Kind will nach Angriff nicht mehr in die Krippe, wer haftet?

vom 07.06.2016, 09:04 Uhr

Wie in dem Thema Fremde Kinder schlagen, wenn eigenes Kind angegriffen wird? beschrieben, wurde das Kind einer Mutter von anderen Kindern angegriffen und dabei übel zugerichtet. Heute morgen habe ich sie das erste mal wieder gesehen, aber das Kind weigerte sich in der Krippe zu bleiben, weinte und ließ sich nicht beruhigen. Nachdem es so erfolglos war, nahm die Mutter das Kind wieder mit nach Hause da auch die anderen Kinder dadurch unruhig wurden.

Eine Erzieherin meinte noch zu mir und den anderen Eltern die gerade ihre Kinder gebracht haben, dass wir uns davon nicht beeinflussen lassen sollen da es kein Vorfall in der Krippe war, sondern Privat stattgefunden hat. Denn nicht jeder wusste etwas von dem Angriff und da könnten schon Vermutungen aufkommen, dass der Angriff eben in der Krippe stattgefunden hat. Gestern war mein Sohn nicht in der Krippe, dort war es aber wohl schon direkt das gleiche, dass dieses Kind nicht bleiben wollte und wieder mit nach Hause genommen werden musste.

Von der Mutter weiß ich, dass diese ebenfalls Vollzeit arbeiten muss und ihr Arbeitgeber auch nicht sonderlich erfreut ist, wenn sie einmal nicht kommen kann wenn das Kind krank ist etc. Entsprechend muss die Belastung und der Druck für sie richtig schlimm sein, dass das Kind sich nun weigert in die Krippe zu gehen. Dazu kommt natürlich noch der Lohnausfall der nur teilweise aufgefangen wird, die Angst den Job zu verlieren weil man nicht kommen kann etc.

Natürlich muss der ungenutzte Krippenplatz auch weiterhin bezahlt werden und kostet Ganztags im Monat 711 Euro. Auch das muss erst einmal verdient werden, wenn das Kind sich allerdings weigert diese zu besuchen, dann ist es ebenfalls verschwendetes Geld. Einfach abmelden funktioniert nicht solange das Kind nicht will, denn man wartet hier mindestens 1 Jahr auf einen freien Betreuungsplatz.

Nun stellt sich mir allerdings die Frage, ob man nach einem solchen Angriff die Eltern der anderen Kinder dafür in Haftung nehmen kann für die verursachten Kosten wie z.B. den ungenutzten Krippenplatz, weil das Kind aus Angst nicht dort bleiben möchte, den Verdienstausfall der durch die eigene Betreuung vom Kind anfällt und ggf. auch Schadensersatz für den Jobverlust, wenn diese gekündigt wird da man nicht zur Arbeit erscheinen konnte? Wer würde dafür denn haften, wenn die Angreifer Kinder von Flüchtlingen waren die hier wahrscheinlich keine Haftpflichtversicherung haben? Oder bleibt man auf diesen Kosten komplett alleine sitzen obwohl man dafür nichts kann?

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Da Kinder in diesem Alter nicht strafmündig sind, wird da wohl weder eine Versicherung eine Leistung für erbringen, noch sind die Eltern der Kinder in irgendeiner Weise haftbar zu machen. Das ist zwar eine ziemlich unschöne Situation, ist aber einfach nur unglücklich für die betroffenen Personen. Man kann nur hoffen, dass das Kind sich wieder beruhigt und ein Krippenbesuch wieder möglich wird.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Squeeky hat geschrieben:Da Kinder in diesem Alter nicht strafmündig sind, wird da wohl weder eine Versicherung eine Leistung für erbringen, noch sind die Eltern der Kinder in irgendeiner Weise haftbar zu machen.

Wieso sollten die Eltern dafür nicht haftbar gemacht werden können? Immerhin waren die Kinder komplett unbeaufsichtigt als das ganze passiert ist und somit haben die Eltern auch ihre Aufsichtspflicht verletzt.

Generell auch die Frage wer haftet dafür, wenn ein Flüchtling hier so etwas fabriziert denn eine Haftpflichtversicherung werden diese wohl kaum haben und eigenes Einkommen zur Selbstbegleichung ebenfalls nicht, jedenfalls nicht solange über den Antrag entschieden worden ist. Kommt dafür dann ebenfalls der Staat auf oder geht man als Opfer damit einfach leer aus?

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Kinder müssen auch nicht rund um die Uhr beaufsichtigt sein. In gewissem Maße sind sie durchaus auch mal in der Lage, ohne ständige Aufsicht zu sein. Ich kenne den angesprochenen Fall nicht, aber wenn Mama und Kind z.B. auf einem Spielplatz sind, muss die Mama nicht zwingend immer direkt neben dem Kind sein, sondern darf sich durchaus 5 Meter weiter auf die Bank setzen. Und dann ist sie eben nicht schnell genug am Kind, wenn dieses jemanden schlägt. Und daraus kann man ihr wohl kaum eine mangelnde Aufsicht vorwerfen.

Haftbar sind die Eltern dann eben auch nicht, weil sie ja nichts falsch gemacht haben. so ist z.B. die Schramme im Auto, den ein 6-jähriger beim Rad fahren verursacht hat, einfach nur das Pech des Fahrzeugbesitzers, da das Kind nicht zur Haftung herangezogen werden kann und die Eltern die Aufsichtspflicht nicht verletzen, wenn sie einem Kind in diesem alter das Rad fahren erlauben. Und ein Krippenkind ist durchaus "alt genug", um irgendwo zu spielen, ohne Mamas Rockzipfel in der Hand zu halten.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Die meisten Haftpflichtversicherungen decken Taten von versicherten Kindern erst ab, wenn das Kind ein Alter erreicht hat, ab dem es reif genug ist, seine Taten als solche zu erkennen. Wenn man Kinder unter sieben bei der eigenen Haftpflichtversicherung abdecken will, braucht man einen speziellen, teureren Tarif, den längst nicht alle Eltern buchen. Auch wenn das Kind schon zirka acht ist, wie in dem verlinkten Fall kann es sein, dass die Versicherung trotzdem nicht zahlt, wenn die Versicherung der Meinung ist, dass das Kind nicht entsprechend reif war.

Es könnte also genau so passieren, dass man trotzdem auf den Kosten sitzen bleibt, auch wenn die Täter die Kinder der langjährigen Nachbarin sind und eben einfach so jung sind und die Versicherung der Nachbarin das nicht decken will. Außerdem ist sowieso fraglich, ob ein Haftpflichtversicherung für solche psychischen Schäden auch ohne weiteres einstehen würde. Ein Sachschaden ist ja einfacher zu bemessen und zu regulieren.

Ich würde in dem Fall einfach zum Kinderarzt gehen und erklären wo das Problem liegt. Da hätte die Mutter im Übrigen schon längst hingehen müssen, weil menschliche Bissspuren sich leicht böse entzünden und da eine medizinisch Behandlung, vor allem bei Kleinkindern sowieso wichtig ist. Im Normalfall wird ein Kinderarzt das Kind krank schreiben. Schließlich sind ja psychische Beschwerden auch eine Form von Krankheit. Damit ist die Angelegenheit sauber zu regeln, sowohl mit dem Arbeitgeber, als auch mit dem Kindergarten. Und wenn ansonsten in der Familie alles in Ordnung ist, wird sich das in ein paar Tagen wieder einrenken.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


trüffelsucher hat geschrieben:Ich würde in dem Fall einfach zum Kinderarzt gehen und erklären wo das Problem liegt. Da hätte die Mutter im Übrigen schon längst hingehen müssen, weil menschliche Bissspuren sich leicht böse entzünden und da eine medizinisch Behandlung, vor allem bei Kleinkindern sowieso wichtig ist. Im Normalfall wird ein Kinderarzt das Kind krank schreiben. Schließlich sind ja psychische Beschwerden auch eine Form von Krankheit. Damit ist die Angelegenheit sauber zu regeln, sowohl mit dem Arbeitgeber, als auch mit dem Kindergarten. Und wenn ansonsten in der Familie alles in Ordnung ist, wird sich das in ein paar Tagen wieder einrenken.

Das Kind war direkt nach dem Angriff in der Kinderklinik stationär und entsprechend dort auch mit Begleitperson eingebucht, Nachweis über den Aufenthalt bekommt man hier zumindest automatisch für die Krankenkasse und den Arbeitgeber. Die Nachsorge übernimmt natürlich der Kinderarzt, aber eine weitere Krankschreibung auf das Kind war nicht möglich, da inzwischen keine medizinische Indikation mehr vorliegt die die Betreuung durch die Mutter notwendig macht. Lediglich eine Überweisung zu einem Kinderpsychologen erfolgte, der Termin ist allerdings erst im nächsten Monat vorher war keiner zu bekommen und man sieht es als "nicht so dramatisch" an und nur dieser könnte längerfristig die entsprechende AU ausstellen. So wurde es ihr von zwei Kinderärzten mitgeteilt bei denen sie nun nachträglich schon war.

Heute morgen hatte ich auch die Gelegenheit kurz mit der Mutter zu sprechen. Sie bekommt Druck vom Arbeitgeber, dass sie dort erscheinen soll und er sich das nur noch diese Woche mit ansieht. Ansonsten wurde ihr bereits mit der fristlosen Kündigung gedroht wegen Nichterscheinen am Arbeitsplatz. Mitnehmen kann sie das Kind nicht, jemand anderen lässt das Kind auch nicht an sich ran außer die Mutter.

Ich kann gut verstehen das sie nun fertig ist, da von allen Seiten nur Druck kommt und wenn es jetzt weiterhin so läuft auch noch der Job weg ist. Da bekomme ich ehrlich gesagt das Kotzen, dass dafür niemand dafür aufkommen muss. Denn ich glaube kaum, dass eine entsprechende Haftpflichtversicherung für Flüchtlinge abgeschlossen wird geschweige denn diese das überhaupt selbst in Angriff nehmen. Ob sie dann zahlen würde ist immer noch eine ganz andere Frage. Ich würde es dennoch versuchen direkt an die Eltern mit dem finanziellen Schaden zu treten, gerade wenn keine Haftpflichtversicherung besteht ist da die einzige Möglichkeit die man noch hat.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Dass das für die Mutter emotional belastend ist, ist nachzuvollziehen. Vor allem, weil sie sich vermutlich auch selbst Vorwürfe machen wird, dass sie nicht besser auf ihr Kind aufgepasst hat und dass sie das verhindern hätte können.

Selbst wenn es Kinder gewesen wären, deren Eltern eine Haftpflichtversicherung hätten wäre es sehr fraglich, ob diese Versicherung da irgend etwas regulieren würde. Die Versicherung würde sich eine Schilderung schicken lassen, wie der Tathergang war und fest stellen, dass die Mutter das Kind im Krippenalter anscheinend vorübergehend nicht ausreichend beaufsichtigte und es erst unter dieser Bedingung zu dem Vorfall kommen konnte. Und dass man Kinder im Alter von 6 bis 8 Jahren alleine draußen herum laufen lässt, ist normal.

Selbst wenn sie dann bereit wäre trotzdem zu zahlen, aber anerkannte Fachleute wie die Ärzte anscheinend der Meinung sind, das ganze wäre nicht so schlimm und für eine Krankschreibung nicht ausreichend, wie du ja hier selbst schreibst, dann wird die Versicherung zweimal überlegen, ob es hier überhaupt einen Versicherungsfall gibt, oder eher nicht. Dass ihr Mütter das nicht so seht ist klar, aber im Zweifel wird da die Versicherung vermutlich eher auf die Einschätzung von außenstehenden Fachleuten oder Gutachtern hören.

Frage doch da einfach mal den Versicherungsmakler deines Vertrauens, wenn du mir das nicht glaubst. Und im Übrigen kann die Mutter auch zu einem Anwalt für Arbeitsrecht gehen, ob eine fristlose Kündigung unter diesen Umständen überhaupt rechtens wäre. Da würde ich in dem Fall nämlich eher einhaken. Dann hat man zwar die Kosten für den nicht genutzten Kita-Platz nicht reingeholt, aber womöglich immer noch den Arbeitsplatz gerettet.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob man so etwas geltend machen kann? Wirklich nicht und deswegen möchte ich einfach nichts falsches sagen. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass es schon gute Karten gibt, weil es ja aufgrund einer nicht beeinflussbaren Situation ging, wo das Kind jetzt Angst hat. Es klingt schon so, als wenn ein kleines "Trauma" entstanden ist, welches vielleicht ein Haftpflichtschaden wäre?

Womöglich wenn jemand haftet, muss bestimmt der Nachwuchs zum Arzt, sich dann die Angst attestieren lassen usw. Wird sicherlich schwer, aber den Teufel an der Wand malen würde ich auch nicht.

Vielleicht ist das nur die erste Zeit so. Es ist ja offenbar noch alles sehr frisch und das Mama emotional auch belastet ist, ist klar. Das Kind muss man vielleicht jetzt ohne viel Druck erst einmal zeigen, dass nicht immer solche Situationen geschehen, aber es eben manchmal Kinder gibt, die doof sind.

Ich bin keine Mama, sondern nur Tante, Patentante und immer die Aufpasserin von Kindern aus dem Freundeskreis. Das muss ich dazu sagen. Ich weiß aber, dass meine Schwester meine Nichte trotzdem wieder auf den Spielplatz nach wenigen Wochen bekam, wo sie vorher mit einem Taschenmesser bedroht wurde.

Anfänglich hatte sie Angst, wenn sie die Jungen gesehen hat, rannte sie teilweise sofort hinter meiner Schwester. Ich denke, dass das Geschehene dem Kind noch zu frisch ist. Vielleicht denkt es, dass er jetzt immer angegriffen wird? Das muss man vielleicht mit zureden erklären, dass dies nicht ist. Wobei ich mir jetzt die Frage stelle, wenn es passiert, wieder, was macht man dann? Puh...

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^