Ausziehen, weil Eltern zu laut sind?

Eine Klassenkameradin, mit der ich in der unbezahlten Ausbildung bin, möchte gerne ausziehen, da ihre Eltern viel zu laut sind. Sie meinte, dass das im ersten Moment wohl ziemlich harmlos klingt, allerdings haben die Eltern keine normalen Tageszeiten, da beide Schichtarbeiter sind. Diesen Morgen wäre sie wegen ihren Eltern zweimal aufgewacht, da sie sich über mehrere Räume unterhalten haben, anstatt in einem Raum zu sitzen und sich zu unterhalten. Auch gestern um 19 Uhr waren ihre Eltern wieder so laut, dass sie nicht mehr lernen konnte. Diese Vorfälle scheinen sich zu häufen, da sie ständig wegen ihren lauten Eltern aufwacht.

Sie behauptet auch, dass es nichts hilft, wenn man miteinander spricht, da ihre Eltern immer wieder so weiter machen und außerdem gibt es von der Mutter anschließend Vorwürfe in einem scharfen Ton. Meine Klassenkameradin ist über die Geräuschkulisse wohl so verzweifelt, dass sie sogar meinte, sie würde sich wünschen schlechter zu hören. Das hat mich schockiert, denn immerhin scheint die Lautstärke der Eltern eine extreme Belastung für sie zu sein, wenn man sich schon einen Hörschaden wünscht. Der Höhepunkt wäre, dass ihre Eltern in kleinen geschlossenen Räumen, wie zum Beispiel in der Toilette, auch rauchen. Sie hätte nichts dagegen, wenn ihre Eltern in der Küche oder im Wohnzimmer rauchen.

Ich konnte ihr nicht besonders viele Hoffnungen machen, sondern ich habe sie versucht zu ermutigen. Sie wohnt so lange mit ihren Eltern zusammen, dass sie es eventuell noch ein bis zwei Jahre schaffen könnte, also wenn wir beide fertig mit unserer Ausbildung, und vielleicht noch mit einem weiteren Schulabschluss, sind. Ich habe schon öfters Gründe für das Ausziehen aus dem Elternhaus gehört, zum Beispiel eben auch weil man mit den Eltern ständig streitet oder weil die Privatsphäre nicht respektiert wird, aber von diesem Grund habe ich noch nie gehört. Alleine kann sie auf gar keinen Fall eine Wohnung finanzieren, was kann man ihr noch raten? Seid ihr vielleicht aus einem ähnlichen Grund ausgezogen? Wie seid ihr vorgegangen?

Das mit der Lautstärke der Eltern kenne ich zu gut. Es wurde einfach irgendwas gemacht, während man lernen wollte oder es wurde nach einem gerufen, wenn man gerade dabei war zu lernen. Dies war bei mir aber nicht der Grund, warum ich im Endeffekt ausgezogen bin. Es gibt bestimmte Gründe, die man beim Arbeitsamt vortragen kann. Zum einen ist dies, wenn es unzumutbar ist, wenn man bei den Eltern wohnen bleibt. Man kann ihnen ja erklären, dass man dann nicht mehr lernen kann und sogar schlechte Noten hat.

Du schreibst, dass es eine unbezahlte Ausbildung ist. Ich könnte mir deswegen vorstellen, dass sie entweder Anrecht auf Bafög oder BAB hätte. Dort gibt es dann bestimmte Kriterien. Es würde ja für sie eventuell schon reichen, wenn sie die Möglichkeit bekommt, mit diesen Geld vom Amt in einer Wohngemeinschaft zu wohnen. Es kommt dabei aber meist auf das Geld, welches man selbst besitzt und auf das Geld der Eltern an. Ohne darüber viel zu wissen, kann ich deiner Freundin jetzt wirklich hilfreich sein.

iggiz18 hat geschrieben:Es kommt dabei aber meist auf das Geld, welches man selbst besitzt und auf das Geld der Eltern an.

Meine Eltern waren auch öfter mal laut. Sie streiten eben ziemlich viel und ziemlich laut, so dass ich auch schon oft genug davon genervt war, als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe. Es kann eben doch sehr belastend sein, wenn die Eltern immer so laut sind. Man kann ja dann nicht einmal in Ruhe schlafen oder in Ruhe lernen. Man wird immer durch die lauten Geräusche abgelenkt, egal was man macht, auch wenn man sich nun nur einen Film ansieht.

Ich habe es dann so gemacht, dass ich zum Lernen immer in die Bibliothek gegangen bin. Da ist es wirklich leise und man muss sich keine Sorgen wegen einer lauten Geräuschkulisse machen. Außerdem hat man da auch immer alle Bücher um sich herum, die man so gebrauchen könnte. Wenn man sieht, dass andere auch sehr fleißig am Lernen sind, dann motiviert das einen selbst auch noch zusätzlich. Zumindest war das bei mir immer so. Vielleicht wäre das ja auch eine Option für deine Freundin, dass sie zum Lernen eben immer in die Bibliothek geht.

Tagsüber könnte sie vielleicht eben auch noch Ohrstöpsel verwenden, so dass sie dann auch nichts mehr hört. Für nachts geht das aber natürlich nicht immer, wenn man darauf angewiesen ist, den Wecker zu hören. Aber wenn die Eltern dann ohnehin schon wach um diese Uhrzeit sind, könnte man sie fragen, ob sie einen dann nicht wecken könnten. So kann man die Ohrstöpsel die ganze Nacht drin lassen.

Ich kann das ehrlich gesagt sehr gut verstehen. Meine Eltern sind auch etwas lauter. Mein Vater hat zum Beispiel Probleme mit einem Ohr und hört da etwas schlechter. Deswegen spricht er schon mal lauter, damit er sich selbst hört. Meine Mutter antwortet dann etwas lauter, damit er sie hört. Außenstehende könnten das mal schnell als Streit interpretieren, wobei alles harmonisch und prima ist. Bei so einer Atmosphäre lernen zu können ist natürlich nicht immer einfach.

Mit der Zeit habe ich mir dann immer diverse Strategien überlegt. Zum Beispiel Ohrstöpsel oder bei Freunden Lernen oder in der Bibliothek. Später ging ich studieren und wählte eine Uni, die soweit von meinen Eltern weg war, dass sich die Pendelei nicht gelohnt hätte und ich umziehen musste. So hatte ich dann meine Ruhe wegen der Lautstärke.