Leben sich Eheleute nach langer Zeit immer auseinander?
Ich kenne kaum Paare, die schon länger zusammen sind oder auch schon silberne und goldene Hochzeit gefeiert haben und glücklich mit ihrer Ehe sind. Eine Ausnahme fällt mir eben ein, aber das ist mir vermutlich nur so gut in Erinnerung, weil es eine Ausnahme ist. Aber gerade in meiner Verwandtschaft häufen sich die Fälle, wo insbesondere die Frauen nicht mehr zufrieden mit ihren Männern sind und meinen, die würden mit dem Alter immer komischer werden.
Meine eine Tante meckert immer an ihrem Mann herum und als ich sie mal gefragt habe, warum sie ihn überhaupt geheiratet hat, da meinte sie, dass sie das früher noch nicht so gesehen hat und eben verliebt war, aber sie würde sich wünschen, doch nicht geheiratet zu haben. Meine andere Tante mag ihren Mann auch nicht mehr, die leben nebeneinander her und die dritte Tante hat sich schon scheiden lassen.
Eigentlich regen sich viele über ihre Partner aus, wenn sie schon länger zusammen sind. Junge Paare sind meistens noch glücklich und irgendwie scheinen sich die Leute mit zunehmender Ehedauer auseinander zu leben. Ist das der Prozess einer Ehe, dass man irgendwie unzufrieden wird, auch wenn man sich mal mochte?
Sollte man es da ganz mit dem Heiraten sein lassen, wenn die Gefahr so groß ist, irgendwann unzufrieden zu sein? Ist das ein Prozess, in dem die meisten Ehen enden? Oder gibt es Hoffnung?
Warum sollten sich Eheleute automatisch auseinanderleben, nur weil die Beziehung schon seit vielen Jahren besteht? Das Risiko zu scheitern gehört zu Beziehungen dazu. Das kann ebenso gut ohne Trauschein oder nach wenigen Wochen oder Monaten passieren. Ob es wirklich für ganz lange Zeit glücklich macht, das weiß man doch vorher nie.
Mein Mann und ich sind seit den 90er-Jahren ein Paar und den größten Teil der Zeit auch verheiratet. Es fühlt sich gleichzeitig so an, als ob wir uns ewig kennen und als ob die Beziehung noch ganz frisch ist. Ich bedauere keine Sekunde und in der ganzen Zeit ist mir kein Mann begegnet, der mir als besser oder besonders interessant erschienen wäre.
Mein Mann sagt, dass es ihm ebenso geht und er wirkt auch so. Ob es in einem oder zehn Jahren noch so aussieht, das weiß ich nicht. Garantien gibt es nie. Aber genügend seit noch viel längerer Zeit glückliche Paare zeigen mir, dass es klappen kann. Ich kenne Menschen, die lieben sich innig seit 60 Jahren und man sieht es immer noch.
Wobei es wohl auch stark auf die Motivation ankommt. Wer die Hochzeit als Lebenstraum und unbedingtes Ziel hat, der ergreift vielleicht eine unpassende Chance und übersieht sich von vornherein abzeichnende Probleme. Mancher meint mit einer Ehe eine schon schlechte Beziehung zu retten.
Andere wähnen sich mit der Unterschrift am Ziel angekommen und pflegen die Partnerschaft nicht mehr. Das kommt auch ohne Trauschein vor. Wieder andere glauben, dass die Ehe den Partner ändert. Das kann alles natürlich nicht wirklich gut gehen.
Ich sehe da überhaupt keinen Kausalzusammenhang. Meiner Ansicht nach kann das allen Paaren passieren, unabhängig von sexueller Orientierung und davon, ob Kinder oder ein Trauschein vorhanden ist und auch unabhängig davon, wie lange die Beziehung andauert. Man kann sich immer auseinanderleben, wenn man sich gegenseitig für selbstverständlich wahrnimmt und nicht mehr so für die Beziehung arbeitet wie noch am Anfang.
Unglückliche Ehen kenne ich von anderen Paaren und habe selbst schon eine hinter mir. Aber es liegt eben nicht an der Ehe selbst, sondern wie sich eine Beziehung entwickelt. Kommt man irgendwann an den Punkt, dass man sich nicht mehr viel zu sagen hat und nur noch die notwendigen Dinge bespricht, dann hat man das Ende erreicht. Aber wenn beide Partner immer wieder Interesse an dem zeigen, was den anderen bewegt oder was er macht, dann kann man von einer glücklichen Ehe reden.
Da kommt es auch nicht darauf an, wie viel Zeit man miteinander verbringt, sondern wie man sie nutzt. Mein Mann zeigt zum Beispiel kein Interesse am Computer. Das war bei meinem Ex-Mann auch schon so. Aber der Unterschied liegt darin, dass mein Mann sich trotzdem interessiert gewisse Dinge anschaut. Gerade, wenn ich Grafiken gestalte, die ich dann für Gravuren benötige, lege ich viel Wert auf seine Meinung und bekomme sie auch.
Genauso höre ich meine Mann auch zu, wenn er was aus seinem Job berichtet. Manches verstehe ich und bei anderen Dingen frage ich halt nach. Auch das ist wichtig für eine glückliche Beziehung. Und vor allem ist es unabhängig wie lange man ein Paar ist und wie alt man ist. Man muss immer an seiner Beziehung arbeiten, damit sie glücklich bleibt.
Man kann immer mit einer Beziehung scheitern und selbst ohne Trauschein kann man nach vielen Jahren auch unglücklich werden. Man muss einfach dran bleiben und an der Beziehung arbeiten. Ich kenne es aus meiner Familie eigentlich nicht so sehr, dass man sich trennt. Man arbeitet an den Beziehungen und liebt sich auch noch nach vielen Jahren.
Meine Großeltern beispielsweise haben es bis zur Goldenen Hochzeit geschafft und waren sicherlich auch nicht immer nur frisch verliebt, aber sie haben eben auch gut zusammen gepasst und letztendlich haben sie jeden gemeinsamen Tag genossen. Man kann durchaus eine lange glückliche Ehe schaffen, aber man kann auch nicht immer alles beeinflussen.
Ich glaube nicht, dass es ein automatisierter Vorgang ist, dass sich Partnerschaften auseinanderleben. Ich denke jedoch, dass viele Partner dazu beitragen, dass das Auseinanderleben durch Routine & Co stattfindet, weil einfach nichts dafür getan wird, dass man sich noch etwas zu sagen hat, dass man noch was gemeinsam erlebt und mehr.
Es ist natürlich klar, dass eine langjährige Beziehung nicht immer Neues zum Vorschein bringt. Doch wenn der Ablauf stets derselbe ist, kann das auch nicht gehen. Paar A kommt nach Hause, sitzt um Punkt 18 Uhr vor dem TV, geht gemeinsam um 22 Uhr ins Bett, wacht auf und alles immer derselbe Trott. So schnell wird die Routine dann auch zum Auseinanderleben.
Ich sage immer, dass eine Beziehung auch "Arbeit" ist. Das klingt im ersten Moment total unromantisch, aber diese Form der Arbeit kriegt man als solches gar nicht mit. Man muss sie frisch und lebendig halten, aber nicht gezwungen, weil das auch kaum Sinn hat.
Auseinanderleben kann jedem passieren, auch unabhängig vom Status Ehe, Verlobt und nur Paar. Einigen passiert es nach Jahrzehnten, anderen nach wenigen Jahren. Deswegen ist "Arbeit" in der Beziehung auch so wichtig.
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