Betonen, dass etwas nicht böse gemeint ist?

Wenn ich mit anderen Personen spreche, dann kommt es öfter vor, dass ich betone, dass etwas nicht böse gemeint ist. Das ist immer dann der Fall, wenn ich etwas sage, wovon ich befürchte, dass es von der anderen Person falsch aufgefasst werden könnte. Bevor das eintritt, sage ich lieber gleich, dass ich es eben gerade nicht so meine. Dadurch kommt es erst gar nicht zu irgendwelchen Missverständnissen, so dass ich mit dieser Methode wirklich gut fahre. Ich werde das wohl so beibehalten.

Betont ihr in Gesprächen mit anderen Personen auch immer gerne, dass etwas nicht böse gemeint ist, wenn ihr die Befürchtung habt, dass die andere Person das falsch auffassen könnte und womöglich verletzt wäre? Oder wartet ihr erst auf die Reaktion der anderen Person ab, bevor ihr etwas klar stellt?

Was für einen Zweck soll das haben? Ist das so etwas wie das klassische "Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber" mit dem der Sprecher dann meint jede noch so rassistische Bemerkung irgendwie legitimieren oder abschwächen zu können?

Ich sage eigentlich nichts, das ich durch solche Floskeln erst mal abschwächen oder relativieren muss, da würde ich mir dann eher überleben wie ich mich unmissverständlicher ausdrücken kann. Und wenn jemand alles falsch versteht oder direkt persönlich nimmt hat der doch eh kein Problem mit meinen Aussagen sondern mit sich selber. Da ist es dann doch relativ egal was man sagt.

Nein, ich meine damit absolut nicht, dass man versucht, irgendwelche Äußerungen abzuschwächen. Vor einiger Zeit hatte ich beispielsweise die Situation, dass mein Freund für einen Tag in einer anderen Stadt gearbeitet hat. Da eine Bekannte von uns, dort wohnt, stand zur Diskussion, ob mein Freund dann da schlafen sollte, wenn es nicht mehr reichen würde, nach Hause zu kommen.

Ich sagte der Bekannten dann, dass es nichts gegen sie wäre, aber es mir lieber wäre, wenn mein Freund nach Hause kommen würde. Sie sagte mir dann auch, dass ich nicht eifersüchtig sein müsse, wobei ich wieder betonte, dass es nicht daran liegen würde, aber ich mich auf einen gemeinsamen Abend mit meinem Freund freuen würde.

In solchen Situationen sage ich lieber gleich, dass etwas nicht böse gemeint ist, wie beispielsweise in dem Fall, dass ich es nicht so cool gefunden hätte, wenn mein Freund bei ihr geschlafen hätte. Damit dann aber nicht eben so Schlussfolgerungen wie Eifersucht aufkommen, kläre ich das lieber direkt auf.

Ich halte ebenfalls nicht sonderlich viel von derlei relativierenden Floskeln und verwende sie nur sehr selten bei notorisch überempfindlichen Menschen, mit denen ich mich zwangsläufig, sei es im Job oder in der Familie, auseinandersetzen und zu einem Konsens kommen muss.

Und selbst dann habe ich oft nicht den Nerv, zu betonen, dass eine Handlung oder ein Verhalten von mir "nicht böse gemeint" sei, etwa wenn ich die Mittagspause mal nicht mit dem ganzen Hühnerstall verbringen möchte. Wer solche Banalitäten tatsächlich persönlich nimmt, kennt mich erstens schlecht und hat zweitens ein Problem mit sich selber, welches auch durch wortreiche Erklärungen, Relativierungen und Rechtfertigungen nicht aus der Welt zu schaffen ist.

Generell empfinde ich es fast schon als Unsitte, wenn ein erwachsener Mensch vor lauter Angst, jemand anders könnte "böse" auf ihn sein, keine klaren Aussagen mehr treffen und zu seinen, meistens sowieso völlig simplen und alltäglichen, Meinungen und Handlungen nicht mehr stehen kann.

In meinen Augen ist es sogar eher ein Zeichen von einer Mischung aus pubertärer Ich-Bezogenheit ("Ich bin so wichtig, dass anderer Leute Lebensqualität von meinem Tun und Lassen bestimmt wird!") und mangelndem Selbstwertgefühl ("Keiner mag mich, wenn ich es nicht immer allen recht mache!"), wenn man ständig etwas "nicht böse meint", und hat mit Höflichkeit oder Rücksichtnahme nur noch sehr bedingt etwas zu tun.

Ich mag diese Floskel auch nicht und empfinde sie als eher unangenehm, wenn man sie mir gegenüber äußert. Es scheint aber in unserer Gegend eine sehr geläufige Ausdrucksweise zu sein und wird häufig bei den banalsten Dingen angewendet, was mich meist irritiert zurück lässt.

Beispielsweise sagt eine Bekannte von mir "sei mir net bös', aber der spinnt doch". Also soll ich jetzt nicht böse sein, weil ein anderen ihrer Meinung nach nicht mehr richtig tickt, entschuldigt sie sich für ihre Ausdrucksweise oder denkt sich ich könnte böse werden, weil ich anderer Meinung bin oder was? Ich vermute dann immer eine verborgene Andeutung, da der Text sonst keinen Sinn für mich ergibt. Mir wurde aber schon mehrfach erklärt, es sei einfach eine Floskel mit keinerlei Bedeutung.

Auch eine Tante meines Partners nutzt diese Floskel ständig und sagt danach völlig belanglose Dinge. Ich rätsel dann immer, ob mir etwas entgangen ist oder nicht. Es impliziert in jedem Fall etwas Negatives. Wenn dann schließlich auch etwas Negatives folgt, finde ich es noch ärgerlicher, da man mich mit dem Abklatsch einer Bitte um Gnade nötigt.

Der in deinem zweiten Bericht von dir beschriebene Fall ist für mich noch am verständlichsten, jedoch wirkt die Aussage auch hier für mich fehl am Platz. Wenn es keinen Grund gibt böse zu sein, warum dann extra darum bitten? Eine klare, sachliche Ansage in neutralem, freundlichen Tonfall, würde hier viel besser wirken. "Versteh mich nicht falsch" und "sei mir nicht böse" bewirken doch eher das Gegenteil von dem was man hier eigentlich Aussagen möchte.

Ich mag die Floskel, ich habe es nicht Böse gemeint, an sich auch nicht. Gelegentlich verwende ich sie allerdings doch. Gerade bei Menschen, die mit mir mehr Kontakt haben, neige ich durchaus zu einer großen Portion Sarkasmus. Meistens wird mir erst nachdem ich was gesagt habe klar, dass mein Gegenüber das vielleicht in den falschen Hals bekommen haben könnte. Dann folgt eben der Spruch, dass ich das ja nicht Böse meine. In der Regel wissen meine Gesprächspartner das aber und winken gleich ab.

Ich habe einen Freund, der eine Suchterkrankung hat. Wir kennen uns schon relativ lange und haben auch relativ viel zusammen erlebt. Ich erlebe sein Leben nur eben manches Mal aus einem anderen Blickwinkel. Bei ihm fange ich Vorschläge durchaus mit dem Satz an, dass ich hoffe, er nimmt mir das nicht Übel und so weiter. Hier allerdings, weil ich weiß, dass er anders denkt. Mir geht es bei der Vermittlung meiner Vorschläge auch rein darum, dass er sich zumindest mal Gedanken darum macht. Das klappt erstaunlicherweise auch sehr gut.

Ich chatte gelegentlich. Dort sind oft auch Chatter anwesend, die irgendeine Gemeinheit in den Raum knallen und dann hinter her schicken: Spaß!. Da sehe ich rot mittlerweile. Die wissen genau was sie gesagt haben, meinen es meistens auch genau so, aber das Spaß vermittelt auch diese man habe es nicht böse gemeint und damit wird versucht auszuhebeln, dass da jemand sie aus dem Chat ausschließen könnte.

Ich sage schon des Öfteren, dass ich etwas nicht böse meine. Ich vertrete nun einmal überall meine Meinung. Gerade im Web ist es schwer, für mich jedenfalls, Emotionen & Co rauszulassen. Dadurch verliere ich manchmal meine Emotionen so, dass ich bösartiger wirke, als ich bin. Trotzdem möchte ich ja auch niemanden persönlich angreifen, sodass ich da schon drauf aufmerksam machen möchte.

Im Leben außerhalb von Foren sieht das etwas anders aus. Da versteht man mich meist sofort, weil ich natürlich auch von Angesicht zu Angesicht anders sprechen kann, mich nicht erst in Worte wiederfinden muss etc. Da sage ich noch schlimmer, als hier zum Beispiel, was ich denke und mir das scheiß egal, wer sich angegriffen fühlt usw.

Ich bin von Grund auf ein ehrlicher Mensch. Solange man mich nicht in Ecken drängt, wo ich mich nicht sehe, ist alles top. Ich sage, was ich denke und das ohne Rücksicht auf "Verluste". Da betone ich dann anders als im Web nicht, dass ich etwas nicht böse meinte.

Bestes Beispiel wäre folgendes. Meine beste Freundin wurde von ihrem Freund betrogen. Er ist als Schürzenjäger bei uns bekannt. Im TV lief gerade wieder solch ein Hecht, der angab, dass er alle haben kann, top aussieht und öfters mal fremd geht. Die Persona im TV wollte mit ihm trotzdem eine Beziehung und heulte später rum, was er sie auch betrogen hat.

Mein Spruch während der Sendung, eine alte Talkshow Aufzeichnung war das, selber schuld, dann will die Alte offenbar betrogen werden. Meine beste Freundin nahm das sofort persönlich, wo ich mich dann ihr gegenüber erklären sollte und dann kam es auch da kurzweilig zur Diskussion. Auch da habe ich ihr klar gesagt, dass sie zwar meine beste Freundin ist, aber wenn sie sich verarschen und betrügen lässt sowie naiv glaubte, einen Fremdgeher zu drehen, dass ich in diesen Belang ganz klar sage, selber schuld - lass dich verarschen.

Das kam natürlich gar nicht gut an, aber das meine ich zwar nicht böse in dem Sinne von wirklich böse, aber ich meine es ernst. Dafür werde ich mich eben nicht rechtfertigen. Im Web kann vieles anders rüberkommen, weil es auch mit dem Ausdruck und Emotionen zu tun hat, da bin ich leider kein Profi. Da kann der Satz daher mal fallen.

Wenn ich einer Person gegenüber stehe erwarte ich einfach, dass diese auch versteht um was es mir geht und da entschuldige ich mich auch nicht für meine Meinung oder werte diese ab, was man ja durchaus mit diesen Worten in einem richtigen Gespräch machen kann. Man entkräftet seine eigene Aussage, weswegen es so klingt als wäre man jemand mit wenig Selbstbewusstsein oder jemand, der sich selber zu wichtig nimmt.

Hier im Forum mache ich das durchaus schon mal, dass ich so einen Satz verwende, weil man hier ja niemanden sehen kann, sondern nur schreibt und da kann durchaus auch mal etwas falsch verstanden werden, wenn man so etwas nicht dazu schreibt und deutlich macht, dass man damit niemanden angreifen möchte. Ich denke schriftlich ist dieser Satz in Ordnung, sonst würde ich ihn aber, aus den genannten Gründen, nicht verwenden.