Sind die Grünen noch eine linke Partei?

Die Grünen sind als linker Bürgerschreck in den 80ern so richtig durchgestartet. Inzwischen haben wir den ersten grünen Ministerpräsidenten, der wohl sogar eine Koalition mit dem Juniorpartner CDU eingeht und damit diese Machtoption wohl auch auf Bundesebene wahrscheinlicher macht. So langsam stellt sich die Frage, ob die Grünen in Deutschland denn noch wirklich eine linke Partei sind?

Ihre Zustimmung zu den Hartz-IV-Gesetzen war jedenfalls alles andere als sozial und wurde von ihnen auch in den letzten Jahren massiv verteidigt. Ihr Kernziel des Atomausstiegs haben sie in Deutschland erreicht und dieses wird inzwischen von fast allen Parteien mit Ausnahme der AfD akzeptiert. Was ist also noch links an den deutschen Grünen?

Gegenfrage: Waren die Grünen jemals eine linke Partei? Dass es einen linken Flügel gab, kann man ja durchaus so sehen. Aber ich würde nicht mal behaupten wollen, dass alle Fundis von den Grünen auch automatisch links gewesen sind. Radikal ökologische Ideen passen auch schwer in die Kategorie rechts versus links.

Dass die Grünen ehemals mehr angeeckt und aus der Masse hervor gestochen sind, finde ich hingegen schon. Das liegt aber zum Teil auch daran, dass es mittlerweile nicht mehr als Provokant gilt, wenn man ökologisches Handeln und Denken fordert.

Früher haben die Grünen auch eine Reihe von sozialen Forderungen gestellt aber der Umweltschutz ist bei ihnen derartig in den Vordergrund getreten, dass es nun kaum noch vorkommt, dass echte soziale Vorschläge von dieser Partei kommen. Inzwischen wildert sie bei der FDP und lehnt höhere Steuern oder die Wiedereinführung einer Vermögensteuer konsequent ab. Damit kann ich mich nicht mehr anfreunden.

Die Grünen waren noch nie sozial liberal. Sie waren schon immer links liberal ausgerichtet und damit näher an der FDP als bei SPD oder Linkspartei. Was anhand der typischen Mitgliederstruktur aus Gebildeten und Besserverdienenden auch ziemlich logisch ist, oder?