Strandbesuche als Belastung empfinden

Meine Großnichte studiert seit ein paar Semestern in Schleswig-Holstein. Als sie den Studienplatz bekommen hat, war sie total glücklich, da sie sich im hohen Norden wohl fühlt und es liebt am Strand zu liegen und die Seele baumeln zu lassen.

Nun hat meine Großnichte vor ein paar Monaten einen jungen Mann kennen gelernt, mit dem sie ebenfalls sehr glücklich ist. Wenn sie mit mir telefoniert, dann erzählt sie mir immer, wie glücklich sie mit ihrem Freund ist, weil sie so perfekt harmonieren und sich ergänzen. Auch ich konnte den jungen Mann schon kennen lernen und ich habe selten so ein perfektes Paar wie die Beiden erlebt.

Nur einen negativen Punkt gibt es für meine Großnichte. Ihr neuer Freund will auf keinen Fall mit ihr einen Strand besuchen. Erst vermied er das Thema. Meiner Großnichte war das aber so wichtig, dass sie immer wieder nachfragte, warum er denn mit ihr nie zum Strand fährt. Sie selbst hat absolut romantische Vorstellungen von einem lauen Sommerabend, nur sie und er alleine im Mondschein am Strand.

Irgendwann vertraute sich der junge Mann dann seiner Freundin an. Er hat Angst vor dem Möwenkot am Strand. Am Strand seien nun mal viele Möwen und er denkt bei Strand nur daran, dass ja Möwen dort hin geschissen haben könnten. Der Gedanke im Möwenkot zu liegen ekelt ihn einfach an. Außerdem könnten da sonst welche Krankheitserreger drin sein. Er ist in den Bergen groß geworden und wenn seine Eltern mit ihm und seinen Geschwistern zu einem Strandurlaub aufgebrochen sind, hatte er schon Wochen vor dem Urlaub Angst davor. Jeder Urlaub mit den Eltern am Strand wurde zu einer nervlichen Belastung.

Meine Großnichte hat sich darum nie Gedanken gemacht. Ich ehrlich gesagt auch nicht. Der Freund meiner Großnichte muss seine Ängste aber so nachvollziehbar beschrieben haben, dass meine Großnichte eben alleine an den Strand fährt, wenn auch wesentlich seltener als früher.

Könnt ihr die Ängste des jungen Mannes nachvollziehen? Für ihn würde ein Strandbesuch kein Genuss, sondern nur eine Belastung sein. Von der weder meine Großnichte, aber vor allem er nichts hätten. Gerne würde meine Großnichte den Strandbesuch für ihren Freund entspannter gestalten, aber leider fehlen ihr die Ideen.

Deine arme Großnichte, aber jeder hat nun mal Ängste, manche sind nachvollziehbarer als andere Gründe und letztendlich muss man immer einen Kompromiss finden. Ich würde versuchen, dass man eine sehr große Decke mitnimmt und dann so Strandschuhe anzieht, die sind ja recht dicht und diese kann man dann vor der Decke wieder ausziehen. So würde man nicht mit dem Kot der Möwen in Berührung kommen. Wobei ich denke, dass es für ihn trotzdem ein Problem sein wird.

Letztendlich muss man ihm aber seine Angst lassen und kann nur versuchen diese in den Griff zu bekommen, aber wenn das nichts wird, muss man es respektieren und dann eben einen eigenen Weg finden damit umzugehen. Beispielsweise kann sie sich ja jeden Tag eine Stunde etwas für sich machen und in der Zeit kann sie eben auch an den Strand gehen, davon hat er ja dann auch etwas, weil sie glücklich ist und so hat er eben auch mal Zeit für sich.

Diese Angst hört sich für mich ehrlich gesagt nicht mehr ganz normal an. Ich will damit auf keinen Fall sagen, dass der junge Mann nicht ganz dicht ist, aber normal ist das ja auch nicht. Ich kann mir schon vorstellen, dass das eine große Einschränkung für beide bedeutet. Vielleicht würde der junge Mann insgeheim ja gerne an den Strand gehen, wenn es dort keine Möwen geben würde, kann es aber so nicht. Und wenn die Freundin gerne an den Strand geht, ist das ja auch sehr belastend für sie.

Es gibt ja aber auch genügend Länder, in denen Möwen am Strand unüblich sind. Von daher ist es ja nicht so, dass Strandbesuche grundsätzlich nicht möglich sind. Wenn die beiden gemeinsam verreisen und in den Urlaub fahren, finden sich bestimmt auch viele Gegenden am Meer, in denen es eben keine Möwen gibt und an denen sie gemütlich ihren Urlaub gemeinsam genießen können.

Wenn der Partner nun absolut nicht mit an den Strand möchte, muss man das wohl als Freundin so akzeptieren. Wenn jemand so eine tiefe Angst hat, kommt man da als Laie nicht weiter, wenn man gerade kein Psychologe ist. Es wird ja sicherlich nichts bringen, dem andere zu erklären, dass man nicht direkt sofort schwer erkranken wird, nachdem man einen Strandspaziergang gemacht hat.

Ich kann diese Angst nun nicht unbedingt nachvollziehen, aber bei Ängsten ist es ja nicht ungewöhnlich, dass sich jemand anderes um diese Situation gar keine Gedanken macht und auch keine Angst in dem Moment hat. Deine Großnichte tut mir nun schon leid, da sie nun auch seltener an den Strand kommt. Vielleicht schafft sie es ja, ihren Freund mal zu einer Therapie zu überreden, bei der er lernt, nicht mehr so eine Angst davor zu haben, an den Strand zu gehen.

Ich finde, dass sie die Angst schon sehr extrem anhört und ich denke auch, dass der Freund darunter leidet. So wie das klingt mit seinen Eltern früher beim Strandurlaub, hat ihn das auch schon länger sehr belastet. Vielleicht wäre es nicht schlecht wenn er sich professionelle Hilfe holt, gerade wenn er auch noch mehr Ängste vor Krankheitserregern hat. Häufig ist es ein Ereignis, welches schon lange zurück liegt, welches solche Ängste auslösen kann.

Auf jeden Fall sollte deine Großcousine versuchen Verständnis zu zeigen und ihm nicht dazu zu zwingen solange er das nicht möchte. Natürlich kann sie versuchen mit ihm zu reden und dass er sich noch mehr öffnet und sie vielleicht versuchen das zu bewältigen, vorausgesetzt er möchte das auch. Jedoch ist das alleine relativ schwierig und erfordert wirklich die Bereitschaft des Freundes. Ich denke allerdings, dass sie vorerst auch andere Möglichkeiten haben werden, romantische Abende zu verbringen.