Schockerlebnisse bei der Arbeit - welche gab es bei euch?

vom 20.06.2016, 06:57 Uhr

Bei mir gab es zum Glück noch nie etwas Schlimmes, was bei der Arbeit passiert ist, bei meinem Mann aber schon. Er hatte mal einen Studentenjob im 3 Schicht Betrieb und dort arbeitet auch ein Freund von ihm. Nun kam es so, dass der Freund sich bei der Arbeit den Finger abklemmte und alle so in ihrer Arbeit und im Arbeitssoll vertieft waren, dass nur mein Mann den betreffenden Freund fahren konnte und fahren wollte.

Welche Schockerlebnisse gab es bei euch auf der Arbeit? Wie kam es dazu und was habt ihr gemacht? Der beschriebene Fall ging übrigens gut aus, der Finger war noch dran und dem Finger geht es auch wieder gut.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Glücklicherweise habe ich bisher noch kein Schockerlebnis auf der Arbeit gehabt, aber ich kann von einem Schockerlebnis berichten, dass der Partner meiner damals besten Freundin erlebt hat. Er arbeitet in einem Chemiebetrieb und dort kam es vor einigen Jahren in einer ölbetriebenen Anlage zur Mehltrocknung zu einer heftigen Explosion durch die die ganze Produktionshalle in Brand geriet.

Dem Partner meiner Freundin ist glücklicherweise nichts passiert, aber er musste dabei helfen, zwei seiner schwerverletzten Kollegen aus dem brennenden Gebäude zu befreien. Er hatte monatelang mit dem Trauma zu kämpfen und musste einen Therapeuten besuchen, der ihm half das Erlebte zu Verarbeiten.

» swipu91 » Beiträge: 580 » Talkpoints: 33,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Schocken bei der Arbeit kann mich eigentlich kaum etwas, es gibt eigentlich nichts an medizinischen Notfällen was ich noch nicht gesehen habe. Ein abgeklemmter Finger mit dem dazugehörigen Patienten ist für mich somit kein Anblick der mich schocken würde.

Allerdings gab es einen solchen Moment in meinem Anerkennungsjahr. Ich war direkt fertig mit dem ersten Jahr Schule und hatte meine ersten Schichten auf dem Rettungswagen zusammen mit einem erfahrenen Rettungsassistenten. Dieser erzählte die ganze Schicht über, dass er sich nicht gut fühlen würde und wohl krank werden würde. War aber auch froh, dass es der letzte Dienst in seinem Block war und danach ein paar Tage frei wären.

Kurz vor Ende der Schicht, wir saßen gerade im Rettungswagen vor der Klinik beim Kaffee trinken, sackte er zusammen und war Reanimationspflichtig. Nachdem ich alleine war durfte ich alles auch alleine machen, erst aus dem Auto ziehen, Sachen holen anfangen zu drücken und beatmen. Nebenbei natürlich nicht vergessen weitere Kräfte zu rufen. Es lief im Kopf zwar alles nach Schema ab, trotzdem war es ein reines Chaosfeld bei dem ich nur improvisieren musste.

Gelernt haben wir im Team denn wer geht denn schon davon aus das der Kollege gerade den Löffel abgeben möchte. Somit muss man alles von zwei Personen auf eine Person umdenken und entsprechend auch so machen. Krankenhauspersonal welches beim rauchen stand machte keine Anstalten helfen zu kommen auch nicht auf direkte Ansprache, sondern sind lieber wieder nach drinnen gelaufen. Das war schon ein Armutszeugnis für eine Universitätsklinik und dessen Personal, über das ich mich hinterher auch noch beschwert habe.

Also alles etwas chaotisch abgelaufen und nicht nach dem vorgegebenen Schema. Die Sachen sind aus dem Rucksack nur so geflogen und es sah einfach aus wie nach einem Krieg. Der dazu gerufene Notarzt hat nur ein Wort dafür gefunden, nämlich "Hiroshima". Er und die weiteren Kollegen mussten sich erst einen Weg durch mein Materialchaos bahnen was ich in der Zeit veranstaltet habe. Selbst Material was man für eine Reanimation nicht braucht lag außerhalb des Fahrzeuges in einem 10m Radius verteilt, weil ich das was ich brauche nicht auf Anhieb gefunden hatte und alles zur Tür rausgeworfen habe.

Trotzdem hat es für eine erfolgreiche Reanimation gereicht ohne Folgeschäden. Allerdings ist er nach diesem Infarkt auch nicht mehr ins Berufsleben zurück gekommen sondern in Frührente gegangen. Das Aufräumen und Wiedereinräumen vom Rettungswagen hinterher dauerte ganze vier Stunden, solch ein Chaos habe ich in weniger als 10 Minuten dort veranstaltet neben der Reanimation vom Kollegen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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