Trotz behindertem Partner eine neue Partnerschaft eingehen?
In meinem Bekanntenkreis habe ich eine Frau, die einen behinderten Ehemann hat. Dieser hatte wohl plötzlich eine Gehirnblutung.Er konnte damals zwar gerettet werden, aber ist nun eher auf dem Stand eines Kleinkindes und bekommt nicht so viel von seiner Umwelt mit. Meistens ist er zufrieden, wenn er irgendwelche Zeitschriften hat, die er sich immer wieder durchsieht. Zeitweise ist er auch in einem Pflegeheim untergebracht.
Seine Frau hat seit einigen Jahren nun einen neuen Partner und ist sehr glücklich mit ihm. Dieser akzeptiert auch, dass deine Freundin einen Ehemann hat, der behindert ist und Pflege benötigt. Der behinderte Ehemann ist auch öfter mal bei ihnen und es klappt alles recht gut. Ich finde das doch sehr bewundernswert und wüsste gar nicht, wie es mir in so einer Situation gehen würde.
Bei einem anderen Paar ergab es sich plötzlich, dass der Mann wieder aus dem Koma erwacht ist und anschließend Querschnittsgelähmt war. Er hatte wohl einen Autounfall. Da er Monate im Koma lag und die Chancen schlecht standen, dass er wieder aufwachen würde, hatte sich seine Frau neu verliebt. Allerdings wollte sie dann für ihren Querschnittsgelähmten Mann da sein, als dieser aufgewacht war. Dies hat ihre neue Beziehung dann nicht ausgehalten, da der andere Mann seine Freundin quasi nicht teilen wollte.
Könntet ihr euch vorstellen, trotz eines behinderten Partners eine neue Beziehung einzugehen? Habt ihr so einen Fall schon einmal erlebt?
Ich denke, dass es immer darauf ankommt, um welche Art der Behinderung es sich handelt. Wenn es sich um eine plötzliche geistige Behinderung handelt, durch einen Unfall oder ähnliches, wird der Ehepartner ja nur bedingt wahrnehmen, dass sein Partner vielleicht eine neue Beziehung hat. Bei einer körperlichen Behinderung würde das sicherlich schon wieder alles ganz anders aussehen.
Ich weiß, dass das kaum einer nachvollziehen kann, aber wenn mein Mann in so eine Situation kommt, würde ich ihn trotzdem lieben. Er ist mein Mann und ich denke, dass man immer zueinander stehen muss. Wir hatten dann ja sehr schöne Zeiten zusammen und das kann mir keiner nehmen. Ich würde mich um ihn kümmern und ihn nicht weniger lieben.
Ich meine sexuell würde ich da sicherlich auch Treffen haben, aber das ist ja etwas, was nicht so schlimm ist, wenn der Mann das nicht mehr kann, aber ich wäre ihm vom Kopf her immer treu. Mein Mann und ich haben auch schon über solche Dinge gesprochen, er will definitiv, dass ich dann wieder glücklich werde und für ihn wäre das auch so in Ordnung. Ich müsste ihn auch nicht pflegen, nach ihm, aber ich möchte das, weil er eben mein Mann ist und ich das gerne für ihn machen würde.
Man hat nicht oft das Gefühl im Leben einen Seelenverwandten getroffen zu haben, was bei uns aber definitiv der Fall ist und deswegen würde ich ihm gerne so etwas zurück geben und ihm so auch für die gemeinsame Zeit danken. Ich denke auch, dass das unangenehm ist, wenn man von Fremden gepflegt wird. Dennoch könnte ich keine neue Beziehung eingehen, weil ich eben nur ihn liebe und nur ihn lieben werde.
Ich finde ja, dass man schon ziemlich abgebrüht sein muss, um sich innerhalb von Monaten neu zu "verlieben", während der bis vor kurzem über alles geliebte Partner im Koma liegt und ums Überleben kämpft. Ich hätte wohl nicht den Kopf frei oder die sexuelle Energie übrig, um andere Männer auch nur wahr zu nehmen, solange ich mir fürchterliche Sorgen um die Liebe meines Lebens machen muss und zwischen Hoffen und Bangen darauf warte, ob derjenige wieder ins Leben zurück findet und ob er seine geistigen Kapazitäten wieder gewinnt. Ich vermute, dass es hier vor allem darum ging, sich durch eine neue "Liebe" von dem ganzen Elend abzulenken.
Jemandem wegen einer körperlichen Behinderung den Laufpass zu geben, ist in meinen Augen zwar auch nicht gerade ein Zeichen eines starken Charakters, aber es hat eben auch nicht jeder einen starken Charakter, und man kann die Liebe, oder was man dafür hält, auch nicht erzwingen oder mit Gewalt am Leben erhalten. Manche körperlichen Behinderungen sind auch entstellend oder wirklich sehr gravierend, sodass die Betroffenen beispielsweise nicht einmal mehr selbst atmen oder essen können. Das steckt man auch als Partner nicht einfach so weg.
Bei geistigen Behinderungen sehe ich es ähnlich, habe aber schon eher Verständnis dafür, wenn man einen neuen Partner oder eine Partnerin findet, wenn der Ehemann oder die Ehefrau einen nicht einmal mehr erkennt und mit einem Mobile über dem Bett wieder geistig voll ausgelastet ist. Tragischerweise kommt so etwas ja auch vor. Da mache ich niemandem einen Vorwurf, wenn er oder sie nicht bis an sein Lebensende quasi als zölibatär lebende Witwe/r sein Dasein fristet. Davon hat ja niemand etwas. Und mit "Liebe" allein ist es auch nicht getan: Natürlich kann man auch einen Menschen im Wachkoma noch lieben, aber man möchte vielleicht auch einen Partner an seiner Seite haben, mit dem Kommunikation im klassischen Sinne möglich ist.
Generell würde ich jedoch niemanden für seine diesbezügliche Entscheidung kritisieren oder ihm Vorwürfe machen, da es sich um eine absolute Extremsituation handelt und jeder froh sein kann, wenn einem derartige Katastrophen erspart bleiben. Allerdings bleibe ich dabei, dass ich schon an der "großen Liebe" zweifle, wenn jemand sich schon den nächsten Partner an Land zieht, während der Verunglückte noch nicht einmal mit den Reha-Maßnahmen fertig ist.
Ich kann mir das nicht vorstellen, allein schon aus dem Grund, dass man dann doch gar keine Zeit für einen neuen Partner hat. Und nur weil mein Mann ein paar Monate im Koma liegt würde ich mich nicht gleich neu verlieben.
Es kommt meiner Meinung dabei stark auf die Behinderung drauf an, und ob man die Pflege komplett alleine wahrnimmt, dabei Unterstützung hat oder der Partner ins Pflegeheim kommt da es Zuhause nicht klappt mit der Pflege. Pflegt man einen Partner mit einer Behinderung komplett selbst, dann bleibt auch nicht die Zeit für die neue große Liebe, oder andere Männer treffen damit wieder etwas im Bett läuft. Selbst wenn ein Pflegedienst involviert wird, bleibt noch sehr viel Arbeit an einem selbst haften und es ist ein 24 Stunden Job.
Somit halte ich es für Blödsinn, wenn jemand das ganze im Vorfeld schon festlegt und nur für den Partner da sein möchte. Das geht bei vielen aus dem finanziellen Aspekt heraus schon einmal gar nicht, Pflege ist teuer und macht man es selbst gibt es auch nur das Pflegegeld. Ein Gehalt gibt es nicht, aber trotzdem muss Wohnung, Lebensmittel und alles weitere auch bezahlt werden. Daher gehen viele den Mittelweg und lassen den Pflegedienst kommen neben ihrer Beschäftigung, aber wenn man so eingespannt ist, dann ist mit neuer Liebe schon einmal rein gar nichts da da für die Zeit und auch der Kopf nicht vorhanden ist.
Auch sehe ich es schon als einen Betrug, wenn der Partner im Koma liegt und man sich einfach seine Bettgeschichten an einer anderen Stelle sucht. Vom Kopf her treu sein ist das jedenfalls überhaupt nicht, oder laufen die Genitalien dann einfach einem anderen Mann hinterher weil sie gerade das Bedürfnis darauf haben? Die sexuelle Ebene hängt viel mit dem Kopf zusammen, denn ob man es macht oder nicht ist eine reine Kopfentscheidung die durch verschiedene Hormone noch beeinflusst wird. Aber man ist immer in der Lage Nein zu sagen und das zu unterlassen. Von daher würde ich das ebenfalls nicht generell sagen und als Betrug am eigenen Partner auffassen.
Was ist das auch für eine Art, nur weil es der Mann nicht mehr bringt direkt auf den nächsten hüpfen? Nicht umsonst heißt es "in guten wie in schlechten Zeiten" und geht etwas nicht mehr, dann muss man es sich meiner Auffassung nach nicht an einer anderen Stelle einfach nehmen. Klappt es im Bett nicht mehr, dann ist es halt eine schlechte Zeit, auch für die Frau.
In der Situation war ich noch nicht, denn mein Partner hatte das ganze nicht überlebt worüber ich auf der einen Seite sehr traurig war aber auch erleichtert da ihm ein solches fristen als Kartoffel erspart geblieben ist. Aber ganz ehrlich, für mich käme eine Pflege Zuhause nur von mir nicht in Frage aufgrund mehrerer Faktoren. Wie sollte ich das alleine stemmen in finanzieller Hinsicht und auch körperlich? Pflege ist belastender als mancher annimmt oder sich das vorstellen kann.
Das hat mit Liebe rein gar nichts zu tun, dieses wird gerne als Vorwand genommen einen Partner nicht ins Heim zu stecken. Dort hätte er es jedenfalls besser als bei mir, da ich ohnehin eingespannt bin und nicht einfach alles aufgeben kann um 24 Stunden am Tag parat für die Pflege zu stehen. Das ist einfach nur ein logischer Gedankengang denn auf biegen und brechen würde ich es nicht versuchen, damit es mit der Pflege Zuhause klappt. Ich würde aber auch nicht auf den erstbesten springen zum Sex oder mir gar einen anderen Kerl anlachen für gelegentliche Stunden, solange der Partner noch lebt auch wenn er als Kartoffel vor sich fristet.
Es ist verdammt schwer, sich in eine solch schweren Situation reinzubewegen. Zumal gesagt werden muss, dass die Gefühle der Frauen, in beiden Fällen, ja nicht einfach von heute auf morgen aufgehört haben werden. Sie haben sicherlich schwer gelitten, dass ihre Partner nicht mehr dieselben sind, wie vor Unfällen oder der Hirnblutung.
Beim Mann mit dem Verstand eines Kindes ist es besonders schwer. Wie möchte Frau auch weiterhin einen Menschen lieben, der nun Pflege benötigt und den Verstand eines Kindes besitzt? Sie hat dort nicht mehr den Mann mit geistiger Reife vor sich, in den sie sich verliebt hat. Ihr ist es aber gleichzeitig hoch anzurechnen, dass sie ihn nicht sitzen lässt, sondern sich kümmert und das trotz das sie einen neuen Partner hat.
Als Außenstehende ist es zwar irgendwie befremdlich, das man nun den behinderten Ehemann mit zum neuen Partner nimmt, aber er merkt es nicht! Macht es das jetzt besser? Puh, ich weiß es nicht. Auf der einen Seite fühlt sie sich ihm gegenüber verpflichtet ihn nicht im Stich zu lassen und auf der anderen Seite will sie auch ein Leben haben.
Eine Querschnittslähmung bei dem anderen Fall ist auch kein gutes Omen für eine Beziehung. Ich kann Dir nicht sagen, wie ich reagieren würde. Ich behaupte jetzt großzkotzig, dass ich zum Partner stehen würde, ihm helfe, aber wenn man drin steckt, dann weiß man es erst und da wendet sich oftmals das Blatt, weil das vorherige Leben je nach Behinderung ein Ende finden würde.
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