Bindung zwischen alleinerziehender Mutter und Sohn stärker?

vom 24.06.2016, 17:11 Uhr

Eine Freundin von mir ist alleinerziehende Mutter von einem Sohn. Obwohl der Sohn mittlerweile über zwanzig Jahre alt ist, unternehmen die beiden unheimlich viel miteinander. Ich habe noch von niemandem gehört, der in diesem Alter noch so viel mit seiner Mutter unternimmt.

Ich könnte mir vorstellen, dass dies dadurch begründet ist, dass sie den Sohn als Einzelkind alleine groß gezogen hat und die Bindung zwischen den beiden daher stärker ist als zwischen einer "normalen" Mutter und ihren Kindern. Habt ihr eine solche Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem fast erwachsenen Sohn auch schon mal erlebt? Glaubt ihr, dass dies wirklich dadurch begründet ist, dass sie ihren Sohn alleine groß gezogen hat?

» swipu91 » Beiträge: 580 » Talkpoints: 33,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke schon, dass so was sehr viel Einfluss auf die Beziehung hat, die sich nun mal zwischen den Eltern und den Kindern entwickelt. Dadurch, dass die Mutter seit Jahren sein einziger Elternteil und somit auch die einzige Person war, der er sich von kleinauf anvertrauen konnte, herrschte da natürlich ein ganz anderes Vertrauensverhältnis als bei normalen Familien.

Wenn man nur diesen einen Menschen hat, dann hängt man natürlich schon etwas mehr aneinander, als wenn man noch einen anderen Elternteil hat. Wenn dann der Grundstein, auf dem diese Eltern-Kind-Beziehung aufbaut, auch gut ist, dann sind es die besten Voraussetzungen dafür, dass sich ein wirklich langwieriges und vor allem auch tiefes Vertrauensverhältnis zwischen der Mutter und dem Sohn ausbildet oder eben allgemein gesagt zwischen dem Elternteil und dem Kind.

Dennoch denke ich, dass man aber auch dann, wenn man mit beiden Elternteilen aufwächst, irgendwo immer ein Elternteil hat, was man ein wenig lieber mag. Man sagt ja nicht umsonst, dass die Kinder entweder ein "Mutti-Kind" oder ein "Papa-Kind" sind. Das habe ich schon des öfteren erlebt und auch bei mir war es so, dass die Beziehung zu meiner Mutter besser war als die zu meinem Vater.

Seit meine Eltern sich haben scheiden lassen ist die Beziehung zu meiner Mutter, bei der ich immer noch lebe, um einiges besser geworden als früher und wir verstehen uns noch besser - ich kann es also in gewisser Weise auch bestätigen, was du gesagt hast.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Vielleicht brauchen Kinder auch gar nicht unbedingt Mutter und Vater. Früher war halt der Vater der Versorger und inzwischen kommen auch Mütter ganz gut als Alleinversorger durch und da braucht es den Vater gar nicht so dringend. Ich mag meinen Vater auch nicht so wahnsinnig gerne, ich finde, der ist zu streng und mault zu viel herum. Ich wäre ganz froh gewesen, wenn ich nur bei meiner Mutter hätte aufwachsen können.

Mein Freund hat gar keinen Kontakt zum richtigen Vater und mit dem Stiefvater versteht er sich nicht so gut. Die koexistieren eher, also leben nebeneinander her, aber die sind so unterschiedlich, dass die sich eher aus dem Weg gehen. Und mein Freund hängt dann eher an seiner Mutter, weil das so eine Gutmütige und Liebe ist.

Das kann ich aber auch verstehen. Ich habe das auch schon einmal erlebt, wie der Stiefvater wegen einem total belanglosen und unwichtigen Thema herumgeschrien hat und meinen Freund angemotzt hat und der wusste gar nicht, wie ihm geschieht. Und solche Aktionen bringen vor allem Männer. Es gibt sicherlich auch Frauen, die etwas explosiv sind, aber das sehe ich eher als Ausnahmen. Er wäre wohl ganz froh, wenn der Stiefvater weg wäre und er nur mit seiner Mutter zusammenleben könnte.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich bin alleinerziehende Mutter eines Sohnes und bin daher auch die Bezugsperson für ihn, denn sein Vater interessiert sich gleich Null für das Kind. Dort wird er nur in die Ecke gesetzt zum spielen und nervt mehr, dass hat mein Sohn auch schon selbst gesagt und daher möchte er auch gar nicht mehr zu seinem Vater sondern bleibt lieber die ganze Zeit bei mir. Dadurch das ich ihm Mutter und Vater gleichzeitig sein muss, ist die Bindung natürlich eine ganz besondere und auch intensiv, da es sonst keine weitere Bezugsperson gibt. Ob das allerdings noch in 20 Jahren so der Fall sein wird, kann ich zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen.

Meine Schwiegermutter war ebenfalls alleinerziehend von ihrem Sohn bzw. meinem Ex Partner. Diese Bindung war alles andere als eng, das Kind ist mit 15 Jahren bereits ausgezogen, die zwei haben sich nie sonderlich gut verstanden und haben auch nur wenig Kontakt miteinander. Und das obwohl sie gerade einmal 150 Meter auseinander wohnen. So haben sie sich auch fast 5 Jahre nicht gesehen, da der Weg einfach zu weit war wie man mir von beiden Seiten versicherte.

Also kann man das meiner Meinung nach nicht pauschal sagen, sondern es kommt auf noch viele weitere Umstände drauf an. Wenn die Mutter nie da war weil sie nur auf Arbeit war und das Kind der Versorger für sich selbst, dann wird die Beziehung auch nicht so dick sein als wenn die Mutter dem Kind jeden Wunsch von den Augen abliest und alles dafür opfert. Ich denke es ist besser einen gesunden Mittelweg zu finden als sich ein solches Muttersöhnchen zu züchten welches mit 20 noch an Mutti hängt aber auch nicht so, dass das Kind mit 20 Jahren rein gar nichts mehr von der eigenen Mutter wissen möchte.

Insgesamt wird das nicht nur daran liegen, dass das Kind nur einen Elternteil hatte sondern auch auf die weiteren Rahmenbedingungen die dabei vorlagen. Sicherlich ist die Bindung eine komplett andere wenn man nur eine Bezugsperson hat als wenn beide Elternteile vorhanden sind und auch die Erziehung findet ein wenig anders statt, aber das alleine dürfte für diese enge Bindung kaum als Grund ausreichen.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^