Umgang mit Personen, die sich über ihr Kind profilieren?
Immer wenn ich länger mit Eltern in Kontakt gerate, vor allem in Bezug auf meine Arbeit, fällt mir eines auf: Sie sind alle stolz auf die Leistungen ihrer Kinder und die eigenen Leistungen, der Beruf, etc. spielt gar keine Rolle mehr. Es kommt nur darauf an, wie das Kind sich verhält und natürlich macht der kleine Liebling keine Fehler, ist ein wunderschönes, liebes und absolutes Wunderkind, was ich teilweise sehr anstrengend finde.
Vor einigen Tagen hatte ich mal wieder ein Gespräch mit einer Mutter, deren Sohn mit einem anderen Kind in Konflikt gekommen ist. Ich war Zeuge dieses Konflikts und der Sohn hat sich eben nicht korrekt verhalten, was ich dann angesprochen habe. Natürlich war sie total uneinsichtig und im Nachhinein habe ich sie angetroffen, wie sie mit anderen Personen über ihr Kind gesprochen hat, wobei jede Mutter versucht hat, das Kind der anderen zu übertrumpfen.
Ich finde das ehrlich gesagt ziemlich anstrengend, auch wenn ich natürlich verstehen kann, dass man als Elternteil stolz auf sein Kind ist und dieses liebt. Dennoch hat man eben noch ein eigenes Leben und sollte dem Kind seine eigene Entwicklung lassen ohne es unter Druck zu setzen, nur um anderen zu imponieren. Was denkt ihr darüber? Kennt ihr auch solche Personen? Wie geht ihr mit diesen um?
Ich finde so etwas ziemlich erbärmlich, wenn ich ehrlich bin und kann mir nicht vorstellen, dass das so gesund ist. Denn es klingt für mich so, als wären die Mütter mit ihrem Leben unzufrieden und würden versuchen ihre Minderwertigkeitskomplexe durch die Leistungen der Kinder aufzuwerten.
Aber mal ehrlich: was kann eine Mutter für die Leistungen des Kindes? Mag ja sein, dass sie es erzogen hat, aber dafür, dass es schnell begreift und gute Noten schreibt kann sie doch im Normalfall nichts. Ich finde es total übertrieben sich über die Leistungen des Kindes zu profilieren, gerade wenn man nichts dafür getan hat außer das Kind aus dem Geburtskanal zu pressen.
Natürlich bin ich auch stolz auf meinen Sohn, aber ich sehe auch Dinge, die eben noch nicht so gut sind. Wenn ich mit anderen Leuten über ihn rede, dann sehe ich das durchaus realistisch und kann auch nicht verstehen, wie man sich alles immer nur schön reden kann. Kar man möchte das eigene Kind beschützen, aber man muss ja trotzdem bei der Wahrheit bleiben.
Ich glaube ich würde dann einfach das ansprechen, was eben war und den Rest beziehungsweise die Reaktion, wenn sie so ausfällt, wie du sie beschreibst ignorieren. Es gibt nun mal diese Eltern und damit muss man leben. Man erzieht die Eltern ja nicht.
Olly173 hat geschrieben:Ich finde es total übertrieben sich über die Leistungen des Kindes zu profilieren, gerade wenn man nichts dafür getan hat außer das Kind aus dem Geburtskanal zu pressen.
Naja, ein wenig mehr macht man als Mutter schon. Das Kind versorgt sich hinterher nicht alleine und klassischerweise geht die Mutter in die Elternzeit. Zumindest hat sie mindestens nach der Geburt noch mehrere Wochen Mutterschutz und kümmert sich auch um das Kind. Von der Erziehung hinterher einmal ganz abgesehen, denn selbst wenn das Kind in eine Einrichtung geschickt wird zur Betreuung findet Erziehung immer noch Zuhause statt.
Aber das nur so am Rande, ich finde es auch nicht sonderlich toll wenn man sich selbst hinter seinem Kind verstecken muss und nur dessen Leistungen in den Vordergrund stellt. Auch muss man aber das negative nicht anderen Leuten auf die Nase binden, sondern kann einfach mit den Informationen allgemein sparsamer umgehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade junge Mütter mit frischen Kindern nichts anderes mehr im Kopf haben als Baby hier, Baby da, Baby kann dies, Baby kann das und jedem muss es auf das Ohr gedrückt werden. Es nervt und sind bereits die ersten Profilierungen über das Kind.
Kaum eine Mutter redet über sich wenn sie das Kind dabei hat, wie es ihr geht, was sie macht und schon gar nicht sind die meisten ehrlich dabei. Frage ich jemanden direkt danach, dann bekomme ich zur Antwort "ach alles anstrengend aber schön". Bislang hatten nur zwei Mütter überhaupt die Eier in der Hose auch zuzugeben, dass sie das Muttersein auch einmal frustriert, sie am Ende ihrer Kräfte sind und das Kind entsprechend auch einmal angefönt wird auch wenn es im selben Moment einem wieder leid tut. Die andere war noch ehrlicher und hat es konkret bezeichnet, dass ihr diese 24 Stunden Muttersein so zusetzen, dass sie schon mal den Gedanken hatte das Kind vom Balkon zu werfen.
Willst du solch ein Gespräch hören mit den Details? Damit kommen die meisten doch gar nicht klar mit der Wahrheit und entsprechend wird alles beschönigt. Als Mutter die nur Zuhause sitzt und sich um das Kind kümmert hat man gerade die ersten Jahre für nichts anderes Augen und Zeit. Damit gewöhnt man es sich natürlich auch an über nichts anderes mehr sprechen zu können. Gerade wenn man es noch nicht einmal mehr schafft neben Kind und Haushalt sein eigenes Leben mit Hobbys weiter zu führen. Traurig aber wahr, es gibt genug Mütter die sich selbst aufgeben um nur noch für ihre Kinder da zu sein. Da verwundert es mich nicht, dass das Selbstbewusstsein auch so im Keller ist, dass man sich dann noch mit den Leistungen der Kinder rühmen muss vor allem und jeden.
Das die Kinder sich gegenseitig übertrumpfen müssen ist ebenfalls von der Gesellschaft hausgemacht. Kann ein Kind bei einem Stichtag der U Untersuchung etwas nicht, dann wird es direkt zusätzlich gefördert mit Ergotherapie, Krankengymnastik und allem weiteren. Dabei dauert es dann einfach nur 1-4 Wochen länger, aber diese "Verzögerung" kann die Gesellschaft nicht hinnehmen, da auch hier die Kinder immer mehr auf Erfolg und Leistung getrimmt werden.
Das erzeugt natürlich auch bei den Eltern Stress und Druck wenn das Kind sich mit 6 Monaten noch nicht drehen kann oder mit 10 Monaten noch nicht am krabbeln ist. Dann wird es mit allen mitteln versucht das Kind eben dazu zu bewegen. Dabei kommen auch die absurdesten Techniken und Mittel zum Einsatz die mich nur den Kopf schütteln lassen.
Angeblich will jede Mutter nur das beste, aber wenn sich Mutti einmal genau informieren würde ist ein Gehfrei und ein Türhopser alles andere als gut für das Kind. Aber man ist der Annahme verfallen, wenn das Kind schon einmal ins stehen gezwungen wird, dann wird es auch schneller laufen. Schlimm genug das jede 2. Mutter diesen Mist kauft und Zuhause auch benutzt ohne sich zu informieren und sich dann wundert, wieso Kevin nicht laufen will. Fragt man eine Gruppe Mütter zu einem Thema etwas, dann bekommt man 1000 verschiedene Meinungen und Lösungen für ein kleines Problem was dann natürlich alles nacheinander ausprobiert werden muss.
Die wenigsten vertrauen soweit auf sich, dass sie überhaupt in der Lage sind einfach ihren eigenen logischen Verstand zu benutzen, denn dann würden sich die meisten Fragen von Anfang an erübrigen, man braucht kein Elternratgeber und auch keine Foren durchsuchen wie man das Kind nun zum laufen bringt. Einfach wenn man sich mit dem Kind zusammen entwickelt, denn bislang ist noch jedes Kind am Ende gelaufen da es einprogrammiert ist von Anfang an. Manch eines braucht dafür halt länger als andere und einige wenige haben die Förderungen auch wirklich notwendig, beim Großteil steckt jedoch nur das gesellschaftliche Leistungsproblem dahinter.
Ich kenne solche Frauen auch. Als nicht mutter ist das für mich schon schwer zu kapieren, dass man sich mit Kindern brüstet, als habe man ein ganz tolles iPhone oder dickes Bankkonto. Doch ich kann mir vorstellen, dass Eltern ihren übertriebenen Stolz auf ihre Kinder einfach nicht mehr richtig merken und dadurch nervig rüberkommen.
Ich möchte Eltern es ja gar nicht schlecht reden, dass ihr Kind vielleicht lieb, toll und aufmerksam ist. Das ist auch sicherlich ihr Verdienst in der Erziehung mit. Doch deswegen angeben? Mögliche Streitereien in den Schulen stets auf andere schieben, weil das eigene Kind so etwas ja nie tun würde? Das wäre nicht mein Ding, zumal das nicht gerade gesund und förderlich sein kann.
Ich habe schon des Öfteren Berichte von Serienmördern & Co gesehen, wo Kinder auch angeblich perfekt waren, die Eltern ihnen alles durchgehen ließen, weil sie nichts getan hätten, aber in Wahrheit war es anders. Die Kinder haben festgestellt, dass Mama und Papa sie stets in Schutz nahmen, sie über alles stellten und sich über die Kinder profilierten. Das wurde dann genutzt, um sich Vorteile zu verschaffen. Das sind natürlich nur krasse negative Auswirkungen!
Ansonsten sind viele Kinder am Ende die Arroganz in Person. Wenn Mama immer sagt, mein Junge macht das nicht. Mein Junge kann das gut und bla, bla bla. Würde mich nicht wundern, wenn am Ende der Junge im Erwachsenenalter glaubt, das zieht sich weiter und dick auf die Nase fällt.
Zu dem Thema fällt mir eine Klassenkameradin in der Grundschule ein. Das Kind war stark übergewichtig, rotzfrech und drängelte sich überall vor. In den Augen der Mutter war es jedoch eine engelhafte "Rubens-Schönheit" und dazu natürlich aufgeweckt und hochbegabt.
Deshalb prallte auch jegliche Kritik anderer Eltern (anlässlich von z.B. Elternabenden) bezüglich des Verhaltens des Mädchens an der Mutter ab. Alle Schwächen wurden schöngeredet und die Kritiker waren nur neidisch. Sich so derartig selbst zu belügen und dem Kind keinerlei realistisches Feedback zu geben, ist sicherlich nicht gut für die Entwicklung.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen 1176mal aufgerufen · 11 Antworten · Autor: celles · Letzter Beitrag von Gorgen_
Forum: Freizeit & Lifestyle
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal? 516mal aufgerufen · 9 Antworten · Autor: Ramones · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Familie & Kinder
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal?
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen? 1135mal aufgerufen · 13 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Urlaub & Reise
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen?
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1102mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern? 1151mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: ZappHamZ · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern?