Auslandssemester in der Regel mit Beziehungsende verbunden?

Eine Bekannte von mir möchte für sieben Monate nach Schweden ziehen und dort ein Auslandssemester absolvieren. Sie hat im Bekanntenkreis freudig davon berichtet und wir haben uns alle sehr für sie gefreut. Eine gemeinsame Bekannte von uns fand das weniger gut und begann direkt damit es schlecht zu reden.

Sie meinte, dass Auslandssemester in der Regel auch immer mit einem Beziehungsende verbunden seien. Angeblich wären in allen ihr bekannten Situationen die Paare während eines Auslandssemesters auseinander gegangen. Es würde sehr selten mal klappen. Wenn man für so lange Zeit alleine ist, wäre die Verlockung nach einem neuen Partner sehr groß.

Ich fand diese Pauschalisierung sehr gemein, denn meine Bekannte macht sich nun ernsthaft Sorgen um ihre Beziehung, was vorher nicht der Fall gewesen war. Wie denkt ihr über Beziehungen während eines Auslandssemesters? Gehen da tatsächlich überproportional viele Beziehungen kaputt?

So pauschal kann man das doch gar nicht sagen. Das hängt doch ganz enorm von der Beziehung ab. Wie lange sie schon besteht. Wie gut sie läuft. Wie viel sich die beiden bedeuten.

Hinzu kommt, das Ausland nicht gleich Ausland ist. Schweden ist ja nun nicht so weit weg und man könnte sich ein paar Mal besuchen. Australien, USA oder Afrika wären da schon etwas anderes. Flüge sind teuer, man muss sich länger freinehmen, weil es sich für ein paar Tage nicht lohnt etc.

Ich denke, man sollte einfach darüber reden und die Möglichkeiten abwägen. Wirklich in sich gehen und bewerten, ob man eine Chance hätte. Das haben bestimmt schon viele Paare geschafft.

Wenn die Beziehung gut läuft und man vielleicht schon eine Weile mit dem Partner zusammen ist, dann sollte diese das eigentlich überstehen können. Ein Semester ist ja nun auch nicht die Welt und gerade dann, wenn man in Europa bleibt, sollte es auch gut möglich sein, sich zwischendurch mal zu besuchen. Natürlich kann man sich längst nicht so oft sehen, wie sonst und natürlich hat man dann auch weniger Kontakt miteinander, aber es ist ja nicht so, dass man aus der Welt ist. Einige Treffen sollten schon drin sein und ansonsten kann man ja auch noch skypen.

Sieben Monate sind ja auch ein überschaubarer Zeitraum. Die Zeit wird schnell vergehen, vor allem wenn man sich auch noch zwischendurch besucht. Von daher wäre ich da eigentlich recht zuversichtlich. Ich denke, dass so etwas außerdem auch die Beziehung festigen kann. Man hat dann einfach auch schwierige Situationen gemeinsam gemeistert und auch eine schwere Zeit gut überstanden. Das wirkt sich sicherlich positiv auf die Beziehung aus,

Meine Freundin war jedoch schon einmal in der gleichen Situation, wobei beide zur gleichen Zeit im Ausland waren. Sie meinte, dass die Beziehung das zwar überstanden hat, wobei die beiden sich schon sehr auseinander gelebt haben. Da beide auf unterschiedlichen Kontinenten waren, hatten sie sich auch nicht sehen können. Danach wäre der Umgang zwischen den beiden sehr distanziert gewesen und es hätte oft Streit gegeben. Sie haben aber dennoch beide für die Beziehung gekämpft und sind nun glücklicher, denn je.

Ein Studienkollegin von mir hat zum Auslandssemester gleich ihren Partner mit genommen und beide haben das Auslandssemester im gleichen Land gehabt. Das hat die zwei sehr zusammengeschweißt. Jahre später haben sie dann sogar eine Familie gegründet und sind immer noch glücklich zusammen. Vielleicht kann der Partner der Bekannten auch mit nach Schweden kommen?

Ob so etwas klappt, das hängt auch damit zusammen, wie die Beziehung vorher war. Kriselt es schon lange und vielleicht auch nur unterschwellig? Dann könnte das die Trennung beschleunigen. Es gibt ja viele Gründe, warum man ein Auslandssemester machen will. Wenn der Grund dafür ist, dass einem zu Hause die Decke auf den Kopf fällt und der Partner latent auf den Nerv geht, dann kann so ein Abstand über Monate schon zur Trennung führen.

Wenn aber die Bekannte schon ganz lange glühender Fan von Schweden ist und schon immer da hin wollte und sich gerade jetzt die Gelegenheit ergibt und die Beziehung total super ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass es klappen wird. Wenn es dann doch nicht klappt, wäre vermutlich die Trennung früher oder später sowieso gekommen.

Ich denke, dass eine gute Beziehung auch so eine Trennung durchhält. Mein Bruder beispielsweise ist kurz vor seinem Auslandssemester mit seiner jetzigen Frau zusammen gekommen und die Beziehung hat auch gehalten. Sie haben mittlerweile 3 Kinder zusammen und sind verheiratet. Er hatte damals noch nichts von ihr erzählt, weil er eben auch nicht wusste, ob es hält, aber die beiden haben das gut gemeistert.

Meiner Meinung nach ist der Drang nach einem neuen Partner auch nicht hoch, wenn man zusammen glücklich ist. Heutzutage kann man doch über das Internet täglich miteinander reden und ein Jahr ist nun auch nicht die Welt und die Person ist nicht aus der Welt, weswegen man den Urlaub dann eben beim Partner macht. Eine gute Beziehung schafft das auf jeden Fall und jede Beziehung, die das nicht schafft, war eben nicht die Richtige.

Wenn die Beziehung in dieser Zeit scheitert, dann war sie doch nichts wert. Das ist jedenfalls meine Meinung. Denn es kann ja auch andere Gründe haben, warum ein Partner über mehrere Monate weit weg ist. Nehmen wir nur mal den Fall einer Krankheit und man wohnt im Süden von Deutschland. Eine entsprechend gute Behandlung kann man aber nur im Norden erfahren. Auch da wäre man längere Zeit getrennt und könnte sich auch nicht unbedingt häufig sehen.

Zumal eben Schweden und auch sieben Monate überschaubar sind. Eine gute Beziehung sollte das ohne größere Probleme überstehen. Zumal man ja heute wesentlich mehr Möglichkeiten zur Kommunikation hat, als noch vor 20 Jahren. Und schon da haben Beziehungen ein Auslandssemester überlebt.