Mitleid mit Tieren bei Kastration
Die drei Kaninchenböcke meiner Eltern sind heute Morgen zur Kastration abgegeben worden. Da die drei Rangkämpfe ausgetragen haben und dies zu teils schweren Verletzungen geführt hat war das eine wichtige Sache, die dazu führen soll dass die Tiere sich gegenseitig friedlicher behandeln und dass der Vermehrungsdrang gestoppt wird - Dies soll ja auch eine Entlastung für die Tiere sein.
Seit gestern habe ich aber starkes Mitleid mit den Tieren. Ich fühle mich schlecht bei dem Gedanken dass an so kleinen Tieren ein invasiver Eingriff vorgenommen wird gegen den sie sich nicht wehren können. Wäre es eine Krankheit wegen der sie operiert werden müssen wäre das weniger ein Problem, da hier aber in das natürliche Leben eingegriffen wird habe ich massive Gewissensbisse gehabt. Kennt Ihr das Gefühl, dass das Thema Kastration immer sehr locker in den Mund genommen wird als etwas ganz natürliches und wenn es dann passiert ist es viel schlimmer als man dachte?
Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen einer Operation aufgrund einer Krankheit und einer Kastration. Eine Kastration erfolgt ja auch nicht gerade aus kosmetischen Gründen oder ausschließlich um zur Bequemlichkeit der Besitzer beizutragen. Die Kastration zu unterlassen hätte schwerwiegende Folgen für die Tiere, ebenso wie die Behandlung einer Krankheit zu unterlassen.
Ich habe vor einigen Jahren in kurzen Abständen insgesamt sieben Katzen kastrieren lassen. Natürlich haben sie mir leid getan und ich habe mir Sorgen gemacht, ob auch alles gut geht. Aber die Kastrationen mussten sein.
Die Kater wären auf der Suche nach rolligen Katzen vielleicht längst überfahren worden. Die Katzen wären bei der Fortpflanzung verletzt worden und hätten jedes Jahr Junge bekommen. Wahrscheinlich von ihren eigenen Brüdern oder ihrem Vater, wodurch die Babies womöglich tödliche Schäden davongetragen hätten. Oder ich hätte alle weggeben müssen, wo sie entweder kastriert worden wären oder ähnliche Schicksale gehabt hätten.
Ihr könntet eure Kaninchenmänner natürlich auch weggeben. Dann werden sie entweder genauso kastriert oder sie zeugen Kinder. Und wofür werden die Kinder verwendet? Um Tierheime zu füllen? Oder in Kinderzimmern in engen Käfigen zu sitzen? Oder für den Kochtopf?
Ich kann dich schon verstehen. Mir ist es auch nicht leicht gefallen, meine Süßen zum Kastrieren zu bringen. Aber es hat so viele schlimme Folgen verhindert. Und natürlich können sie es nicht selber entscheiden. Würden sie aber alles verstehen, glaube ich, würden sie sich dafür entscheiden. Von daher hab mal nicht so ein schlechtes Gewissen. Ihr macht das doch, damit es ihnen besser geht.
Meine Hündin musste auch kastriert werden, da sie immer wieder scheinschwanger wurde. Ich hatte da schon Mitleid, als ich sie nach der Operation gesehen habe, aber ihr ging es dann auch wirklich sehr viel besser nach dem sie wieder richtig wach war und die Probleme gab es dann eben nicht mehr. Das hatte sie ja auch belastet.
Eine Kastration ist ja nichts, was man macht, weil man Spaß daran hat, sondern es gibt einen Grund dahinter und oftmals ist das auch einfach wichtig. Sicherlich, man kann Mitleid haben, wenn das Tier eine Operation mitmachen muss und dann auch erst mal ein bisschen neben der Spur ist. Dennoch ist es wichtig und das sollte man im Hinterkopf haben.
Bei männlichen Tieren ist eine Kastration sowieso nicht dramatisch, da man die Keimdrüsen quasi schon griffbereit hat. Daher wird auch die Wunde nicht so groß wie bei weiblichen Tieren, bei denen man ja leider bis in die Bauchhöhle vordringen muss. Aber bei den Herren der Schöpfung ist prinzipiell mit einem "Schnipp" schon fast alles erledigt.
Natürlich ist es kein schönes Bild, wenn das Haustier von der Narkose noch völlig groggy herum hängt und offensichtlich nicht weiß, wie ihm geschehen ist. Man kann es ja leider auch nicht erklären. Meine Katzen haben mir auch leid getan. Aber letzten Endes ist so ein Eingriff ja auch schnell vorbei und schnell vergessen. Prinzipiell halte ich die Kastration von Haustieren immer für sinnvoll, wenn man nicht züchten will, da man den Tieren so viel Stress erspart und sie von den Freuden der Mutter- oder Vaterschaft sowieso keine Vorstellung haben.
Gerbera hat geschrieben:Prinzipiell halte ich die Kastration von Haustieren immer für sinnvoll, wenn man nicht züchten will, da man den Tieren so viel Stress erspart und sie von den Freuden der Mutter- oder Vaterschaft sowieso keine Vorstellung haben.
Ist das nicht eine sehr stark vereinfachte und arg undifferenzierte Meinung? Bei einer Katze ist eine Kastration sicherlich sinnvoll. Dauerrolligkeit, Markieren, Gefahren durch große Reviere, die Übertragung von sexuell oder im Kampf übertragbaren Krankheiten und unkontrollierte Vermehrung werden minimiert oder verhindert. Aber wieso soll das alles auf andere Tierarten übertragbar sein?
Hunde beispielsweise tragen durch eine Kastration eine Menge Risiken, die ohne nicht da wären. Das beginnt bei Inkontinenz und Fellproblemen, geht über Diabetes zu verschiedenen Krebserkrankungen bis hin zu Problemen am Bewegungsapparat. Außerdem werden kastrierte Rüden sehr oft von anderen Hunden arg gemobbt. Das sind keine wirklich guten Aussichten. Da sollte schon eine echte Indikation vorliegen, oder?
Was hatten Stuten von Kastration? Wieso sollte man Meerschweinchen oder Kaninchen kastrieren, wenn es in gleichgeschlechtlichen Gruppen keine Probleme gibt? Chinchillas vertragen die Narkose extrem schlecht und überleben oft nicht.
Die meisten Haustiere sind durch die Domestikation doch sowieso schon absolut "verkindlicht", warum sollte man ihnen per se diesen letzten Rest von körperlicher und geistiger Reife auch noch nehmen? Kastrationen können sinnvoll sein. Aber das sind sie sicherlich nicht immer.
Grundsätzlich habe ich erstmal bei jeder Operation Mitleid mit meinen Tieren, da sie ja nicht wirklich verstehen was los ist, nach der Narkose benommen sind und zum Teil auch mit empfindlichem Magen reagieren. Dazu kommen eventuelle Schmerzen an der OP-Wunde. Insofern ist ihnen mein Mitleid sicher, egal wo sie operiert wurden.
In Bezug auf eine Kastration habe ich da nicht mehr oder weniger Mitleid mit dem Tier. Manchmal ist eine Kastration eben nötig, um ein gutes Leben zu ermöglichen - sei es nun bei einer Katze oder eben bei den Kaninchen, die man lieber kastriert als sie zu trennen.
Es ist in eurem Fall ja nicht so, dass ihr sie aus Spaß kastrieren lasst. Ihr hattet ja letztlich nur die Wahl, sie entweder zu kastrieren oder sie zu trennen und einzeln zu halten (was nicht artgerecht wäre) oder einzeln mit kastrierten Mädels zu vergesellschaften, was wohl vom Platz nicht gegangen wäre. Deswegen brauchst du da meiner Meinung nach keine Gewissensbisse haben.
Ich denke schon, dass es wichtig ist, Tiere zu kastrieren. Wenn sie sich in Obhut des Menschen nicht fortpflanzen sollen, dann ist es vermutlich besser, den Trieb abzustellen. Denn die Tiere leiden doch, wenn sie wollen, aber nicht können. Die können ja nicht rational darüber nachdenken und sich sagen "ok, dann eben keine Fortpflanzung", die haben eben ihre Instinkte, die man anders nicht beseitigen kann.
Die Tiere werden in Obhut des Menschen diesen Trieb nie ausüben können und viele Halter wollen einfach keinen tierischen Nachwuchs. Da reicht es nicht, einfach nur den Kontakt zum anderen Geschlecht zu vermeiden, sondern man sollte dem Tier Ruhe schenken und den Trieb beseitigen.
Einige Arten können schnell krank werden, wenn sie nicht kastriert werden, etwa Katzen oder Kaninchen. Mein Kaninchen hatte eine Gebärmuttervereiterung, das war ein richtiger Notfall. Hätte ich es schon vorher routinemäßig kastrieren lassen, dann hätte es das Problem nicht gegeben.
Mir tut ein Tier auch leid, egal warum es unters Messer muss. Ich habe mich auch schrecklich gefühlt, als ich meinen Rüden zum kastrieren bringen musste. Aber es war nun mal ein nötiger Eingriff, wenn wir keinen Nachwuchs haben möchten.
Wenn man sein Tier kastrieren lässt, da ein triftiger Grund dahinter steckt, dann sollte man daran denken, dass man dem Tier damit auch irgendwie hilft. Bei meinem Meerschweinchen Böckchen war es damals, damit er mit den Mädels zusammenleben konnte. Und das hat er dann anschließend einige schöne Jahre machen können.
Ich kann nur nicht verstehen, wenn man sein Tier kastrieren lässt, weil es einfach bequemer ist. Es sollte natürlich immer einen gesundheitlichen Aspekt haben oder eben zur Geburtenkontrolle sein. Ich glaube aber schon, dass es normal ist, dass man sich auch bei einem Routineeingriff wie einer Kastration um sein Tier sorgt. Daran merkt man doch nur, dass es für einen nicht nur irgendein Tier ist und man daran hängt.
Zitronengras, um irgendeinem Tier seinen natürlichen Geschlechtstrieb zu nehmen, ist die Kastration zum Glück nicht erlaubt. Das sind doch keine Stofftiere, was gnädigerweise auch das Tierschutzgesetz so sieht und für Kastrationen klare Vorgaben macht.
Außerdem verdrängst du mit dieser undifferenzierten Sichtweise die negativen Folgen der Kastration bei vielen Tierarten. Eine inkontinente Hündin, eine Hündin mit Diabetes oder Rüden mit Kreuzbandriss sind deutlich eingeschränkter als ein intakter Hund.
Welpenfell, das keinen Witterungschutz mehr bietet, ist auch nicht so prall. Genauso wenig wie wirklich fiese Krebsarten nicht unbedingt erstrebenswert für einen Hund sind. Das Leben eines massiv gemobbten Kastraten ist auch nicht schön.
Eine Kastration sollte immer nach Tierart, häufig auch Rasse und Haltungsbedingungen sorgsam für den Einzelfall abgewogen werden. Die Auswirkungen sind je nach Tierart extrem unterschiedlich. Eine Katze ist eben kein Hund oder ein Pferd.
Das Mitleid kann ich nicht nachvollziehen. Kaninchenböcke vertragen sich unkastriert eben nicht und ständig Nachwuchs ist auch keine Lösung. Also bleibt nur die Kastration.
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