Weinendem Partner die Tränen verbieten?

Als ich heute einkaufen war, habe ich einen Streit zwischen einem jungen Paar mitbekommen. Ich weiß nicht genau worum es ging, aber irgendwann fing die Frau an zu weinen. Der Mann wurde daraufhin noch wütender und sprach weiter sauer auf seine Freundin ein.

Die Freundin beruhigte sich gar nicht und weinte eher noch mehr. Ihr Freund war davon sichtlich genervt und hat sie an gemeckert, dass sie gefälligst aufhören soll zu heulen. Sie wäre schließlich kein kleines Kind und verbiete ihr das in der Öffentlichkeit zu tun.

Ich fand den Streit in der Öffentlichkeit schon ein bisschen unangenehm und empfand es dann als total daneben, dass er seiner Freundin die Tränen quasi verboten hat. Wenn er ihr nett gesagt hätte, dass sie doch aufhören soll zu weinen und sie das in Ruhe zu Hause klären, wäre es sicherlich etwas anderes gewesen. Die Freundin hat nur noch mehr geweint und mir richtig Leid getan. Könnt ihr es verstehen, dass man dem Partner das Weinen verbietet?

Solche Typen finde ich mega blöd. Ich würde mir das auch nicht verbieten lassen. Meine Eltern haben das auch immer zu mir gesagt und deswegen würde ich mehr als ärgerlich reagieren, wenn mein Mann mir so etwas an den Kopf knallen würde. Weinen ist eine Emotion, die man nicht unbedingt unterdrücken kann und warum sollte man das auch, wenn man traurig ist?

Der Typ scheint extrem bescheuert zu sein, sie in der Öffentlichkeit so runter zu machen und auch umher zu brüllen. Eine Beziehung mit so einem Menschen kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Auf die Idee jemanden das Weinen zu verbieten würde ich auch nie kommen.

Ich kann das absolut nicht nachvollziehen und ich würde auch niemals auf die Idee kommen, jemandem so grob das Weinen zu verbieten. Ich finde so ein Verhalten immer total schrecklich, denn Gefühle sind das Natürlichste auf der Welt, welche man nicht zwingend unterdrücken sollte. Sowas zu hören, stimmt mich immer traurig, denn sowas durfte ich mir damals von meiner Mutter auch anhören und ich kann deshalb verstehen, wie verletzend solch eine Reaktion ist.

Weinen hat nichts mit Kind sein zu tun, sondern mit Schmerz und wenn man diesen nicht aushalten kann, dann sind die Tränen das Ventil. Das sollte man diesem Kerl mal erklären. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum die Frau mit solch einem Mann zusammen sein kann, der ihre Gefühle nicht respektiert und sie offenbar nicht liebevoll und mit Verständnis behandelt. Ihm mangelt es offenbar an Empathie.

Natürlich bringt es nichts, jemandem das Weinen zu verbieten und natürlich ist das alles andere als sensibel, aber ich kann den Mann schon ein wenig verstehen. Man zieht ja die gesamte Aufmerksamkeit auf sich, wenn man mitten in der Öffentlichkeit weint und steht dann auch zwangsläufig im Mittelpunkt. Da kann ich schon verstehen, dass man den Partner dazu bringen möchte, zumindest in der Öffentlichkeit nicht mehr weiter zu weinen, um den Streit dann zu Hause und ohne Zuschauer in Ruhe austragen zu können.

Man will sich ja nicht in der Öffentlichkeit streiten und man möchte eben auch nicht von jedem angeschaut werden, der vorbeikommt. Wenn man weint, zieht man natürlich noch viel mehr Aufmerksamkeit auf sich, als wenn man nur streitet. So viel Aufmerksamkeit ist natürlich gerade bei einem Streit sehr unangenehm, den man ja in der Regel unter vier Augen klären möchte.

Normalerweise sollte es ja aber nicht so viel bringen, wenn man jemanden anherrscht, er solle nicht mehr weinen. Die Person wird ja nicht direkt nur deshalb aufhören, zu weinen. Aber ich denke, dass es nicht unbedingt verkehrt ist, den Partner nett darauf hinzuweisen, dass man den Streit eben zu Hause klärt. Vielleicht versiegen die Tränen dann ja auch allmählich und der Partner kann sich vielleicht etwas beruhigen, wenn er weiß, dass er zu Hause dann seinen Gefühlen freien Lauf lassen kann.

Ich finde, Prinzessin hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Es ist wirklich so, dass eine weinende Frau mehr Aufmerksamkeit erregt als eine Frau, die nicht weint. Wenn dann noch ein Streitgespräch vorhanden ist, ist es natürlich noch auffälliger.

Ich habe immer den Eindruck, wenn eine Frau weint und ein Mann ist anwesend, dann wird er von Zuschauern automatisch als A*** wahrgenommen und entsprechend vorverurteilt, dabei könnte es ja theoretisch auch so sein, dass sie eben "Schuld" ist und kein besonders angenehmer und positiver Charakter ist und die Tränen eben als Waffe benutzt. Auf so eine Idee kommen die meisten Menschen aber nicht, man hat automatisch Mitleid mit der weinenden Frau und steht auf ihrer Seite und der Mann wird negativ wahrgenommen.

Daher kann ich auch sehr gut verstehen, wenn man weniger Aufmerksamkeit möchte und eben die Partnerin dazu bringen möchte, weniger zu weinen und das eher im privaten Rahmen auszuleben, wo kein Publikum vorhanden ist. Aber es kommt eben auch darauf an in welchem Tonfall man diese Bitte äußert. Wenn er das sagt wie ein Macho und kleiner Diktator, dann würde ich als Frau nur noch mehr und noch lauter weinen nur um ihn zu ärgern. Wenn das jedoch vernünftig geäußert wird, finde ich das gar nicht so schlimm oder unsensibel.

Ich habe schon öfters gesehen, wie Männer ihre Freundin öffentlich fertig gemacht haben, diese dann weinten und weil sie weinten nochmals eins auf den Deckel bekommen haben. Ich finde das unter aller Sau, weil wenn ich jemanden zum weinen bringen, dann kann ich nicht danach sagen, hör auf zu heulen.

Sicherlich ist es peinlich, wenn jemand neben mir heulen würde und alle starren einen an. Das ist nicht ganz mein Dingen. Doch ich habe die Erfahrung gemacht, dass heulende Personen darauf hinzuweisen, dass sie aufhören sollen zu heulen, meist alles nur viel schlimmer macht.

Ich habe zudem eben auch den Eindruck, dass man immer dem anderen mit Blicken den Buhmann für ein heulendes Mädel zu wirft. Jeder erwartet dann, dass er tröstend da hingeht und finde ich eben nicht so gut. Streitereien gehören davon natürlich mal abgesehen nicht in die Öffentlichkeit.

Dem Partner das Weinen zu verbieten geht meiner Ansicht nach mal überhaupt nicht. Würde ich meiner Freundin das Weinen verbieten würde das mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nach zu einem noch viel schlimmeren Streit führen.

Wenn der Streit schon so schlimm ist, dass einer von beiden anfängt zu weinen, sollte man es auch mal gut sein lassen. In so einer Situation wäre es eher angebracht seine Partnerin in den Arm zu nehme und zu trösten, anstatt noch weiter nachzutreten.

Was die Leute darüber denken, wenn die Partnerin in der Öffentlichkeit anfängt zu weinen sollte einem zunächst einmal völlig egal sein. Das Einzige, was in diesem Moment zählt, ist das es der Partnerin ziemlich schlecht geht. Somit sollte man keinen Gedanken daran verschwenden, was die anderen Leute darüber denken, sondern stattdessen lieber dafür sorgen, dass die Freundin sich wieder besser fühlt.

Ich vermute es auch, dass der Mann seiner Partnerin vor allem deshalb das Weinen verbieten wollte, weil er merkte, dass es von den umstehenden Kunden des Geschäfts die Aufmerksamkeit auf den Streit zog. Aber natürlich geht es so gar nicht und ich finde allgemein, dass man versuchen sollte, Streitereien in der Öffentlichkeit nicht auszutragen und damit zu warten, bis man wieder in den eigenen vier Wänden ist.

Aber wenn es schon so weit ist, dass der Mann seine Partnerin zum Weinen gebracht hat, dann sollte er versuchen, sie zu beruhigen, statt ihr so rüde die Tränen zu verbieten. Dass das nicht funktioniert, wenn man schon völlig fertig ist, sollte eigentlich auch klar sein. Sicher ist es eine unangenehme Situation für beide, aber dann muss man eben erst mal wieder runter kommen und sich beruhigen.