In welchen Fällen ist Hilfe zur Selbsthilfe sinnvoll?

vom 25.06.2016, 16:16 Uhr

Es gibt doch diesen Spruch, von wegen, dass man einem Mann keinen Fisch geben sollte, weil er davon nur satt werden würde, aber nicht lernen würde, wie man sich selbst Nahrung beschafft und zubereitet. So würde man nur den temporären Hunger stillen, aber dem Mann nicht wirklich helfen, nie wieder hungern zu müssen. Diesen Spruch nimmt sich mein Bruder wirklich sehr zu Herzen, daher leistet er lieber Hilfe zur Selbsthilfe, damit die Menschen unabhängig werden und alleine klar kommen, als den Hilfesuchenden alles abzunehmen.

Ein Stück weit kann ich diese Einstellung auch nachvollziehen, auch wenn ich das als Kind nicht immer verstanden habe. Wenn ich früher Hilfe brauchte wegen dem Computer oder anderen Sachen, dann ging ich natürlich immer zu meinem älteren Bruder und bat ihn um Hilfe. Er hat mir aber nie alles abgenommen, sondern mir eher erklärt, was das Problem ist und wie ich das selbst lösen kann. Manchmal hat er mich auch verbal angeleitet und dirigiert, damit ich das selbst lösen kann. Oder er verriet mir, wo ich die nötigen Informationen beschaffen kann.

Auch wenn ich das als kleines Mädchen eher lästig fand, hat es doch enorm meine Selbstständigkeit und Unabhängigkeit gefördert. Mir ist aber auch bewusst, dass man nicht immer Hilfe zur Selbsthilfe leisten kann, sondern dass eben auch richtige Hilfe geleistet werden müsste. In welchen Fällen ist Hilfe zur Selbsthilfe sinnvoll und warum?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



So lange man noch bei der anderen Person erwarten kann, dass diese das selber hin bekommt, sollte man sie nur dazu anleiten. Ansonsten muss man natürlich helfen. Auch wenn es um eine schnelle Hilfe geht sollte man nicht ewig erklären oder erklärend daneben stehen. Beispielsweise, wenn man hingefallen ist und aufstehen möchte aber es nicht geht. Da sollte man sich nun nicht daneben stellen und von sportlichen Übungen schwafeln, sondern einfach auf helfen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich würde das auch immer von der Situation und der Art der Hilfe abhängig machen, die nötig ist. Bei manchen Dingen, die eben wieder auftreten können, ist es sicherlich von Vorteil, wenn man jemanden nur anleitet und ihm dann zeigt, wie er das Problem selbst beheben kann, wenn es denn wieder einmal auftritt.

Wenn jemand aber eher körperliche Hilfe braucht, weil er selbst vielleicht nicht in der Lage ist, etwas zu tun, sieht das schon anders aus. Wenn jemand darum bittet, dass er irgendwohin gefahren werden möchte, da er selbst gerade eingeschränkt ist und kein Auto fahren kann, wird da Hilfe zur Selbsthilfe kaum etwas bringen.

Aber wenn ich jemanden bei den Hausaufgaben helfe, dann erledige ich diese ja nicht für ihn. Sondern versuche ihm zu erklären, wie die Aufgaben funktionieren und zu erledigen sind und ihm beim Lösungsweg zu helfen. Ich denke schon, dass man da auch klar unterscheiden sollte, wann welche Form von Hilfe angebrachter oder gar nötig ist.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Prinzipiell ist es eine schöne Idee, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, aber ich bin auch der Meinung, dass je nach Zusammenhang auch eine gewisse Arroganz und ein ungerechtfertigtes Sendungsbewusstsein mitschwingen kann. Manchmal ist ein Hilfsansinnen ja wirklich mit ein paar Mausklicks oder zehn Minuten Werkeln erledigt, weil der Helfende sich gut auskennt und dann finde ich es als Hilfesuchende schon ziemlich lästig, wenn man unbedingt die Gelegenheit nutzen möchte, mir etwas beizubringen, nur weil etwa der Drucker mal wieder spinnt.

Auch bei Fragen nach Fakten würde ich normalerweise nicht auf Google verweisen, sondern der armen Seele in Gottes Namen direkt verraten, dass Kreuzspinnen dem Menschen nicht gefährlich werden können, dass Eisbären am Nordpol leben oder dass die Hauptstadt von Mosambik Maputo heißt. Ich finde überhaupt, dass Hilfsbereitschaft auch mal ohne Gegenleistung stattfinden kann, selbst wenn die Gegenleistung nur darin besteht, dass man sich belehren und erziehen lassen muss.

Hilfe zur Selbsthilfe gibt es bei mir vor allem, wenn ich genau weiß, dass die Person im Wiederholungsfall dazu neigt, meine Gutmütigkeit auszunutzen, sprich, jedes Mal zu mir gerannt kommt, wenn der Drucker spinnt. Dann kann man schließlich mit gutem Gewissen sagen: "Ich habe dir doch detailliert gezeigt, was man machen muss, wenn..." Aber davon abgesehen lasse ich mich vom Einzelfall leiten, ob ich "Hilfe zur Selbsthilfe" anbiete oder einfach nur hilfsbereit bin und gehe auch auf mein Gegenüber ein. Meistens merkt man ja, ob einer Person mehr gedient ist, wenn man selber zupackt oder wenn man die länglichen Erläuterungen heraus kramt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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