Babys immer miteinander vergleichen - ist das normal?

vom 16.06.2016, 07:23 Uhr

Meine Mutter hat mal wieder etwas Tolles geleistet. Sie vergleicht nun permanent meinen Sohn und meine Nichte. Man muss dazu sagen, dass meine Nichte nur 3 Monate älter ist.

Mein Kleiner krabbelt beispielsweise noch nicht ganz so gut, sondern nur ganz langsam und ganz wenig, obwohl er es schon sehr früh gemacht hat, aber jetzt kommt eben erst immer mehr die Kraft dazu und das merkt man. Dann muss ich mir anhören, dass die Kleine jetzt immer steht, krabbeln war ja eh nicht ihrs und sie wäre ja so viel schneller als mein Kleiner.

Mir ist das völlig egal, wenn ich ehrlich bin. Ich freue mich total, wenn die kleine Maus mal wieder einen Entwicklungsschritt hinter sich hat und wenn sie nun steht und läuft finde ich das klasse und freue mich ebenso wie ihre Eltern. Nun stehe ich aber leider ständig in Konkurrenz mit denen, obwohl ich das gar nicht möchte.

Das hat leider alles schon mit der Hochzeit angefangen. Wir nannten das Jahr, indem wir heiraten wollten und mein Bruder legte eine Schnellverlobung und eine Hochzeit hin. Als wir erwähnten, dass wir Kinder haben wollen, legte mein Bruder auch gleich los und seine Frau war dann eben 3 Monate vor mir schwanger. Ich habe das nie so gewollt, aber meine Mutter löst das bei ihm so aus.

Nun möchte ich wirklich nicht, dass das Verhältnis zu meinem Bruder und seiner Familie schlecht wird, weil meine Mutter das so macht. Außerdem will ich nicht, dass die beiden kleinen Mäuse so einen Druck haben. Man muss ja dann immer besser sein und das bringt nichts. Mir ist es absolut egal wie schnell sich mein Kind entwickelt oder eben nicht. Ich fördere ihn und er nimmt sich eben die Zeit, die er braucht und bei seiner Cousine ist das eben auch so nur bei ihr hat man dann eben schon das Gefühl, dass sie dazu mehr gedrängt wird etwas zu machen und das ist schade. Wie viel Vergleiche sind denn normal?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Na da braucht man sich nicht wundern, denn du machst bei diesem Vergleich doch auch mit. Wieso weiß deine Mutter von den Fortschritten von deinem Kind? Sicherlich weil du es ihr erzählst und dein Bruder mit seinem Kind genauso, daher ist es einfach nur logisch, dass es hinterher miteinander verglichen wird. Ohne diese Grundinformationen könnte man auch rein gar nichts miteinander vergleichen.

Du schreibst ebenfalls, dass du dein Kind förderst damit es eben schneller krabbeln lernt und auch läuft. Gleiches scheint dein Bruder ebenfalls zu machen. Daher greifst du auch noch aktiv in das Geschehen ein und versuchst diesen Wettbewerb aufzuholen mit jeden Mitteln. Jedes Kind lernt alleine Krabbeln und auch laufen, selbst wenn man es in diese Richtung rein gar nicht fördert da es ein automatischer Prozess ist der in jedem Kind einprogrammiert ist. Und anscheinend liegt dir auch sehr viel daran, dass dein Kind nun bald krabbeln kann sonst würdest du es auch nicht machen.

Daher brauchst du dich auch nicht wundern, wenn dir dann gesagt wird Kind X kann dieses und jenes schon und vergleicht es mit dem eigenen Kind. Das hat sich in der Gesellschaft so festgesetzt und ist überall so. Selbst beim Kinderarzt mit den U-Untersuchungen. Kann ein Kind etwas zum Stichtag nicht, dann wird direkt angenommen es liegt eine Entwicklungsverzögerung vor und entsprechende Maßnahmen eingeleitet wie Ergotherapie, Krankengymnastik und Co und das obwohl es in den meisten Fällen überhaupt nicht notwendig ist.

Die Gesellschaft heute baut auf Leistung auf, erreicht man ein bestimmtes Ziel nicht zu diesem und jenen Punkt muss direkt gefördert werden. Das erzeugt nicht nur Druck für die Kinder, sondern auch für die Eltern. Dazu kommen noch die modernen Trends die das ganze noch verstärken, weil Kevin in 5 Sportvereinen ist und nebenbei 3 Musikinstrumente spielt muss Claudia mindestens in 6 Sportvereine eintreten, mehrere Musikinstrumente lernen und nebenbei noch 3 Fremdsprachen belegen um hinterher besser als Kevin zu sein. Jedenfalls ist das die Auffassung der meisten Eltern und drängen ihre Kinder in diese Leistungsrolle. Wenn es nicht die eigenen Eltern machen, dann übernehmen das andere Leute in Form von weiterer Verwandtschaft oder auch andere Eltern bzw. Kinder.

Wenn du das also wirklich nicht wollen würdest, dann würdest du dein Kind auch nicht aktiv fördern für das Krabbeln, Sitzen und Laufen sondern einfach abwarten bis er diese Schritte komplett alleine macht. Dazu natürlich auch ein sorgfältigerer Umgang mit den Informationen darüber und nicht direkt alles Mutti aufs Brot schmieren und direkt anrufen und informieren wenn ein neuer Furz erklungen ist. Offenbar machst du und dein Bruder das, sonst könnte man es gar nicht so miteinander vergleichen und auch gegenseitig ausspielen.

In anderen Threads beschreibst du ohnehin schon das Verhältnis zu deiner Mutter und deinem Bruder und da lässt sich auch immer viel Frust und Ärger mitlesen, dass dein Bruder schon immer als der bessere und tollere angesehen wurde und du nicht zum Zuge kamst und weniger Beachtung gefunden hast. Mit Informationen an die Mutter kann man das auch nicht "erkaufen" und wenn man vorher schon ausgenutzt und manipuliert worden ist und sich über Jahre nichts geändert, wieso füttert man das ganze dann noch weiter und bauscht es künstlich auf. Denn von heute auf morgen wird sich das auch nicht ändern.

Weniger Kontakt, weniger Informationen und die Sache mit den Vergleich innerhalb der Familie gibt sich von ganz alleine. Die Vergleiche der Gesellschaft von Kindern untereinander lässt sich dadurch nicht aufhalten aber je mehr man eigene Informationen dazu beisteuert, desto präsenter wird das Thema und um so konkreter werden auch die Vorstellungen. Daher allgemein der Ratschlag einfach weniger vom eigenen Kind reden, auch wenn es eines deiner liebsten Themen momentan zu sein scheint, neben lediglich 2-3 anderen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich lasse meiner Mutter garantiert nicht alles zukommen und habe auch gar nicht das Bestreben dies zu ändern. Ich erwähne nur ein paar kleinere Dinge, wie: "Wir legen ihn immer mal auf die Decke und er macht da Bewegungen." Also nur wenig. Außerdem finde ich, dass sie als Oma trotzdem etwas von meinem Kind wissen darf. Ich kann ja nichts dafür, wenn sie es dann vergleicht.

Bei meinem Bruder ist sie fast jeden Tag und er ist auch bestrebt ihr alle Informationen zu geben. Ich sage ihr nicht alles, eben weil ich auch nicht möchte, dass sie das vergleicht, aber so ganz ohne Information zu ihrem Enkel kann ich sie ja auch nicht lassen. Ich möchte ja, dass er sich aussuchen kann welches Verhältnis er zur Oma haben möchte. Ich werde ihm da auch zukünftig nichts Schlechtes sagen, weil ich das nicht als fair empfinde.

Noch mal zum Krabbeln. Ich rupfe da nun nicht an meinem Kind herum oder stehe mit der Pfeife daneben und feuere ihn an, ich lege ihn einfach auf die Decke, weil er sich an mir dran viel bewegt und ich merke, dass er das von sich aus gerne machen würde und da ich das jeden Tag mache, sieht man eben auch dass das besser wird. Ich fördere das, was er machen und lernen möchte und nicht das, was ich gerne sehe. Natürlich freue ich mich bei Fortschritten, aber er kann sich so viel Zeit lassen, wie er möchte.

Mir wäre es auch egal, wenn er erst mit 3 Jahren stehen würde. Ich fördere das, was er lernen will und wenn ich ihn hinlege, dann lacht er, also so falsch kann ich damit ja nicht liegen. Zumal das auch der Kinderarzt empfohlen hat wegen dem Kopf. Er meinte, dass das gut ist, wenn man ein Kind mal so hinlegt, weil es ja sonst immer nur auf dem Kopf liegen würde oder man es trägt und das ja Bewegungen sind, die das Kind entwickeln muss.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wenn du ihr nicht alles an Informationen gibst, muss sie diese von einer anderen Seite her haben. Dann wirst du es wahrscheinlich deinem Bruder erzählen wegen dem guten Kontakt und dieser tratscht es weiter. Somit würde ich trotzdem den Informationsfluss unterbinden bzw. einschränken, wenn deine Mutter jeden Tag bei deinem Bruder ist und es live mitbekommt ist es etwas anderes. Ihr wohnt weiter weg und somit steht sie dort wohl nicht jeden Tag auf der Matte und weiß direkt alles neues um damit zu vergleichen zu können.

Man muss den Kontakt nicht direkt unterbinden aber man muss auch nicht direkt raus hauen "Valentin kann sich drehen" "jetzt steht er bereits auf allen vieren" denn das sind solche Informationen die dafür benutzt werden zum Vergleichen. Wenn also gefragt wird ob es etwas neues gibt, dann kann man auch einfach "Nein nichts neues" sagen anstatt jedes Detail von sich zu geben, selbst wenn es nicht der Wahrheit entspricht und das Bein nun 0,2 mm schon höher kommt als am Tag zuvor. Das meine ich mit kontrollierten Informationen.

Wieso solltest du sie nicht ohne Informationen zu ihrem Enkel lassen? Wenn sie etwas wissen möchte kann sie immer noch anrufen und fragen aber welche Informationen dann raus gibt, dass ist alleine deine Entscheidung. Mit etwas mehr Kontrolle lässt sich dort schon einiges bewirken und wenn nicht, dann kann man auch einfach einmal eine klare Ansage machen das man keinen Wert auf Vergleiche legt und das zu unterlassen ist. Auch so etwas kann man seinen Eltern sagen wenn man sich dadurch unter Druck gesetzt fühlt und es nicht möchte.

Mit der Förderung war auch nicht gemeint, dass du mit der Pfeife neben dem Kind stehst. Aber alleine das Legen auf die Decke ist bereits ein Teil der aktiven Förderung. Zwar nicht so extrem wie jemand der das Kind direkt auf alle viere setzt und es dann nach vorne schiebt oder die Bewegungen für dieses Übernimmt, aber es ist genauso eine Förderung. Ein Kind würde es auch lernen wenn es versorgt und geliebt den ganzen Tag in der Ecke liegt und niemand es hin und her wendet oder extra auf eine Decke legt.

Wenn man von aktiver Förderung spricht, dann sollte man nicht immer direkt vom schlimmsten ausgehen und sich angegriffen fühlen. Auch das reichen von Gegenständen zum greifen vom Kind ist bereits eine aktive Förderung die wenigstens Sinnvoll ist, im Gegensatz zu tollen Gehfreis und Türhopsern in die Kinder gesetzt werden damit sie angeblich schneller laufen und stehen lernen. Von daher muss man es eindeutig differenzieren und auch die Maßnahmen die vom Kinderarzt eingeleitet werden wie Krankengymnastik etc. sind nicht immer verkehrt aber bei den meisten Kindern finden diese viel zu früh bereits Anwendung inzwischen.

Eben wegen dieser ständigen Vergleicherei von Müttern die mit ihren Kindern in der Gegend unterwegs und und mit ihren Erlebnissen prahlen. Das Typische ist dabei "Mein Kind konnte dieses und jenes mit 3 Monaten". Darunter warst du auch schon ganz euphorisch auch wenn es dir vielleicht nicht aufgefallen ist als du kurz nach der Geburt bereits hier geschrieben hast, dass er sich mit wenigen Tagen bereits drehen konnte. Somit hast du auch einen Vergleich geschaffen, an dem sich nun andere versuchen mit ihren eigenen Kindern zu messen und die Latte entsprechend hoch gelegt.

Davon ist niemand befreit und es passiert nicht immer aus der Absicht zu Vergleichen wenn man so etwas von sich gibt, aber man kann sich dahingehend als Erwachsener Mensch schon kontrollieren wer und wo man diese Informationen alles streut. Und es gibt auch Dinge an denen man sich einfach nur selbst mit Kind und Partner erfreut und niemand anderes etwas davon erfahren muss.

Wegen dem Kontakt nochmal, ich handhabe es dabei einfach, wer sich dafür interessiert und mich fragt der bekommt auch eine Antwort mal ausführlich, mal weniger ausführlich. Das kommt ganz darauf an wie diese Person tickt und was diese damit anstellt. Wenn jedoch niemand hier anruft oder nachfragt was das Kind macht, dann fange ich auch nicht von mir aus an zu erzählen oder gar Leute anzurufen und es ihnen auf die Nase zu binden. Denn dann ist es ein Thema welches die Leute nicht interessiert. Egal ob es sich dabei um meine eigenen Eltern, Geschwister oder Freunde handelt.

Im übrigen haben meine Eltern inzwischen seit fast einem Jahr nicht einmal mehr nach meinem Kind gefragt oder waren zu Besuch hier, mir soll es recht sein damit haben sie ein eindeutiges Statement abgegeben was sie davon halten und wie sehr sie das Thema interessiert. Anfangs wurde es auch verglichen mit den Kindern von Nachbarn aus dem Kaff, was mich aber nicht sonderlich interessiert.

Was juckt es mich schon großartig was andere Kinder betrifft, jeder ist Unterschiedlich in jeder Hinsicht und ich habe das akzeptiert. Erst wenn man das kann, ist man meiner Meinung nach als Mutter angekommen - wenn man sich nicht mehr auf die Meinung anderer verlässt, sonderlich großen Wert darauf legt was diese einem Raten oder für Storys erzählen, oder aus der Haut fährt wenn solche Vergleiche angestellt werden. Einfach nur, dass man mit sich und seinem Kind zufrieden ist und die anderen einem komplett gestohlen bleiben können und man selbst sich nicht zusätzlichen Druck durch solche Aussagen machen lässt. Dich bewegt es sehr, ansonsten hättest du das hier nicht als Thema eröffnet und auch keine weitere Reaktion darauf gegeben.

Von daher brauche ich meinem Kind auch keinen Kontakt zu solchen Menschen aufdrängen nur weil ein Verwandtschaftsgrad besteht, aber die sich offenbar nicht die Bohne dafür interessieren. Auch so kann man bereits aussieben, Familie hin oder her. Ich empfinde es somit auch nicht als Unfair oder ein Vorenthalten, sondern sie haben diese Entscheidung bewusst getroffen und es würde ein Kind nur mehr verletzten wenn es um Aufmerksamkeit bettelt und diese trotzdem nicht aufrichtig ist oder gar nicht erst bekommt. Etwas schlechtes muss ich dazu auch nicht sagen, denn das hat er längst selbst begriffen und auch schon einige Male geäußert. Außerdem bleibt noch die zweite Großmutter übrig mit der er sich gut Amüsieren kann und die sich deutlich mehr für ihn interessiert, mehr Aufmerksamkeit schenkt und es auch mit niemand anderen vergleicht.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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