Alleinerziehende Mütter - mögen Kinder den Papa oft mehr?
Na ja, ich denke, das ist ganz normal, dass das Kind sich vielleicht wünscht, bei Vater zu sein, wenn es von der Mutter gerade Ärger bekommen hat und sauer ist. Das heißt deswegen aber nicht, dass es den Vater lieber mag. Natürlich freut man sich auf den Besuch des Vaters, wenn man ihn nicht täglich sieht, aber das wäre ja umgekehrt genauso, wenn das Kind beim Vater leben würde und die Mutter zu Besuch käme.
Die Aussage "bei Papa darf ich das aber" muss auch nicht immer der Wahrheit entsprechen, sondern das Kind kann das auch einfach nur sagen, weil es hofft, dass die Mutter dann nachgibt. Sicher sind die Väter oft weniger streng, das sie das Kind eben nicht jeden Tag haben, aber so viel, wie sie vielleicht manchmal sagen, dürfen die Kinder bei ihnen oft aber auch nicht.
Nach all dem, was ich bisher mit Trennungsfamilien erlebt habe, muss ich sagen, dass es eigentlich nicht auf die Frage ob das Mama oder Papa ist ankommt, sondern wie die jeweiligen Elternteile nach der Trennung handeln und wer die Kinder mehr Zeit bei sich hat. Das beeinflusst mehr, als das eigentliche Geschlecht. Denn ich kann auch eine Familie beobachten, wo die Mutter die Kinder weniger Zeit hat als der Vater und das ist dann doch sehr aufschlussreich.
Bei dem Elternteil, wo man weniger Zeit verbringt ist das für die Kinder eben eher was besonderes, wo man sich danach sehnt und darauf freut, weil es seltener ist. Das ist aber ganz normal, dass Menschen, große wie kleine, das mehr schätzten, was man nicht im Überfluss hat. Vorausgesetzt natürlich, der Elternteil wo man seltener ist kümmert sich auch wirklich gut um die Kinder, wenn sie dort sind und ist nicht merkbar unwillig oder überfordert.
Ich würde auch nicht sagen, dass man die stärke der Liebe gegeneinander aufmessen kann, nur weil sie da oder dort hauptsächlich wohnen. In den Trennungsfamilien die ich kenne hängt das von vielen Faktoren ab, wer sich zu wem mehr hingezogen fühlt. Zum einen konnte es sein, dass das Kind sich schon vor der Trennung eher Papa oder Mama näher fühlte und das bleibt dann oft nach der Trennung auch so.
Zum Anderen ist bei machen Trennungen zu beobachten, dass manche Eltern dann gezielt die Kinder beeinflussen, auch teils gegen das andere Elternteil. Je jünger die Kinder sind, desto besser lässt sich natürlich der kindliche Egoismus nützen. Wenn ein Elternteil dem Kind fünf Spielzeugautos schenkt, wo der andere gerade eines hergeschenkt hat, dann finden kleinere Kinder natürlich erst mal ganz bewusst den spendableren attraktiver. Aber eben nur sehr oberflächlich. Und viele Eltern merken lange nicht, dass es den Kindern enorm schadet, wenn die Eltern so ein Wettbewerbsdenken nach der Trennung kultivieren.
Letztlich je älter Kinder werden zählt dann aber auch wieder mehr die Frage, wo man ein offenes Ohr für Sorgen findet, wer besser bei den Hausaufgaben hilft und statt bei schlechten Noten zu schimpfen Starthilfe gibt, wer liebevoller bei schlimmeren Erkrankungen am Krankenbett da sitzt, wer verlässlicher und gerechter erzieht und solche Dinge. Wenn Kinder älter werden und beginnen zu hinterfragen, wie die Eltern mit ihnen umgehen und dabei fest stellen, dass ein Elternteil sie nur als lästige Anhängsel und Pflichtübung sieht, dann ernüchtert sie das doch sehr.
In dieser Familie, wo der Vater die Kinder öfter als die Mutter hat, von der ich oben schrieb, ist das witzigerweise immer noch so, dass der Vater den Kinder wesentlich mehr erlaubt, als die Mutter, einfach um seine Ruhe zu haben. Auch weil Väter Gefahren oft lockerer sehen als Mütter, anscheinend auch wenn sie den hauptsächlichen Teil der Zeit die Verantwortung tragen.
Als die Kinder in der Familie kleiner waren, fanden sie deshalb den Vater den lustigeren Elternteil. Mittlerweile merken aber auch in dieser Familie die Kinder, dass die strengere und vorsichtigere Art der Mutter durchaus nicht böse gemeint ist, sondern ihre Art ist, ihre Liebe zu zeigen. Aber manchmal dauert das eben, bis die Kinder alt genug sind, das einzuordnen.
Deshalb denke ich, man sollte nach der Trennung versuchen authentisch zu bleiben und nicht dauernd versuchen wollen, den anderen Elternteil auszustechen. Das wird den Kindern, wenn das klappt, auf Dauer besser tun. Denn wenn nicht irgend etwas vorgefallen ist, werden die Kinder nach der Trennung beide Elternteile lieben und leiden darunter, wenn die Eltern so auf dieser Ebene ihren früheren Beziehungsstress weiter pflegen.
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