Bei Vorstellungsgespräch auf Körpermakel angesprochen werden

vom 09.07.2016, 09:31 Uhr

Eine Freundin von mir hatte vor kurzem ein Vorstellungsgespräch, bei dem es um einen Job in einem kleinen Laden ging. Unter anderem wurde sie dann in dem Gespräch gefragt, ob sie denn Sport treiben würde. Daraufhin antwortete sie dann, dass Sport nicht so unbedingt ihr Ding wäre und sie daher anderen Hobbys nachgehen würde. Der Personalchef sagte dann auch ganz unverhohlen, dass man dies sehen würde.

Meine Freundin war davon doch sehr überrascht und fragte sich, wie dies denn gemeint war. Sie ist sehr schlank und sicherlich sieht man ihr eben auch nicht an, dass sie keinen Sport treibt. Dazu kam dann noch, dass der Personalchef selbst einen ordentlichen Bauch vor sich herschob.

Auch habe ich schon erlebt, dass ein etwas kräftiger Bekannter auf seine Körperstatur bei einem Bewerbungsgespräch angesprochen wurde. Dort wurde dann auch ganz direkt gefragt, ob er krankheitsbedingt übergewichtig wäre oder ihm das Essen nur einfach gut schmeckt.

Ich muss sagen, dass ich es doch schon dreist finde, wenn man auf solche körperlichen Makel angesprochen wird. Bei einer offensichtlichen Behinderung, ist es ja noch verständlich, dass der eventuelle zukünftige Arbeitgeber wissen möchte, ob der Bewerber dann irgendwelche Einschränken hat. Aber rein weg auf das Gewicht oder die Kondition bezogen, finde ich solche Fragen oder Anmerkungen schon unpassend. Oder findet ihr es in Ordnung, bei einem Vorstellungsgespräch auf körperliche Makel angesprochen zu werden? Habt ihr das sogar schon mal erlebt und wie seit ihr damit umgegangen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich wurde bisher noch nie so komisch von einem Personalchef angesprochen. Wobei ich mir das in dem von dir beschriebenen Fall auch nicht gefallen lassen würde. Den Job bekommt man ja eh offensichtlich nicht und von daher hätte ich diesem Mann mit Bauch auch deutlich klar gemacht, was ich von ihm halte. Man kann sich auch als Chef nicht alles herausnehmen.

Ich denke, dass es auch aus Personalchefsicht keinen Sinn macht das Ganze offensiv anzusprechen. Immerhin darf man deswegen ja niemanden ablehnen und wenn die Person etwas mitlaufen lässt, würde das Ärger einbringen. Man wird in den meisten Fällen sicherlich abgelehnt und gut ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Es kommt auf den Job drauf an, möchte ich jemand einstellen für eine stark belastende körperliche Tätigkeit, dann sind sportliche Aktivitäten gerne gesehen da man damit einfach gesundheitliche Probleme vorbeugen und gar vermeiden kann. Auch wird in bestimmten Berufen gezielt nach solchen Makeln gesucht und entsprechend wird man darauf auch angesprochen.

Man stelle sich vor ein 200 Kilogramm Mensch möchte Busfahrer werden und passt aufgrund seines Körpergewichtes gar nicht hinter das Lenkrad. Wieso sollte man das nicht offen ansprechen dürfen? Eigentlich hätte es dem Bewerber schon selbst auffallen müssen. Ich brauche aber auch kein zierliches Mädel mit 40 Kilogramm auf den Bau lassen, welches nicht einmal in der Lage ist die Steine zu heben.

Im Rettungsdienst wird auch danach gefragt und geforscht. Somit werden auch zu dünne Bewerber abgelehnt, da diese dem körperlichen Anforderungen nicht gewachsen sind. Dazu werden aber auch stark Übergewichtige abgelehnt, da diese deutlich häufiger krank sind als Mitarbeiter mit einem normalen Gewicht und die regelmäßig Sport machen. Ich sehe es auch nicht als Diskriminierung an, denn jeder hat die Möglichkeit Sport zu machen und entsprechend sein Gewicht zu reduzieren oder zu erhöhen. Es gibt nur sehr, sehr wenige Menschen auf der Welt die das aufgrund einer Erkrankung nicht können aber diese können das ganze in schriftlicher Form als Attest vorlegen.

Wenn du auch schreibst es gibt um einen kleinen Laden. Verkauft dieser Laden Sportartikel und Zubehör? Dann würde ich als Kunde dort auch reichlich verwundert schauen wenn mir dann ein Übergewichtiger Verkäufer über den Weg läuft der selbst keinen Sport macht und entsprechend auch nicht aus eigenen Erfahrungen beraten kann. Von daher finde ich es in dieser Sparte ebenfalls nicht ungewöhnlich wenn man danach gefragt wird. Das Kommentar dahinter hätte man sich aber stecken lassen können bzw. freundlicher formulieren.

Bei meinem jetzigen Job wurde ich nicht nur danach gefragt, ich musste sie alle aufzählen, per Attest bestätigen lassen und wurde nach den Makeln klassifiziert. So sind mir bestimmte Verwendungen komplett versagt worden und bei anderen eben nur mit Einschränkungen. Damit kann ich allerdings leben da ich meine Wunschverwendung ohnehin gefunden und auch bekommen habe. Niemand ist ohne Makel, aber man muss sich halt auch gefallen lassen, dass man damit nicht für jeden Job geeignet ist.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Wenn die körperliche Verfassung bei der neuen Stelle eine Rolle spielt wüsste ich nicht, warum man das nicht ansprechen sollte. Wie Sorae schon sagte, wenn jemand vom Bauchumfang nicht hinter das Lenkrad des Busses passt, dann kann man das doch vorab klären. Bei anderen Berufen gibt es auch eine Art von Fitness, die verlangt wird, ein Fitnesstrainer zum Beispiel. Ich würde keinen Ernst nehmen, der etwas molliger wirkt, bei Ernährungsberatern sieht es ähnlich aus. Daher finde ich schon, dass es wichtig ist, das vorab zu klären, damit man eben weiß, wie fit der Bewerber ist und ob sich eine Einstellung überhaupt lohnt.

Es wäre schließlich sehr unangenehm, wenn man die Person einstellt und dann feststelle, dass diese Person von der Fitness total ungeeignet für den Job wäre. Wie man die Frage nach den Körpermakeln und der Fitness im Endeffekt jedoch im Vorstellungsgespräch formuliert, ist eine andere Frage. Das sollte aber möglichst taktvoll und nicht abwertend oder diskriminierend geschehen finde ich.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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