Bücher aus der Bibliothek für ganzes Seminar einscannen?
Bei mir im Studium ist es so, dass man für jedes Seminar immer einige Texte oder sogar ganze Bücher lesen muss. Wenn man sich die Bücher nicht gleich selbst anschaffen muss, sind sie in der Bibliothek zu finden, wobei man sich die Textstellen dann entsprechend ausdrucken oder einscannen muss.
Nun war eine Kommilitonin von mir aber besonders fleißig und hat an einem Nachmittag direkt alle Bücher und Texte eingescannt, die wir für das gesamte restliche Seminar benötigen. Diese hat sie dann auch gleich online eingestellt, so dass wir restlichen Teilnehmer des Seminars gar nicht mehr in die Bibliothek gehen müssen.
Der Dozent machte die Teilnehmer dann alle per Mail darauf aufmerksam und bedankte sich darin auch bei der Kommilitonin. Gleichzeitig äußerte er aber auch Kritik in der Mail und meinte, dass ein Besuch der Bibliothek im Studium unabdingbar wäre und dass es nicht unbedingt gut sei, es zu fördern, seltener in die Bibliothek zu gehen.
Scannt ihr Bücher, die ihr fürs Studium braucht, auch gerne direkt für den ganzen Kurs ein und stellt diese dann online, so dass eure Kommilitonen gar nicht mehr selbst in die Bibliothek gehen müssen? Oder findet ihr, dass jeder selbst seinen Teil machen muss und jeder eben selbst schauen muss, wie er die Texte herbekommt?
Zu meiner Zeit gab es noch Kopiervorlagen, und man musste schon sehr gut Freund mit einem Kommilitonen sein oder aktiv um Hilfe bitten, damit dieser freiwillig für einen mit kopiert hat. Heute ist die Technik schon wieder weiter. Persönlich finde ich es, wenn ich ganz ehrlich bin, ein bisschen streberhaft und übertrieben bemüht, wenn jemand sich so für seine Kurskollegen aufopfert, und noch dazu unverlangt. Aber manche Leute fühlen sich wohl gerne gebraucht.
Was das Nutzen der Bibliothek angeht, bin ich auch der Meinung, dass es zumindest nicht schadet, wenn man nicht erst zum Verfassen der Abschlussarbeit das erste Mal die heiligen Hallen betritt und dann da steht wie der Ochs vorm Berge. Ganz buchfrei geht es gerade in geistes- und sozialwissenschaftlichen Studiengängen ja doch nicht zu, und man spart im Endeffekt eine Menge Zeit.
Zumindest ist es hilfreich, wenn man zumindest die Örtlichkeiten gesehen hat und je nach Struktur der Bibliothek weiß, wo man relevante Literatur finden kann und ob der Bestand sinnvoll aufgebaut oder sowieso völlig überaltert und chaotisch ist. Ich hätte die gescannten Texte allerdings auch erst mal dankend mitbenutzt - man muss ja nicht immer bibliothekarischer sein als der Bibliothekar.
Ich finde so ein Verhalten sehr vorbildlich. Manche Bücher gibt es in der Bibliothek ja nur einzeln, sodass es schon sehr problematisch ist, wenn ein ganzes Seminar oder ein ganzer Jahrgang genau dieses Buch zum Lernen braucht, es aber schon vergriffen ist, weil sich ein früher Vogel das Buch so schnell geschnappt hat.
Gerade die Dozenten geben ja gerne konkrete Seitenzahlen an, die sie gelesen haben wollen für die Vorbereitung zum Seminar, aber auch zur Klausur später, sodass man dann schon blöd aus der Wäsche schaut, wenn das einzige Buch auf unbestimmte Zeit weg ist und man aber nicht weiß, wo man die Literatur herbekommen soll.
Im Studiengang meines Freundes ist es zum Beispiel so, dass da die Dropbox fleißig genutzt wird und der ganze Jahrgang hat Zugang zu dieser Dropbox. Wenn dann bestimmte Literatur gelesen werden soll, geht einer von diesen 100 oder was Studenten, die da Zugriff haben, in die Bibliothek, schnappt sich das Buch, scannt es ein und lädt es dann für alle hoch.
Das ist eine enorme Arbeitserleichterung und das machen auch nicht immer dieselben Leute, sondern der, der grad Zeit und Zugriff hat. Da funktioniert das Teamwork wirklich gut und ich würde das nicht als Streberhaft bezeichnen. Wenn man das jedoch dem Dozenten aufs Butterbrot schmiert, wie toll man das doch selbst gemacht hat, dann hat das schon einen negativen Beigeschmack finde ich.
Nun ja gut, wir sind in dem Seminar aber nur etwa zehn Leute, wobei der Dozent öfter fehlt, als er da ist. Somit bliebe mehr als genug Zeit, sich die Texte zu beschaffen und dass die Bücher dann gerade vergriffen sind, ist auch eher unwahrscheinlich.
Ich muss gestehen, dass ich das selbst ein wenig "schleimig" finde. Natürlich freue ich mich sehr, dass sie die Kommilitonin mir enorm viel Zeit erspart hat, so dass ich mir nicht einmal meine Referatstexte selbst besorgen muss. Allerdings wirkt sie auch im Unterricht immer ein wenig streberhaft und schleimig und es wirkt eben so, als würde sie sich dadurch einen guten Eindruck beim Dozenten machen wollen. Immerhin hätte sie die Texte mittels Rundmail auch direkt an alle schicken können, anstatt das durch den Dozenten laufen zu lassen.
Prinzessin_90 hat geschrieben:Allerdings wirkt sie auch im Unterricht immer ein wenig streberhaft und schleimig und es wirkt eben so, als würde sie sich dadurch einen guten Eindruck beim Dozenten machen wollen. Immerhin hätte sie die Texte mittels Rundmail auch direkt an alle schicken können, anstatt das durch den Dozenten laufen zu lassen.
Ja genau das meine ich mit dem negativen Beigeschmack. Ich hätte es besser gefunden, wenn sie das eben "heimlich" an euch alle geschickt hätte ohne dass der Dozent das großartig mitbekommt und eben lauthals verkündet. Ich finde da ist offensichtlich, dass es ihr um einen besonders guten Eindruck geht und nicht um die Hilfsbereitschaft an sich.
Ich scanne mir auch ab und zu komplette Bücher ab, die ich für ein bestimmtes Seminar brauche und von denen ich weiß, dass es auch für künftige Hausarbeiten von Vorteil ist, dieses Buch parat zu haben. Meistens handelt es sich dann um Grundlagenliteratur, bei Spezialthemen reichen auch Auszüge. Für den gesamten Kurs stelle ich jedoch nichts online. Dies liegt weniger dran, dass ich ein Egoist bin, sondern mehr daran, dass ich das Urheberrecht versuche weitestgehend zu achten.
Ansonsten halte ich es ähnlich wie der Professor. Der eigene Besuch in der Bibliothek ist wichtiger, als alles hinterher geworfen zu bekommen. Pflichtlektüre gibt es in den Online-Kursen an meiner Universität kostenlos und wird vom Dozenten gestellt. Alles was darüber hinaus geht, sollte sich jeder selbst besorgen und besorgen können. Schließlich gehört Selbstorganisation zu jenen Eigenschaften, die es im Studium zu lernen gilt.
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