Regelrecht ins Kreuzverhör geraten, wenn lange kein Kontakt?

Ich wurde neulich von einem alten Schulkollegen kontaktiert. Jahre habe ich nichts von ihm gehört und auch früher nie viel mit ihm zu tun gehabt. Ich habe dann aus Anstand geantwortet und konnte mich anschließend vor lauter Fragen seinerseits gar nicht mehr retten.

Ich habe mich schon wirklich wie in einem Kreuzverhör gefühlt. Es kamen immer mehr Fragen zu mir und meinem Leben, die mir teils auch eigentlich zu persönlich waren, um sie jemanden zu beantworten, den ich so lange nicht gesehen habe und so gut wie gar nicht kenne.

Aber mir fällt mir immer mal wieder auf, dass es auch Freunde von früher recht gut können, wenn man länger keinen Kontakt hatte. Man wird dann regelrecht mit Fragen zu geschüttet. Kennt ihr das auch, dass man nach längerer Kontaktpause von dem anderen regelrecht ins Kreuzverhör genommen wird? Wie reagiert ihr darauf?

Ich kenne das auch, finde es aber an sich auch nicht verwerflich. Immerhin entstehen da ja schon ein paar Fragen im Kopf, wenn man jemanden sympathisch gefunden und sich ein paar Jahre nicht gesehen hat. Wenn man diese dann auch stellt, finde ich das durchaus in Ordnung und antworte dann auch. Selber hat man dann ja vielleicht auch ein paar Fragen. Meiner Meinung nach antwortet man nur nicht gerne, wenn man nicht gerne Kontakt haben würde.

Ich kenne das nicht so extrem. Wenn ich jahrelang keinen Kontakt mehr zu einer Person habe, dann wird das schon seine Gründe haben. Meistens ist mangelndes Interesse von beiden Seiten dafür verantwortlich. In so einem Fall besteht dann eben auch zu wenig Interesse von der anderen Person, um mich so richtig auszufragen. Wäre sie so interessiert an mir, hätte sie mich ja auch schon früher kontaktieren können.

Dass aber viele Fragen kommen, wenn man sich sehr lange nicht mehr gesehen und lange nichts mehr voneinander gehört hat, finde ich normal. Wenn es so ist, dass es nicht aus mangelndem Interesse so lange keinen Kontakt gab, sondern weil man sich einfach aus den Augen verloren hat, ist das ja etwas anderes. Natürlich ist man dann entsprechend neugierig, was die andere Person so macht und was quasi aus ihr geworden ist.

Wenn jemand sich sehr für mich interessiert und das nicht nur, weil mir die Person Vorwürfe an den Kopf werfen will, finde ich das eigentlich ganz schön und je nachdem, fühle ich mich auch geschmeichelt. In der Regel fühle ich mich dann in so einem Fall aber auch nicht wie in einem Verhör, weil ichb ja auch entsprechend viele Fragen an die andere Person habe. Das gleicht sich dann aus.

Das Problem kenne ich auch, aber darauf reagiere ich meist anders, als der Gegenüber erwarten würde. Ich empfinde es eben als nicht "normal", wenn man Jahre keinen Kontakt hat, dass ich auf alle Fragen antworten müsste, die mir gestellt werden.

Leider geht es meist schon in wenigen Augenblicken los mit, wie geht es dir? Diese Frage finde ich ja nach all den Jahren noch nachvollziehbar. Doch dann geht es weiter, hast du Kinder? Bist du verheiratet oder vergeben? Was machst du beruflich? Wo wohnst du denn mittlerweile? Das geht dann x-mal so weiter und da habe ich schon kaum noch Lust, etwas zu schreiben.

Ich gehe doch auch nicht hin und will direkt die ganze Lebensgeschichte erfahren! Schon gar nicht, nach all den Jahren. Ich empfinde solche Fragereien nicht als unhöflich, aber die Leute schon, wenn man nicht entsprechend antwortet. Dabei habe ich noch nie gehört, dass ich antworten muss! Mache ich auch nicht, weil wer länger mit mir Kontakt hat, der wird schon noch erfahren, was er/sie wissen will. Doch nicht so kurz nach dem ersten Wiedersehen.

Ich finde das immer schwierig zu beurteilen. Wenn man sich lange Zeit nicht gesehen hat, dann ist es schon klar, dass es dafür auch Gründe gibt. Aber manchmal ist der Kontakt einfach eingeschlafen und dann, wenn man den Kontakt wieder herstellt, dann kann es sein, dass wieder eine Freundschaft entsteht. So ist es mir schon mit einer ehemaligen Freundin gegangen, die sich irgendwann mal wieder gemeldet hat, nachdem wir jahrelang keinen Kontakt hatten.

Dann haben wir auch erst mal Fragen über den Beruf ausgetauscht und was wir mittlerweile so machen. Das gehört ja dazu, aber ins Kreuzverhör bin ich in so einer Situation noch nicht geraten und das fände ich auch nicht so gut. Wenn man so lange keinen Kontakt hatte, dann ist es klar, dass man sich Gedanken macht und auch Fragen hat, aber die würde ich dann nicht alle der Reihe nach stellen, sondern erst mal langsam wieder Kontakt aufbauen und dann nach und nach meine Neugierde stillen.

Geht es dir nicht genauso? Ich meine, hast du dich nicht auf gefragt wie es dem ehemaligen Mitschüler so ergangen ist und was er jetzt macht? Zu einem Kreuzverhör machst du das doch in dem Moment wo du dir alles aus der Nase ziehen lässt, von dir aus keine Information lieferst und vor allem nicht mit Gegenfragen antwortest und auf die Themen, die angesprochen werden, überhaupt nicht weiter eingehst.

Ich habe vor Kurzem durch Zufall jemanden getroffen mit der ich zu Schulzeiten bei der Schülerzeitung war. Nach dem üblichen "und was machst du jetzt so?" ging es sehr schnell um andere Leute, Geschichten aus der Schulzeit und wie sich unsere Heimatstadt und die ehemalige Schule verändert haben. Das war ein ganz normales, nettes Gespräch und überhaupt kein Verhör.