal wie Akademiker. Wie sehr dich normales Leben aus der Bahn wirft, sieht man doch schon an der Kritik an meinem Freundeskreis, obwohl zig andere Menschen ebenso einen Freundeskreis haben. Siehe Wibbeldribbel. Allein deine Ansicht, dass ich mir auf einzelne Menschen des Freundeskreises etwas einbilde, zeigt deine Denkweise deutlich. :lol:

Wenn du beispielsweise die Freunde deiner Kindheit behältst, dann wird eben aus einigen mehr und aus anderen weniger. Schon ist es durchmischt und keiner fühlt sich besonders toll oder besonders schlecht. Bei Hobbys trifft man weitere Charaktere aus allen Schichten und der Status spielt keine Rolle. Dass dir diese Gelassenheit fehlt, ist nun wirklich nicht mein Problem.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Denk doch was du willst. Dein albernes Geprahle nervt mit auch. Ich muss mir nicht jedesmal irgendwelche Vorwürfe und Beleidigungen von dir hier antun. Fast jedes Thema, was ich hier schreibe, verwandelst du in einen Grund, auf mir herumzuhacken. Wenn dein Leben so toll wäre, hättest du das auch nicht nötig.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Es kommt sicher auch darauf an, wie man aufgewachsen oder erzogen worden ist. Ich glaube schon, dass es schwer sein kann sich von einem Denken in sozialen Schichten und gesellschaftlichen Hierarchien zu befreien, wenn man das aus der Kindheit nur so gewohnt war und wenn die Eltern immer viel Wert auf ihren Status gelegt haben.

Umgekehrt ist das ja genauso. In meiner Erziehung hat so ein Denken überhaupt keine Rolle gespielt, uns wurde immer beigebracht skeptisch zu denken und Dinge zu hinterfragen, auch solche Sachen wie einen sozialen Status. Dementsprechend finde ich es heute nicht immer leicht jemandem mit vermeintlich höherem Status mit Ehrfurcht zu begegnen, auch wenn ich weiß, dass das in der entsprechenden Situation für mich von Vorteil wäre wenn ich dem Gegenüber glaubhaft vermitteln könnte, dass ich beeindruckt sei. Das kommt nicht oft vor, aber hin und wieder eben schon.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich habe solche Probleme eigentlich noch nie gehabt. Ich würde nun nicht sagen, dass ich wenig gebildet bin. Ich mache meinen Master und habe demnach zufolge viel mit "Gleichgesinnten" zu tun, also mit anderen Studenten und mit Professoren. Meine Mitbewohner sind Masterstudenten im fortgeschrittenen Semester, wobei einer davon auch Doktorand ist. Mit ihnen kann ich mich durchaus etwas "gehobener" unterhalten und wir reden alle auch gerne über wissenschaftliche Themen.

Meine Eltern sind nun aber nicht gerade die Gebildetsten, wenn man mal ehrlich ist, genauso wie der Rest meiner Familie. Ich habe auch jahrelang in einer Fastfoodkette gejobbt, wobei da auch jede Menge Leute ohne Schulabschluss gearbeitet haben. Derzeit arbeite ich in einem Bekleidungsgeschäft, wobei ich da auch mit den verschiedensten Menschen zu tun habe. Mein Freundeskreis ist auch gut durchmischt. Ich würde also sagen, dass ich es mit wirklich ganz vielen unterschiedlichen Menschen zu tun habe, wobei ich aber mit allen gut klar komme.

Aber natürlich ist es schon so, dass sich die Gesprächsthemen unterscheiden. Mit Kommilitonen oder meinen Mitbewohnern unterhalte ich mich beispielsweise gerne über das Studium und über wissenschaftliche Themen, mit "ungebildeteren" Leuten hingegen über Serien, Hobbys und solche Sachen. Es findet sich ja immer etwas, über das man gemeinsam reden kann. Und auch wenn man nun gebildet ist, muss man ja auch nicht ständig über die Arbeit oder das Studium reden. Man kann sich ja auch einfach über das Wetter, über Essen oder über das Fernsehprogramm unterhalten.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Für mich sprichst du da verschiedene Aspekte des Problems an. Da ist zum einen deine Vorstellung, weniger gebildete Menschen hätten eine andere Erlebniswelt als du, seien naiver, wären vielleicht sogar emotional anders. Meiner Erfahrung nach sind aber gerade die Grundemotionen bei allen Menschen, selbst über kulturelle Grenzen hinweg sehr ähnlich. Und glaub' mir, gerade Naivität oder das Weltbild, die Fähigkeit zur Empathie oder zu interessanten Einschätzungen hängt nicht zwangsläufig mit dem Bildungsgrad zusammen, da habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht.

Der andere Punkt ist die Sprache. Das kann ich gut nachvollziehen, mir wurde in manchen Kreisen auch schon die Verwendung von zuviel Fremdwörtern unterstellt oder sogar vorgeworfen. Mittlerweile ist es so, dass ich bei manchen Leuten meine Formulierungen überdenke, weil ich weiß, dass Menschen sich davon brüskiert fühlen können, wenn sie ein Wort nicht verstehen. Sprache kann also wirklich eine Mauer zwischen Menschen sein. Ich gebe aber zu, dass es für mich auch anstrengend ist, wenn ich immer im Kopf während meines Rede-Flusses nach einem simpleren Wort suchen muss, damit alle sich gut fühlen.

Ich weiß also gar nicht, ob das alles wirklich nur ein Dünkel ist, denn manchmal ist es wirklich schwierig, bei einem extrem unterschiedlichen Bildungshintergrund eine Freundschaft aufrechtzuerhalten oder über die Jahre weiterzuführen. Und ich bin diesbezüglich wirklich kein Snob und stamme auch aus einem ganz klassischen Arbeiter- und Angestellten-Milieu, aber im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass Beziehungen oder enge Freundschaften manchmal in eine Schieflage kommen können, wenn die Interessen immer weiter auseinander klaffen.

Was mich allerdings etwas wundert, ist wiederum deine Verwunderung oder gar dein Entsetzen, wenn dir jemand etwas über seinen in deinen Augen niedrigstehenden Job erzählt. Warum bist du da geschockt, wenn jemand die Toiletten am Bahnhof putzt oder in einer Maler-Firma arbeitet als Beispiel? Das würde ich dann ehrlich gesagt, schon als Standesdünkel ansehen. Wie du dem entkommen kannst? Vielleicht indem du dich fragst, warum das eigentlich so ist und das meine ich nicht vorwurfsvoll oder in irgendeiner Art schnippisch.

Bist du in einem streng akademischen Haushalt großgeworden oder vielleicht sogar das Gegenteil und hast dich hochgearbeitet? Hast du nie Kontakte zu einer Reinigungskraft oder dem Fahrer eines Müllwagens gehabt? Falls doch, warum fühlst du dann so eine extreme Distanz zu den Menschen? Die Frage ist ja auch, was du von diesen Menschen erwartest. Eine nette Unterhaltung, eine Freundschaft oder gar eine Beziehung? Man muss ja nicht immer über hochgradig tiefgehende Dinge reden, manchmal reicht doch schon ein netter Austausch über ein gemeinsames Hobby oder Interesse.

» Verbena » Beiträge: 4970 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Was mich allerdings etwas wundert, ist wiederum deine Verwunderung oder gar dein Entsetzen, wenn dir jemand etwas über seinen in deinen Augen niedrigstehenden Job erzählt. Warum bist du da geschockt, wenn jemand die Toiletten am Bahnhof putzt oder in einer Maler-Firma arbeitet als Beispiel?

Entsetzen ist es vielleicht nicht, so viel Emotionalität ist dann nicht dabei. Es wundert mich vielleicht oder irritiert mich. Maler fände ich gar nicht so schlimm, aber dass jemand Toiletten putzt könnte ich beispielsweise gar nicht nachvollziehen, weil ich das niemals machen würde. Ich kann es auch nicht verstehen, warum es andere machen, das ist doch unfassbar eklig.

Hast du nie Kontakte zu einer Reinigungskraft oder dem Fahrer eines Müllwagens gehabt?

Nein, privat eigentlich nicht. Ich hatte mal beruflich mit jemandem zu tun, der einen Müllwagen gefahren hat, da war es meine Aufgabe, den zu etwas zu beraten, aber privat habe ich solche Kontakte wirklich nicht. Müllwagenfahrer wäre wieder so ein Job, wo ich nicht verstehen kann, warum das jemand macht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke nicht, dass ein Abschluss wirklich etwas über einen Menschen aussagt. Natürlich ist es generell ein schöner Wegweiser um jemanden in eine Schublade einzusortieren, aber ich denke, dass ein self made Millionär mit einer guten Idee, aber ohne Abschluss durchaus auch etwas auf dem Kasten hat. Man sollte denke ich nicht in Schubladen denken.

Ich kann schon verstehen, dass es erst mal abschreckt, wenn man hört, dass jemand Professor ist, aber das sind ja auch nur normale Menschen und die Barriere, die man sich im Kopf schafft, muss gar nicht sein. Als Akademiker muss man aber auch nicht besonders helle sein. Wenn man gut auswendig lernen kann, erreicht man schon viel im Leben, richtiges Wissen ist das in meinen Augen aber nicht.

Ich denke man ist erst dann wirklich ein guter Akademiker, wenn man auch mit normalen Leuten reden kann. Das ist ja auch gar nicht schlimm, dass nicht jeder Doktor, Professor oder Konzernchef ist und sich den Blick für andere Menschen zu behalten kann der eigenen Persönlichkeit auch nicht schaden. Wobei ich noch niemanden getroffen habe, der sich auf seinen Titel so viel eingebildet hat, dass er nicht mit mir reden wollte oder reden konnte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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