Sanatorien und ihre Vogelfriedhöfe
Ich sammle, wie hier sicherlich schon einige User mitbekommen haben, unter anderem antike Postkarten. Neulich war ich auch mal wieder auf einer kleinen Sammlermesse und habe dort so einige Kartons mit alten Karten durchgesehen. Dabei bin ich auf eine sehr interessante gestoßen.
Man sieht darauf einen kleinen Friedhof, wirklich sehr kleine Gräber, außerdem ist alles drumherum mit Hecken und Blumen geschmückt, wie es eben auf den meisten normalen Friedhöfen ist. Allerdings ist dieser Ort laut Aufschrift der Karte ein "Vogelfriedhof" und gehört zu einem Sanatorium. Es scheint so, als hätten früher so einige Heilanstalten so einen Vogelfriedhof gehabt.
Aber was ist so ein Vogelfriedhof genau, und wozu dient er? Leider habe ich darüber nicht so viele Informationen gefunden. Ich kann mir vorstellen, dass dort Ziervögel beerdigt worden sind, die als Haustiere in der Klinik gehalten wurden. Ich glaube, mich an einige alte Fotos, die ich bisher so gesehen habe, erinnern zu können, auf denen zu sehen war, dass Vogelkäfige in Krankenzimmern standen.
Vermutlich sollten die Tierchen die Kranken aufheitern. Wenn diese Tiere irgendwann gestorben sind, so wäre es ja logisch, dass man sie auch irgendwo hätte beerdigen können, selbst, wenn Tierfriedhöfe damals meistens eher unüblich waren. Das würde einen Vogelfriedhof auf dem Gebiet eines Sanatoriums jedenfalls erklären.
Aber wie war das wirklich? Und hat man die Tiere dort wirklich feierlich beerdigt? Was stand auf den Grabsteinen genau, waren dort wirklich die Namen und vielleicht auch Lebensdaten der jeweiligen Tiere verzeichnet? Wer versorgte diese Vogelfriedhöfe? Und gibt es so etwas heute vielleicht auch noch irgendwo?
Ungewöhnlich finde ich es ja schon, wenn ich bedenke, dass diese Vogelfriedhöfe wohl schon in den 1920er Jahren existiert haben, teilweise auch noch früher. Damals war das Verhältnis zu Tieren bei der Masse der Bevölkerung ja noch viel unemotionaler, als heute. Vereinzelt gab es damals zwar auch schon Tierschützer, aber viele Menschen sahen Tiere doch eher als etwas Nützliches an, etwas, was ihnen selber etwas bringen sollte, und nicht als eigenständiges, fühlendes Lebewesen.
Tierfriedhöfe wurden von vielen Leuten dekadent gefunden, ungewollte Hundewelpen oder Kätzchen zu ertränken oder zu erschlagen, kam viel zu oft vor. Wirklich viele Gedanken um das Wohl von Tieren haben sich wohl wenige Menschen gemacht. Umso mehr wundere ich mich, dass man offenbar Ziervögel nach ihrem Tod nicht einfach entsorgt, sondern auf eigenen Friedhöfen beigesetzt hat.
Bei einem dieser Sanatorien handelt es ich um die Tuberkuloseklinik "Waldhaus Charlottenburg", die um 1914 ihre Tore öffnete. Zu dieser Zeit war Berlin von Industrie-Smog schwer belastet und viele Menschen erkrankten daran. Da es sich hier um Langzeitpatienten handelte, die bis zu drei Jahre von der Außenwelt abgeschnitten waren, kam es zu dem doch eher ungewöhnlichen Arrangement.
Patienten durften ihren ganz persönlichen Vogel halten, pflegen und betreuen, bis zu seinem letzten Atemzug. Danach wurde der Vogel in allen Ehren wie ein treuer Freund mit einer richtigen Zeremonie beerdigt und auch danach konnten die Patienten sich um das Grab des Vogels kümmern. Ich denke in erster Linie ging es hier um das Seelenheil und die Beschäftigungstherapie des Patienten, weniger um die allgemeine Wertschätzung eines Vogels. Ich bin mir aber sicher, das zumindest für die Patienten selbst ihr treuer Begleiter eine Beerdigung mit allem Pomp verdient hatte.
Was nun genau auf den Grabsteinen stand, konnte ich leider nicht genau herausfinden. Hier finden sich einige Bilder und auch noch einmal die ganze Geschichte dazu. Es scheint hier auch viele Gräber ohne Grabstein zu geben und auf dem einen Grabstein glaube ich den Namen "Jacko" zu entziffern.
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