Kann man Menschen Blutgerinnungsstörungen ansehen?

Eine meiner Kolleginnen soll nächste Woche operiert werden und der Chirurg hat zu ihr gesagt, sie soll vorsichtshalber zum Hausarzt gehen und ein Blutbild machen lassen. Sie soll die Blutgerinnungswerte überprüfen lassen und die Ergebnisse dann dem Chirurgen zuschicken, damit er eben Bescheid weiß.

Wir haben uns heute in der Mittagspause darüber unterhalten und das bekam zufällig ein Kollege mit, der reingeplatzt ist. Der hat sich dann auch direkt in das Gespräch eingemischt und meinte, dass meine Kollegin doch gesund aussehen würde und sie bestimmt keine Probleme mit der Blutgerinnung hätte. Anschließend ist er wieder gegangen.

Ich finde das ziemlich vorschnell geurteilt. Ich gebe zu, meine Kollegin sieht von außen schon sehr gesund aus, aber das sagt doch nichts über den Zustand ihres Blutes aus finde ich. So hat sie sich mal in einer Uniklinik untersuchen lassen und dort stellte man fest, dass sie eben eine gestörte Blutgerinnung hat und eine erhöhte Blutungsneigung hat.

Was haltet ihr von der Aussage meines Kollegen? Findet ihr, dass man Menschen Blutgerinnungsstörungen optisch ansehen kann?

Nein, ich finde nicht, dass man einem Menschen eine Blutgerinnungsstörung ansehen kann. Dann wäre die Diagnose ja auch sicherlich sehr leicht zu stellen und man könnte sich die Blutuntersuchung dafür sparen. Ich hatte in meinem Bekanntenkreis auch jemanden, der so eine Bluterkrankheit hatte. Ihr konnte man nichts davon ansehen.

Man sieht Menschen ja auch nicht an, wie dünn oder dick ihr Blut ist und ob es eher schnell oder langsam durch den Körper fließt. Aber bei Blutarmut habe ich schon gehört, dass man den Menschen dies schon mal ansieht, wenn sie sehr blass sind. Ich denke, dass der Kollege, deine Kollegin nur beruhigen wollte, in dem er gesagt hat, dass sie doch sehr gesund aussehen würde. Er hat sicher nicht gemeint, dass man eine Blutgerinnungsstörung am Aussehen eines Menschen festmachen kann.

Ich denke auch nicht das dein Kollege vorschnell urteilen wollte, sondern etwas positives, mutmachendes an deine Kollegin richten wollte. Blutgerinnungsstörungen kann man teilweise schon erkennen jedoch nur in besonders ausgeprägter Form und ganz besonders bei dünner Haut. Also je nach Beschaffenheit des Menschen.

Bei einer "Verdünnung" des Blutes kommt es zu vermehrten Blutungen, die ja auch so riskant bei einer Operation sein können. Diese Blutungen gibt es aber auch in kleiner Form, schon sanftes Anecken oder Stoßen, kann zu großen blauen Flecken führen. Bei einer "Verdickung" des Blutes kann es auch zu optischen Veränderungen kommen, wie beispielsweise hervorstehende, deutlich sichtbare und verfärbte Venen. Menschen mit dickem Blut neigen auch oft dazu etwas geschwollen auszusehen.

Bei meiner Kollegin ist es wohl so, dass sie zu blauen Flecken an den Beinen neigt und das wegen absoluter Kleinigkeiten (ihre Aussage). Auf Arbeit bekommt man davon aber nicht viel mit, da sie meistens lange Hosen trägt und wenn sie im Sommer mal einen Rock trägt, dann merkt man es durch ihre Bräune nicht sofort und es soll wohl teilweise auch so sein, dass sie die blauen Flecken überschminkt, weil sie sich dafür schämt.

Ich muss sagen, dass ich die Aussage deines Kollegen schon etwas merkwürdig finde. Man kann den Menschen die Blutgerinnungsstörungen nicht ansehen, also ich kann es jedenfalls nicht. Bei meiner Arbeit habe ich auch mit Menschen zu tun, die Blutgerinnungsstörungen haben und ich wüsste nicht, woran man das sehen sollte. Es kann aber natürlich auch sein, dass dein Kollege nicht wirklich viel mitbekommen hat, aber trotzdem etwas aufmunterndes sagen wollte und ihm in dem Moment nichts besseres einfiel.