Wie unterstützt ihr Jungautoren effektiv?
Ein Bekannter hat, während seine Kinder noch klein waren, Märchen und Geschichten erfunden, die er seinen Kindern vorgelesen hat. Die Kinder waren absolut begeistert und auch die Kinder, in der Nachbarschaft, ließen sich von meinem Bekannten gerne Geschichten und Märchen erzählen. Als die Kinder älter wurde, erzählte er dann aber leider keine Märchen und Geschichten mehr.
Nun wird die älteste Tochter meines Bekannten mit ihrem ersten Kind schwanger und ihr fielen die Märchen und Geschichten ihres Vaters wieder ein. Sie bat den Vater nun darum, ob er die Geschichten und Märchen noch hat und diese ihr zur Verfügung stellen würde.
Mein Bekannter bat nun mich, weil ich ja so viel lesen würde, ob ich seine Geschichten und Märchen mal Korrektur lesen würde, denn er würde sie gerne an Verlage schicken, in der Hoffnung, seine Bücher werden veröffentlicht. Oder er will die Werke über Books on Demand oder ähnliche Anbieter drucken lassen.
Ich habe seine Werke gelesen und war schockiert. Der Erzählstil ist leider so gar nicht meiner. Was aber vielleicht nicht so schlimm gewesen wäre, aber die Rechtschreibung, Satzstellung, Satzzeichen und Formatierung sind wirklich gruselig. Da ist es mit mal ein oder zwei Wörter korrigieren leider nicht getan.
Ich finde die Idee meines Bekannten an sich sehr nett. Vor Jahren waren wirklich sehr viele Kinder von seinen Geschichten und Märchen angetan. Ich würde den Jungautoren gerne unterstützen, aber alles korrigieren und auch noch den Satzbau und diverse andere Dinge verbessern, wäre viel zu aufwendig. Habt ihr eine Idee, wie ich den Jungautoren effektiv unterstützen könnte? Habt ihr vielleicht schon mal einem neuen Autor bei seinen ersten Werken geholfen?
In dem Fall scheint es mir so zu sein, dass die Leute früher begeistert waren, als er die Geschichten mündlich erzählt hat, richtig? Dann wäre es vielleicht eine sinnvolle Geschichte sein Vortragstalent zu unterstützen, wo er stark ist und ihn zu ermuntern, mündlich weiter zu arbeiten. Im Mündlichen wird der Satz ja ganz anders gebaut, als im Schriftlichen und daher könnten die Probleme kommen, wenn er versucht, seinen mündlichen Stil zu verschriftlichen. Allerdings ist das nur so meine Vermutung nach dem Lesen deines Berichtes.
Eventuell wäre es eine Lösung, wenn der Mensch statt das Buch drucken zu wollen einfach seine Geschichten auf Youtube einspricht und dort als Hörspiele oder Hörbücher für junge Zuhörer anbietet. Dann ist egal, wie seine Rechtschreibung und Zeichensetzung ist, weil das niemand hört. Wie wäre das denn?
Wenn du seine Werke inhaltlich gut findest, dann solltest du ihm gegenüber ehrlich sein. Denn eine eigene Überarbeitung und danach einen Lektor ran lassen, wäre wohl der effektivste Weg. Eventuell fallen ihm viele Fehler selbst schon auf, wenn er die Geschichten neu schreibst. Es dann als Hörbuch zu machen, ist immer noch eine Option.
Aber ich denke, dass man mit Ehrlichkeit mehr Hilfe bringt, als wenn man aus falscher Rücksicht die Werke bejubelt. Und in den sozialen Netzwerken gibt es genug gute Autorengruppen, wo man dann auch Lektoren findet. Denn oft sind das auch gleichzeitig Autoren.
Die Geschmäcker sind verschieden. Ich finde den Stil vieler Autoren schrecklich, den andere gut finden. Dann ist außerdem natürlich so, dass manche Geschichten Kinder begeistern und Erwachsene nicht. Vielleicht trifft der Bekannte eben genau den richtigen Ton und Inhalt für Kinder.
Wenn die Idee und die Erzählweise gut sind, ist meiner Meinung nach die Rechtschreibung das kleinste zu lösende Problem und auch darüber wie man einen Text für einen Verlag richtig formatiert, kann man sich problemlos im Internet informieren. Im Autorengeschäft sind jedoch nette Ideen und ein kleiner Teil des Aufwandes. Zum größeren Teil ist Schreiben auch einfach Handwerk.
Ich nehme regelmäßig als Jurymitglied bei einem jährlichen Schreibwettbewerb teil. Da beteiligen sich erfahrene Autoren und auch Neulinge, beziehungsweise Jungautoren. Oft stelle ich fest, dass manche gut erzählen und ausgefallene Einfälle haben, aber ihnen dann einfach das Handwerkszeug fehlt. Handwerkszeug in Form von Wissen darüber wie eine Handlung aufbaut, welche Stilmittel zu bestimmten Genre passen und dann eben wie man einen Text richtig präsentiert.
Mit Märchen ist das aber grundsätzlich so eine Sache. Es gibt in der Verlagswelt kaum einen Markt für dieses Genre und schon gar nicht für ein ganzes Buch. Mein Vorschlag wäre einfach mal ein oder zwei der Geschichten gut zu überarbeiten und dann bei einem Schreibwettbewerb einzureichen. Es gibt immer wieder Verlage, die Märchenanthologien zu bestimmten Themen herausgeben. So kann man zumindest einmal ausprobieren, ob der Schreibstil auch bei anderen ankommt.
Auch wenn es dann kein komplett eigenes Buch wird. Es ist für jeden Schreiberling ein erhebendes Gefühl ein Taschenbuch mit einem selbstverfassten Text in Händen zu halten, auch wenn die eigene Geschichte dann nur eine von vielen ist.
Ich unterstütze weder Jungautoren noch andere Autoren. Wenn dein Bekannter sein Manuskript nicht mal selber Korrektur lesen kann dann ist er meiner Meinung nach als Autor schlicht ungeeignet.
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