Outing - Freunde haben ihr Verhalten geändert, was tun?

vom 06.07.2016, 01:41 Uhr

Schon öfters habe ich von Freunden und Bekannten gehört, dass als sie ihr Outing bekannt gaben, dass sich ihre Freunde auf einmal anders verhalten haben. Eigentlich kam jeder damit klar, dass X schwul ist oder Y lesbisch oder einige Bi. Das war an sich eigentlich nicht das Problem, die Freundschaften bestanden weiter, aber es änderte sich das Verhalten.

Beispiel:Person A hat immer im Fußballverein gespielt. Für seine Mitspieler wirkte er komplett männlich, nicht schwul oder tuckig, wie sie es stets mitteilten. Irgendwann kam er mit seinem Partner zu einer Feierlichkeit, wo alle erstaunt waren, dass er einen Freund hatte. Von da an fing es an, dass man mit ihm nicht mehr duschen wollte oder beim Fußball eine Berührung auf einmal etwas anders sehen wollte, als zuvor ohne dem Wissen, dass er einen Partner hatte.

Beispiel 2: Person X ist eine bisexuelle Frau. Sie hat daraus eigentlich auch nie ein Geheimnis gemacht, dass sie sich nicht festlegt anhand eines Geschlechts, sondern den Partner aufgrund des Charakters wählt. War bisher auch immer Okay, aber eine sehr gute Freundin ist auf einmal der Meinung, dass sie ihr die Freunde ausgeredet hat, weil sie auf sie stehen würde. Dabei waren wirklich alle deren Freunde teilweise Fremdgeher und der letzte Abschaum, was sie selber ja auch eingesehen hat. Doch jetzt begründet man es irgendwie damit, dass die X das nur getan hätte, weil sie an ihr ran wollte.

Solche ähnlichen Fälle ließt man des Öfteren, wenn es um das Thema "Outing" geht oder hört man auch im TV. Ich bin dann immer etwas verwundert und finde es schade, dass man auf einmal glaubt, dass ein schwuler Mann direkt beim duschen auf den Penis schaut, was vorher eben auch nicht der Fall war oder das die gute Freundin auf einmal etwas getan hat, um zu helfen, was ihr jetzt aber negativ ausgelegt wird.

Kennt Ihr solche Fälle, wo ein Outing die Folge war, dass Freundschaften sich verändert haben oder das Verhalten? Wie sollen denn Betroffene reagieren, wenn auf einmal solche blöden Situationen genutzt werden, um sich anders dem nun schwulen oder lesbischen Freund/Freundin gegenüber zu verhalten? Was könnten Betroffene tun?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich finde ein solches Verhalten reichlich albern. Wenn man schon vorher Jahrelang im gleichen Sportverein war und zusammen geduscht hat, was soll sich nun daran ändern wenn man weiß, dass der andere Schwul ist? Meinen die Kerle er bespringt sie bei der nächsten Gelegenheit oder wenn die Seife auf den Boden fällt? Reichlich kleinkariertes Denken und finde ich einfach nur albern. Solche Leute sind einfach kein Stück weit tolerant und können es nicht akzeptieren, wenn jemand von der Norm abweicht und nicht so ist wie sie.

Auch die Gerüchte bei der Dame finde ich einfach nur erbärmlich. Wieso sollte sie jemand anderem die Männer ausspannen wenn sie doch auf beide Geschlechter steht? Das machen auch genug heterosexuelle Frauen, jemand anderen nichts zu gönnen und anderen entsprechend die Männer ausspannen und davon abraten.

Erfahrungen damit habe ich im Freundeskreis schon gemacht, dass sich jemand geoutet hat aber mein Verhältnis ändert sich dadurch nicht zu den Personen. Denn ich habe auch keine Angst, dass mich direkt jemand bespringt nur weil er nun schwul oder lesbisch ist. Auch das mir Männer ausgespannt werden sollten, das finde ich einfach nur traurig direkt von so etwas auszugehen nur weil man nun weiß das der andere etwas anders drauf ist als man selbst.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Was Betroffene hier tun können? Sich neue Freunde suchen. Das ist zwar hart und schade, aber wer wirklich seinen Respekt und seine Zuneigung für eine Person von deren sexueller Orientierung abhängig macht, bei dem ist sowieso Hopfen und Malz verloren. Was bringt es einem dann noch, krampfhaft eine Freundschaft aufrecht erhalten zu wollen, wenn man im Gegenzug nur Verachtung und Vorurteile erntet?

Im Großen und Ganzen handelt es sich hier um ein gesellschaftliches Problem. Leider. Da kann man als Nicht-Betroffener nur klar Stellung beziehen, dass diverse Vorurteile gegenüber Nicht-Heterosexuellen haltlos sind und weder von Charakter noch von Anstand zeugen und die entsprechenden Zeitgenossen im Idealfall fallen lassen wie die sprichwörtliche heiße Kartoffel. Eines Besseren belehren ist meistens ziemlich schwierig, solange derlei Vorurteile noch stramm Rückhalt in gewissen Bevölkerungskreisen erfahren.

Eine Bekannte von mir hat sich übrigens auch relativ spät als lesbisch geoutet, und ich habe nicht den Eindruck erhalten, dass ihre weibliche Umwelt sich selbst daraufhin spontan für so scharf und geil gehalten hat, dass man gleich Angst vor sexueller Belästigung haben musste. Aber das waren eben auch alles nette, normale Menschen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich kenne leider keinen, der sich nun als schwul oder lesbisch geoutet hat. Für mich wäre das aber kein Problem, denn es stört mich nicht so lange die Person glücklich ist. Mir schreibt ja auch keiner vor, wen ich gut zu finden habe. Würde sich also ein Freund von mir outen, finde ich es absolut gut und würde ihn deswegen nicht meiden. Eine Freundschaft ist eng und sollte durch solche Kleinigkeiten nicht zerbrochen werden.

Die von dir beschriebenen Beispiele finde ich extrem traurig, eben auch weil man vorher ja keine Anstalten gemacht hat so feindlich zu sein. Solche Menschen sind dann keine richtigen Freunde und ich würde die nicht als Freunde bezeichnen. Wenn ich jetzt zu meinen Freunden gehen würde und würde sagen, dass ich auf linke Aliens stehe, wäre das kein Problem, dann ist es eben so und ich denke, dass es in jeder Freundschaft so sein sollte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich habe mit Outings ganz schlechte Erfahrungen gemacht. Ich bin ja asexuell und wenn ich das jemandem gesagt hatte, wurde ich hinterher wie ein Alien behandelt, so als hätte ich wahlweise einen schweren psychischen Schaden oder mir wurde unterstellt, dass ich bestimmt in irgendeiner Sekte sei. Das kann sich offenbar keiner vorstellen, dass es auch Leute gibt, die kein Interesse an Sex haben.

Oder es kamen dann die typischen blöden Sprüche, so wie „Du musst es nur mit dem Richtigen machen“ oder „Hat Dir mal jemand was angetan“ oder „Irgendwann ändert sich das bestimmt“. Finde ich echt schlimm so etwas. Warum können sich Menschen vorstellen, dass man schwul oder lesbisch ist, aber nicht asexuell? Ist das so schwer zu verstehen?

Daher bin ich extrem vorsichtig, wem ich das sage und außer meinem Freund, der ja logischerweise auch so ist wie ich, weiß das derzeit keiner mit dem ich Kontakt habe. Das soll auch so bleiben. Man hat nur Nachteile, wenn man sich da outet.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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