Nachhilfeschüler zum Lesen zwingen?

vom 18.06.2016, 17:50 Uhr

Ich gebe in verschiedenen Fächern Nachhilfe. Darunter befindet sich auch ein Siebtklässler, der extreme Probleme mit der deutschen Rechtschreibung hat. Ich hatte bis zur siebten Klasse auch Probleme mit der Rechtschreibung, bis ich das Lesen für mich entdeckt habe. Dadurch, dass man ständig die korrekte Schreibweise vor Augen hat, wird allmählich dann auch die eigene Rechtschreibung besser.

Haltet ihr es für sinnvoll, Nachhilfeschüler, oder generell Kinder, dazu zu zwingen, Bücher zu lesen, damit die Rechtschreibung besser wird? Wie würdet ihr das ganze veranstalten? Würdet ihr mit einer Belohnung locken?

» Wasteoftime1398 » Beiträge: 158 » Talkpoints: 10,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Nein, ich würde keine Kinder zum Lesen zwingen, sondern versuchen sie spielerisch an das Lesen heranzuführen. Durch Zwang erreicht man, meiner Meinung nach lediglich, dass die Kinder die Lust am Lesen komplett verlieren.

Ich würde den Kindern zum Beispiel kleine Texte, die ihren Interessen entsprechen, zum Lesen geben und dem Kind nach dem Lesen der Texte kleine Fragen zum Inhalt des Gelesenen stellen. Für jede richtige Antwort erhält das Kind eine kleine Belohnung.

Wenn die Fragen auch noch schriftlich gestellt und beantwortet werden, verstärkt dies den Lerneffekt zusätzlich. Außerdem würde ich mich nach den Interessen des Kindes erkundigen und ihm beziehungsweise seinen Eltern Bücher zu diesen Themengebieten empfehlen.

» swipu91 » Beiträge: 580 » Talkpoints: 33,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Zwingen klingt immer so schlimm. Ich würde vielleicht als Elternteil mit dem Kind zusammen in einen größeren Bücherladen gehen und da mal sehen, was für das Kind interessant sein könnte. Dann würde ich das Kind bitten sich ein Buch auszusuchen und das dann eben kaufen. Ein generelles Interesse wird denke ich schon da sein und deswegen wird man leichtes Spiel haben.

Wenn dies nicht der Fall ist, würde ich eventuell auch mit einer Belohnung arbeiten. Beispielsweise: " Wenn du so und so viel Bücher liest und sich deine Note dadurch verbessert, bekommst du einen schönen Ausflug oder etwas, was du dir wünschst." Das ist denke ich schon in Ordnung, weil es ja wichtig für das Kind ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich habe eine ähnliche Situation wie du, da ich auch einen Nachhilfeschüler in der siebten Klasse habe, der (aufgrund einer anderen Muttersprache) extreme Rechtschreibprobleme hat. Ich habe ihm, als wir die Nachhilfe begonnen haben, gleich gesagt, dass Lesen ihm am meisten helfen wird. Da er in seiner Muttersprache viel liest, ist das Lesen an sich kein Problem. Nur eben das Lesen auf Deutsch. Ich denke, dass man niemanden zwingen kann. Aber gerade wenn man den Kindern und Eltern die Situation klar macht, werden sie verstehen, das Lesen hilft. Das müssen ja keine dicken Wälzer sein. Da langt auch am Anfang die Zeitung am Morgen.

» Percymaus » Beiträge: 15 » Talkpoints: 4,32 »



Ich habe auch lange Nachhilfe gegeben. Darunter waren einige mit Problemen beim Lesen und Schreiben, denn sie hatten Legasthenie, waren also auch noch sehr viel langsamer beim Lesen oder Schreiben. Mit Zwang bin ich bei keinem meiner Schüler je weiter gekommen. Den Zwang kennen sie bereits aus der Schule und von ihren Eltern und verweigern sich dem ganz.

Wenn es nicht einigermaßen Spaß brachte und sie Erfolge sehen konnten, kam ich bei meinen Schülern gar nicht weiter. Ich gab ihnen damit Texte, die sie auch interessierten, wo sie also mit Spaß bei der Sache waren. Bei dem einen waren es Texte über Astrologie und Raumfahrt, bei einer anderen Texte über Tiere usw. Ich hab mir oft einfach die Texte aus Wikipedia ausgedruckt oder einer anderen geeigneten Seite und damit haben wir dann gearbeitet.

Es muss also nicht immer ein Buch sein, sondern ich würde auch mit kürzeren Texten anfangen. Da stellt sich schneller der Erfolg ein, dass man etwas fertig gelesen hat. Und ich denke, gerade am Anfang kam es auch gut an, dass eben nicht nur sie lesen oder vorlesen "müssen", sondern dass man selbst auch vorliest, auch Fehler macht.

Wenn sie mich dann bei einem Fehler ertappen konnten, waren sie immer ganz begeistert bei der Sache. Ein Spiel war dann unter anderem, dass ich laut vorlas und mein Schüler still mitlesen musste. Ich musste also langsam lesen, damit er mitkam. Und er musste aufpassen, dass ich richtig vorlas. Er war dann also mal der Lehrer. Das gab recht viel Selbstvertrauen und nahm ein bisschen die Angst vor dem Lesen und dem Fehlermachen.

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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