Durch Hörschaden für aggressiv gehalten werden?

Mein Vater hat seit seiner Geburt einen Hörschaden, falls man das so nennen kann. Soll heißen, dass bei einem Ohr der Gehörgang verengt ist und er dort weniger gut hören kann. Komplett taub ist er bei dem Ohr nicht, aber man merkt eben, dass er dort deutlich schlechter hört und er hat das auch an einen Bruder und eine Schwester von mir weiter vererbt ohne es beabsichtigt zu haben.

Das führt dann aber leider dazu, dass er gerne laut spricht, damit er sich selbst besser hören kann. Dadurch wirkt er dann schnell aggressiv auf andere Menschen, da er eine laute und starke Stimme hat, die man durchaus mit einem Donner vergleichen könnte.

Ich weiß noch, dass meine Freunde als Kind deswegen nur ungern zu mir zu Besuch kommen wollten, weil sie Angst vor meinem Vater hatten, er wirkte auf sie einfach aggressiv durch seine Art, aber ist er sehr liebevoll und tut keiner Fliege was zu Leide.

Könnt ihr verstehen, dass man durch einen Hörschaden für aggressiv gehalten wird? Hättet ihr auch Angst vor solchen Menschen und würdet sie eher meiden? Man weiß ja leider auch nicht immer, warum jemand so laut und polternd spricht.

Ich kenne auch jemanden, der auf einem Ohr so gut wie taub ist. Aber er spricht in einer ganz normalen Lautstärke und auch Tonlage. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es auf viele Menschen aggressiv wirkt, wenn jemand immer lauter spricht. Es hat dann in gewissem Maße ja auch etwas von anschreien und dies verbindet man ja meistens mit Aggressivität und Streit.

Für kleine Kinder ist das sicherlich besonders extrem und einschüchternd. Mir würde es da selbst als Erwachsene noch so gehen. Wenn man weiß, dass der Mensch einen Hörschaden hat, ist es sicherlich noch etwas anders und man kann sich die Lautstärke der Stimme erklären, aber für jemanden der dies eben nicht weiß, ist es sicherlich befremdlich.

Ich habe volles Verständnis, dass gerade Kinder Unbehagen oder gar Angst bei einem fremden Mann empfinden, der aus unerfindlichen Gründen sich immer so anhört, als würde er einen schimpfen. Selbst als erwachsener Mensch ist es mir unangenehm, wenn Menschen laut und polternd mit mir sprechen und ich gehe solchen Zeitgenossen, wenn ich die Wahl habe, gerne aus dem Weg. Ich bin geräuschempfindlich und mag es zudem gar nicht, wenn ich den Eindruck bekomme, wie ein Kind gescholten zu werden.

Wenn ich weiß, dass der Betroffene schlecht hört oder wenn ich es aus dem sichtbaren Hörgerät schließen kann, bin ich natürlich toleranter oder zumindest weniger gestresst. Generell finde ich jedoch, dass man, schwerhörig oder nicht, auf seinen Tonfall im Umgang mit seinen Mitmenschen achten sollte. Schließlich möchte niemand als aggressiv und unnahbar gelten, wenn ein Hörgerät das Problem relativ problemlos beheben könnte. Selbst ohne Hörgerät kann man darüber hinaus versuchen, seine Stimme zu dämpfen und einen höflichen Tonfall anzuschlagen.

Ich glaube schon das es vielen Menschen unangenehm ist wenn andere sehr laut sprechen. Meistens spricht man ja nur lauter wenn man etwas signalisieren will oder aufgebracht ist. Das man dann vielleicht denken kann das der Gegenüber ein aggressives Verhalten an den Tag legt, kann schon sein.

Aber als Erwachsener sollte man schon ziemlich gut entscheiden können ob jemand gerade aggressiv ist oder einfach schlecht hört. Schließlich wird er bestimmt auch manchmal nachfragen wenn er den anderen Gesprächspartner nicht verstanden hat, und spätestens da weiß man es dann.

Bei Kindern ist das natürlich anders. Die können so etwas noch nicht so gut einschätzen. Und ich verstehe das Kinder dann ein wenig Angst haben. Aber wenn man ihnen erklärt warum der Mann so laut spricht verstehen das sie meisten schon, wobei es natürlich auch darauf ankommt wie alt die Kinder schon sind.