Warum lassen sich Ehepaare heutzutage häufiger scheiden?

vom 21.06.2016, 11:01 Uhr

Wenn man unsere heutige Gesellschaft so betrachtet dann fällt auf, dass sich verheiratete Paare deutlich häufiger scheiden lassen, als noch zu Zeiten unserer Großeltern. Aber nicht nur Ehepaare, sondern auch unverheiratete Paare trennen sich meinem Gefühl nach heutzutage häufiger.

Um dies zu erklären gibt es sicherlich die eine oder andere Vermutung. Früher war es beispielsweise gesellschaftlich verpönt sich nach der Eheschließung wieder scheiden zu lassen. Aus diesem Grund haben die Menschen es wahrscheinlich häufiger vermieden, um in der Gesellschaft nicht schlecht angesehen zu werden.

Wie seht ihr das, habt ihr auch das Gefühl Beziehungen und Eheschließungen wurden früher ernster genommen als heute? Oder seid ihr vielleicht auch komplett anderer Ansicht? Was sind eurer Meinung nach die Gründe für eine hohe Scheidungsrate, beziehungsweise das Zerbrechen von Beziehungen in der heutigen Zeit?

» Kami » Beiträge: 265 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Genau das ist der Punkt: früher war es nicht gern gesehen, wenn man sich hat scheiden lassen. Ich kann zum Beispiel berichten, dass meine Oma nicht nur ihren ersten Freund heiraten musste, sie durfte sich dann auch nicht scheiden lassen, als sie es wollte. Sie hat es trotzdem gemacht und das war ein ziemliches Theater. Man trennte sich einfach nicht und ließ sich schon gar nicht scheiden, vor allem dann nicht, wenn Kinder im Spiel sind.

Ich glaube mal gelesen zu haben, dass sich unverheiratete Paare trotz allem eher trennen, als verheiratete Paare. Das hat sicherlich auch etwas mit dem Geld zu tun. Außerdem ist man seinem/seiner Ex auch in manchen Fällen zu Unterhalt verpflichtet, auch wenn man nicht mehr verheiratet ist. Da überlegt man sich sicherlich genau, ob man a) heiratet und b) sich scheiden lässt. Denn bleibt man verheiratet, hat man zum einen erstmal keine Scheidungskosten und eventuell noch einen steuerlichen Vorteil. Sind Kinder im Spiel, spielt ja dann der Unterhalt für das Kind noch eine Rolle.

Ich denke, dass man es früher nicht anders gelernt bekommen hat. Man trifft sich mit jemandem, ist vielleicht sogar verliebt und heiratet und bekommt Kinder. Aber bitte auch in der Reihenfolge, denn uneheliche Kinder waren ja auch nicht gern gesehen. Man hat das so akzeptiert und war dann eben ein Leben lang zusammen. Grundsätzlich dürfte diese Vorstellung für viele Romantiker ja nicht verkehrt sein.

Ich persönlich würde grundsätzlich nur dann heiraten, wenn ich mir wirklich sicher bin, dass ich mit der Person auch alt werden will. Ich bin nicht sicher, ob das wirklich bei allen Personen so ist. Viele heiraten sicherlich auch, einfach damit sie mal geheiratet haben, weil sie ein Kind erwarten, weil sie steuerliche Vorteile haben usw. und machen sich über die Konsequenzen gar keine Gedanken. Es sind so viele geschieden, dass man es ab einem gewissen Alter regelrecht erwartet, dass jemand schon einmal verheiratet war. Traurig, aber wahr.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich glaube dieses Phänomen hängt unter anderem damit zusammen, dass sie Ehe früher einen ganz anderen Stellenwert hatte als heutzutage. Daher gehen viele Leute in der heutigen Zeit Ehen viel leichtfertiger ein, als es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Zudem sind Scheidungen heutzutage kein gesellschaftliches Tabuthema mehr und viele Leute sind nicht mehr bereit um ihre Ehe zu kämpfen.

Zudem sind die Frauen in der heutigen Gesellschaft viel selbstständiger als früher und finanziell meistens nicht mehr so stark abhängig von ihren Männern.

Ich glaube aber auch, dass die Einstellung der Menschen zu Beziehungen sich generell geändert hat und die Leute viel häufiger fremdgehen und den Partner nicht mehr so zu schätzen wissen wie es früher der Fall war. Außerdem tragen die sozialen Netzwerke meiner Meinung nach auch dazu bei, dass Menschen in einer Partnerschaft eher fremdgehen als früher. Durch die sozialen Netzwerke lernt man schneller und unverbindlicher neue Leute kennen, was das Risiko des Fremdgehens deutlich steigert.

» swipu91 » Beiträge: 580 » Talkpoints: 33,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge



swipu91 hat geschrieben:Zudem sind die Frauen in der heutigen Gesellschaft viel selbstständiger als früher und finanziell meistens nicht mehr so stark abhängig von ihren Männern.

Es war nicht so, dass Frauen so extrem von ihrem Mann abhängig waren und er nicht von ihnen. Beide waren voneinander abhängig. Denn ein Einkommen hätte niemals für beide in getrennten Haushalten gereicht. Selbst ohne Unterhalt für Frau und Kinder kam ein Mann damals mit einem Durchschnittseinkommen nicht sehr weit.

Denn Heizen, Kochen. Wäsche und so weiter waren Beschäftigungen für den ganzen Tag. Wann hätte ein voll arbeitender Mann das alles schaffen sollen? Genug Geld für eine entsprechende Haushaltskraft hatte er nicht. Außerdem war eine Scheidung damals ein ziemlich teures Unterfangen, bei dem massig schmutzige Wäsche gewaschen worden ist.

Denn es galt das Schuldprinzip. Wer die Ehe durch sein Verhalten zerstört hatte, musste den Unterhalt für den anderen und die gemeinsamen Kinder leisten. Und das konnte so richtig übel werden. Da wurde dann über Fremdgehen und eheliche Pflichten gestritten. Unter Umständen hatte die Frau eines untreuen Gatten am Ende die Schuld und gleichzeitig nicht die sittliche und moralische Eignung, sich um ihre Kinder zu kümmern. So etwas überlegt man sich ziemlich genau.

Schließlich gab es auch keinen Versorgungsausgleich. Dazu wurde man überall böse geschnitten und ausgegrenzt. Seit das Zerrüttungsprinzip gilt und der leistungsfähigere zu Unterhalt verpflichtet wird und es den Versorgungsausgleich gibt, fällt das Scheiden deutlich leichter. Zumal die gesellschaftliche Akzeptanz auch noch ganz anders ist.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich finde es eigentlich ganz gut, dass das heutzutage so geht. Früher hatte man da feste Regeln, die Gesellschaft hat nicht alles geduldet und so weiter. Früher ist man doch sehr geächtet wurden, wenn man sich scheiden lies und so musste man sich im Prinzip in einer Beziehung quälen und auf Dauer unglücklich bleiben. Heute muss man das eben nicht.

Ich denke, dass es heute auch ein ganz anderes Bild gibt. Jeder kann das machen, was er möchte und muss sich nicht mehr einschränken lassen. Außerdem kann man sich auch auf einer sexuellen Ebene so ausleben wie man mag. Eigentlich ist das doch keine schlechte Entwicklung.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich denke früher war einiges anders und kann man mit heute gar nicht mehr vergleichen. Die Frauen sind oder durften nicht arbeiten gehen, da sie sich um Haushalt, Kinder und Co kümmern mussten. Es gab eigentlich keine Familie ohne Kinder und dann gleich 3-4 Stück an der Zahl. Das hat gefordert und somit blieb Abends auch weniger Zeit und Kraft zum streiten übrig, wenn der Mann von seiner Arbeitsstelle nach Hause gekommen ist.

Dazu gab es auch nur ein Gehalt von dem alles bestritten werden musste. Wollte man sich scheiden lassen, dann war es früher Gesellschaftlich nicht angesehen und es gab weitere Nachteile wie cooper bereits angeführt hatte warum es nicht gemacht worden ist.

Heute ist einiges einfacher, denn es hat sich auch vieles von den Pflichten in der Ehe geändert. Früher war die Frau gezwungen zum Beischlaf, wollte sie nicht konnte der Mann sich nehmen was er wollte und sie quasi Vergewaltigen. Daraus sind auch weitere Kinder entstanden die natürlich auch versorgt werden mussten und das ganze wurde ein Kreislauf, wehren konnte man sich dagegen nicht. Seit das ganze aus dem Gesetz genommen ist, haben doch einige von früher die Reißleine gezogen und sich angefangen zu wehren. Leider war das noch sehr lange verankert wie auch die "Schuldfrage".

Heute ist alles etwas anders, Gesellschaftlich passieren so viele Scheidungen das es großartig niemanden mehr stört. Finanzielle Unabhängigkeit der Frauen spielt dazu auch eine Rolle, denn sie gehen nun selbst arbeiten. Auch wer die Kinder nach einer Trennung bekommt, ist nicht mehr automatisch die Mutter sondern kann auch der Vater sein. Somit ist es für Frauen auch deutlich einfacher ihre Männer zu verlassen, als es früher noch der Fall war. Auch der Unterhalt ist inzwischen klar geregelt und geht nicht mehr nach der Schulfrage, sondern richtet sich nach ganz anderen Kriterien.

Ich denke wenn man einen geeigneten Partner gefunden hat, dann kann man mit ihm auch glücklich ohne Trauschein werden. Ich finde die Ehe eigentlich etwas komplett überholtes und somit schließe ich es zwar nicht ganz aus jemals zu heiraten, doch werde ich es mir sehr gut im Vorfeld überlegen. Es gibt zwar einige Anreize wie Witwenrente etc. aber das sind in meinen Augen auch schon die einzigen Vorteile und diese wiegen jedoch nicht die Nachteile für mich auf.

Als Nachteil sehe ich das "füreinander sorgen" über eine gescheiterte Ehe hinaus mit Unterhaltsansprüchen usw. Denn ob es einen selbst trifft oder einmal treffen könnte, sehen die frisch verheiraten, noch glücklichen Paare nicht und machen sich darüber auch keine Gedanken. Anderes kann ich es mir auch nicht erklären, wieso so wenig Eheverträge abgeschlossen werden im Vorfeld und hinterher dann das Geschrei groß wird, wer was bekommt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Heute ist eine Scheidung viel einfacher. Hätte man sich früher geschieden dann wäre der Mann weiterhin Vollzeit arbeiten gegangen und die Frau hätte als ungelernte Hausfrau ohne Berufserfahrung ein Leben in Armut geführt. Was hätte man dann mit den Kindern gemacht?

Das Eheschließungen früher ernster genommen wurden glaube ich gar nicht, eher das Gegenteil. Wer heute heiratet tut es nur sehr selten aus finanziellen Gründen oder gesellschaftlichem Druck.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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