Welche Nachteile haben Familienunternehmen?

vom 06.07.2016, 07:03 Uhr

Ich habe längere Zeit in einem großen Familienunternehmen gearbeitet und empfand dies entgegen vieler Aussagen als unattraktiverer Arbeitgeber gegenüber anderen Unternehmen. Ich fand die Strukturen dort viel zu fest gefahren und auf Veränderungsvorschläge ging die Geschäftsführung nicht ein.

Habt ihr bereits in familiengeführten Unternehmen gearbeitet? Welche Nachteile habt ihr dort empfunden? Würdet ihr lieber in Familienunternehmen arbeiten oder in anderen Betrieben?

» swipu91 » Beiträge: 580 » Talkpoints: 33,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich selber hab auch in einem Familienunternehmen gearbeitet. Auch nur übergangsweise als Überbrückung. Nicht falsch verstehen, ich liebe meine Familie aber leider ist es dann auf privaten Veranstaltungen nicht mehr so leicht umzuswitchen.

Es kommen auch mehr Reibungspunkte auf und man möchte niemanden verletzen. Mir persönlich fiel es auch schwer mal Nein zu sagen zu Überstunden. Da ich wusste meine Mutti hätte sie dann machen müssen. Bin froh über diese Erfahrung, aber wäre auf Dauer auch nicht meins gewesen.

» flori0502 » Beiträge: 100 » Talkpoints: 0,74 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich glaube, dass Familienunternehmen ein entscheidendes Problem haben - die Familie. Hier ist oftmals die Trennung zwischen Arbeit und Privat nicht mehr gewährleistet, sodass viele stets erwarten, weil man der Bruder ist, dass man auch entsprechend immer verpflichtet ist, den Arsch von jemanden zu retten, einzuspringen usw.

Ich denke, dass solche Unternehmen, wie Adidas oder Aldi beweisen ganz schnell zur Familienfalle werden können. Sie sind eben oftmals kaum in der Lage, privat auch privat zu belassen und alles andere beruflich zu gestalten. Das ist leider ein großes Problem, welches von vielen Familienunternehmen ausgeht und schon ist die "Kacke" am dampfen, wie man so schön sagt.

Man stelle sich vor Person A feuert den Sohn B, weil dieser jetzt zum zehnten Mal unpünktlich gekommen ist. So ähnlich ist das bei einem Familienunternehmen, welches ich kenne, passiert. Der Haussegen hing seither nur schief. Mama war erbost auf Papa, Sohn auf Papa und die Familienfeste war der Sohn ferngeblieben. Sowas kommt dabei rum.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Mein Bruder arbeitet in einem großen Familienunternehmen und er ist total unglücklich dort. Er gehört da nicht zur Familie und ist über eine Leihfirma dahin gekommen. So ist er ein gewisser Sonderling und er hat relativ schnell gemerkt, dass Prozesse da sehr ineffizient und nicht durchdacht ablaufen. Er hat dann auch Vorschläge zu Optimierungen gemacht und mit seinem Vorgesetzten gesprochen, aber der sieht keinen Handlungsbedarf, weil er in diese Prozesse nicht involviert ist und mit diesen Zuständen nicht arbeiten muss. Er meint, das wäre nicht sein Bier und damit ist das Thema für ihn erledigt.

Wenn mein Bruder dann bei seiner Gewerkschaft Meldung macht, wollen die auch nichts unternehmen, weil die mit seinem Vorgesetzten verwandt und verschwägert sind und ihm nicht auf die Füße treten wollen. Das ist eben der Nachteil, wenn alles zu dicht miteinander verwoben ist. Die sagen dann direkt, dass er das mit seinem Vorgesetzten klären soll und unternehmen nichts, obwohl die Gewerkschaft ja für die Verbesserung von Arbeitsverhältnissen da sein sollte und das definitiv ihre Aufgabe ist.

Das läuft dann soweit, dass mein Bruder - als Nicht-Familie - dann dafür verantwortlich gemacht wird, wenn etwas mal nicht so läuft wie es sollte. An der Familie kann man sich ja nicht auslassen, das trübt nur das Klima auf Familienfeiern. Also reagiert man sich an den wenigen Außenseitern ab, die können das ja vertragen. Es gibt auch ständig Gehaltserhöhungen, die gar nicht gerechtfertigt sind, da die Produktionsprozesse katastrophal sind und die Firma seit Jahren Verluste einfährt und sogar Kunden abspringen. Das sieht aber keiner, die denken nicht vorausschauend, eben weil niemand die Familie kritisieren will.

Es geht sogar soweit, dass Stellen eben mit Familienmitgliedern besetzt werden, obwohl diese gar nicht ausreichend für diese Stellen qualifiziert sind. Meinen Bruder regt das total ab, weil er eben mit diesen "Schwachköpfen" arbeiten muss und eben merkt, dass da keine Kompetenz und kein Fachwissen vorhanden ist. Für ihn steht fest, dass er nie wieder für ein Familienunternehmen arbeiten möchte und er schaut sich nach einer neuen Arbeit um.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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