Findet ihr das Schulsystem in Südkorea zu streng?

vom 04.07.2016, 05:54 Uhr

Ich habe gestern Abend bei Galileo einen interessanten Beitrag über das Schulsystem in Südkorea gesehen. Die Schüler sitzen dort an sieben Tagen die Woche von morgens bis Mitternacht in der Schule und sind dort nur am Lernen. In dem Beitrag hat ein deutscher Waldorfschüler eine Woche lang am Unterricht in Südkorea teilgenommen und war danach fix und fertig. Freizeit oder genügend Zeit zum Ausschlafen bleibt den dortigen Schülern nicht.

Ich finde dieses Schulsystem nicht gut, da man den Kindern und Jugendlichen jegliche Freizeit nimmt und die durchgängige Lernerei, meiner Meinung nach, auch nicht gut für die Gesundheit ist. Im Beitrag wurde in diesem Zusammenhang auch die hohe Selbstmordrate bei Jugendlichen in Südkorea erwähnt. Könntet ihr euch für eure Kinder ein solch strenges Schulsystem vorstellen oder findet ihr es zu hart? Welche Vorteile hat dieses Schulsystem eurer Meinung nach?

» swipu91 » Beiträge: 580 » Talkpoints: 33,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Strenge ist doch das geringste Problem. Denn die staatliche Bildung ist nur die Basis des Wahnsinns, die ganzen privaten Lern- und Nachhilfeinstitute machen die Sache erst richtig schlimm. Es ist einfach die Folge der Asienkrise.

Jetzt müssen Eltern massig investieren, damit ihre Kinder in der Elite landen, ansonsten ist die Zukunft gestorben, bevor das Kind die Grundschule verlassen hat. Das beginnt schon vor der Einschulung. Denn da fast alle Kinder lesen und rechnen können, überspringen die Lehrer das. Wer nicht mitmacht, hat verloren.

Das System setzt Multiple-Choice-Tests ein, dazu kommen Hobbys, die Punkte an Eliteunis und auf dem Heiratsmarkt bringen. Wirklich gelernt wird nicht, an ausländischen Unis kommen Südkoreaner ins Schwimmen. Selbstständiges Arbeiten, das Erschließen und Einordnen von Quellen, das Interpretieren von Ergebnissen wird nicht vermittelt.

Das Ziel ist eben, in den offen geführten Listen ganz oben zu landen. Mittlerweile flüchten viele Familien ins Ausland, um den Kindern den Stress zu ersparen und ihnen eine gute Bildung zu verschaffen. Das trennt ganze Familien, weil der Vater bleibt und den Lebensunterhalt verdient.

Dafür gibt es sogar Namen. Pinguinväter müssen in Südkorea bleiben und sehen ihre Familie über Jahre nicht, weil das Geld für die Reise fehlt. Adlerväter dagegen können sich den Flug zu ihren Liebsten leisten. Generell nennen sie das Phänomen nach den Wildgänsen, die auch weit ziehen.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Cooper hat das meiste davon schon genannt. Auch kommt noch die Einstellung zum Leben der Asiaten mit dazu. Dort wird nicht einfach gejammert sich auf den Boden geworfen und geschrienen ich will nicht mehr, nein diese behalten ihre Würde und ertragen vieles. So auch den ganzen Druck und Stress durch die Schule, die Eltern machen es mit ihrer eigenen Haltung auch vor und erziehen ihre Kinder so, dass sie nicht aus der allgemeinen gesellschaftlichen Rolle fallen.

Somit wundert es mich nicht, dass die Kinder keinen Ausweg mehr sehen außer Selbstmord, denn zu wem sollen sie auch gehen und sich beschweren? Die Eltern wollen das beste, denn wenn die Kinder nicht im oberen Bereich der Liste stehen, dann haben sie direkt ein versautes Leben. Bekommen keinen Job, keine Wohnung und hausen am Ende unter der Stadt im Kanal in Gitterboxen. Wer möchte das schon für seine Kinder? Also zieht man zwangsläufig mit und unterstützt dabei den kompletten Wahnsinn auch noch, der auch nicht besser wird dadurch.

Deswegen kann ich es gut verstehen wenn es sich eine Familie leisten kann, dass die Kinder mit der Frau ins Ausland geschickt werden um den ganzen zu entgehen. Schade dabei ist allerdings nur, dass die Väter die Kinder dann nicht mehr oft sehen da den meisten wirklich das Geld für die Reise fehlt und auch Urlaub dort sehr minimalistisch ist, dass nur wenige Tage oder Stunden überhaupt bleiben. Fände ich zwar ebenfalls schade, aber wenn es mein eigenes Kind dadurch besser haben kann und auch unbeschwerter aufwachsen, dann würde ich ebenfalls diesen Weg wählen und in erster Linie an die Kinder denken und nicht an mich selbst.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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