Kinder von Hausarbeit verschonen, solange sie zu Hause leben
Ich hatte vor kurzem ein sehr interessantes Gespräch mit einer Bekannten geführt. Diese hat zwei Kinder, wobei ihre Tochter in den Kindergarten, ihr Sohn nun aber schon in die Schule geht. Meine Bekannte meinte, dass sie nicht wollen würde, dass ihre Kinder etwas im Haushalt machen müssten, solange sie eben zu Hause wohnen würden. Würden sie irgendwann ausziehen, würden sie noch viele Jahre den Haushalt am Hals haben, so dass sie nicht jetzt schon damit anfangen müssten.
Meine Bekannte meinte, dass ihre Eltern das bei ihr auch so gemacht hätten, wobei ihr das nie geschadet hätte. Als sie dann irgendwann von zu Hause ausgezogen ist, ist sie sehr schnell selbstständig geworden, da sie sich dann alles auf die Schnelle selbst hätte beibringen müssen. Das hätte wunderbar funktioniert, so dass sie das auch bei ihren Kindern so machen wollen würde. Sollte man die Kinder verschonen, was Hausarbeit angeht, solange sie noch zu Hause wohnen, da sie noch genügend Zeit später damit verbringen werden?
Nein, der Meinung bin ich nicht. Erstens kann es nicht schaden, wenn man schon früh ein paar Dinge lernt, die man später dann auch erledigen muss. Sicherlich ist es nicht nötig, dass Kinder alles erledigen, aber ein paar einfache Aufgaben kann man ihnen durchaus übertragen. Auf Klassenfahrten z.B. ist es ja auch so, dass einige Dinge von den Kindern gemacht werden müssen.
Zweitens ist es nur gerecht, wenn die Eltern etwas Entlastung haben und einige Aufgaben auch von den jüngsten Familienangehörigen übernommen werden. Das hat auch den Vorteil, dass die Kinder eher darauf achten, wie und was sie so machen. Müssen sie z.B. Geschirr spülen, fällt ihnen auf, dass man nicht für jedes Glas Wasser, das man trinken möchte, unbedingt ein neues Glas aus dem Schrank nehmen muss, sondern durchaus ein Glas öfter benutzen kann.
Mein Sohn wird definitiv mithelfen müssen. Das finde ich auch nicht schlimm, denn es kann nicht schaden ein paar Dinge zu lernen. Ich kann ja nicht noch jeden Tag zu ihm gehen, wenn er mal ausgezogen ist und sich dann beispielsweise nichts kochen kann oder die Waschmaschine nicht bedienen kann.
Ich denke, dass das auch nichts mit schonen zu tun hat und mein Kind trotzdem eine schöne Kindheit haben wird. Wenn er immer mal hilft, kann das nicht schaden und er lernt etwas für sein späteres Leben, wenn er mal alleine wohnt.
Wir haben in unserer Wohnanlage einen Mann wohnen, der wohl so um die 35 ist und er geht jeden Tag mit seiner Mutter einkaufen, lässt sich bekochen und bespricht einfach alles mit ihr, kann keine Entscheidung alleine treffen und so weiter. So ein Kind möchte ich nicht groß ziehen. Er gibt das aber auch selber zu, dass ihm das eigentlich schadet.
Wenn ich Kinder hätte, würden die definitiv auch im Haushalt helfen müssen. Zwar nicht alles auf einmal aber eben dem Alter entsprechend und je älter diese werden würden, desto mehr Aufgaben könnte man ihnen übertragen. So haben meine Eltern das bei mir gemacht und ich finde das auch gut so, weil ich so schon alles wusste, als ich zu Hause ausgezogen bin. So hatte ich genug Routine im Haushalt und konnte mich aktiv eher mit anderen Dingen auseinandersetzen, die ich so nicht routiniert lernen konnte.
Dazu gehört zum Beispiel die Ummeldung von Adressen nicht nur bei den Behörden, sondern auch Arbeitgeber, Krankenkassen, Versicherungen etc. oder generell bürokratische Angelegenheiten. So etwas lernt man ja nicht jeden Tag, sondern nur bei Bedarf und wenn man das praktisch selbst anwenden muss. Warum sollte ich als Kind meinen Vater nach einem Umzug ummelden, wenn er das selbst machen muss? Das kann man nicht beigebracht kriegen, nur durch eigene Erfahrung finde ich.
Hinzu kommt, dass mein Partner als Kind nie etwas im Haushalt machen musste. Er wurde in dieser Hinsicht wirklich verwöhnt und er musste nicht mal sein Zimmer aufräumen. Das führte dann dazu, dass er sich alles komplett selbst beibringen musste und er sagt selbst, dass ihn das total überfordert hat und ihm das alles zu viel auf einmal war. Daher ist er auch mit mir einer Meinung und wir wollen unseren Nachwuchs von Anfang an in die Hausarbeit einbinden.
Wie soll ein Kind hinterher einen eigenen Haushalt führen können, wenn es vorher das ganze nicht gelernt hat? Wo soll es das dann lernen, wenn nicht bereits im Elternhaus? Ich finde diese Argumentation von deiner Bekannten einfach nur lächerlich und es gibt genug Menschen die nach ihrem Auszug komplett aufgeschmissen sind und die einfachsten Dinge wie putzen, saugen, einkaufen oder Wäsche waschen nicht hinbekommen und dann Hilfesuchend nach Mutti schreien. Mutti kommt dann natürlich und putzt auch die Wohnung des Kindes weiter, da es das arme Kind nicht gelernt hat selbstständig zu sein.
Mein Sohn muss entsprechend seinem Alter mithelfen und das hat bereits sehr früh angefangen. Er muss sein Spielzeug selbst in die Kiste wieder einräumen wenn er es raus genommen hat und seit er gefallen an dem Besen gefunden hat, darf er ebenfalls mit den Boden kehren. Wenn er größer ist, dann bekommt er natürlich auch mehr Aufgaben zugeteilt. Denn wenn man da ganze zu zweit erledigt, dann geht es auch deutlich schneller und man hat mehr Zeit für andere Aktivitäten. Zudem sehe ich es auch nicht ein als Mutter, dass ich die komplette Arbeit alleine machen soll, denn immerhin wohnen die Kinder mit im Haushalt und können auch entsprechend mit anpacken.
Als Kind durfte ich den kompletten Haushalt in meinem Elternhaus alleine schmeißen, da meine Mutter sich um nichts gekümmert hat. So habe ich mit 8 Jahren bereits so ziemlich alles gekonnt, vom kochen über Wäsche waschen, bügeln und putzen. Das alles habe ich mir selbst beigebracht, denn vorgemacht hat es mir niemand oder ich habe einfach ausprobiert wie es am besten funktioniert. Das hat mir hinterher in meiner eigenen Wohnung auch sehr geholfen, denn ich wusste bereits was alles zu machen ist und war entsprechend nicht unvorbereitet in die Selbstständigkeit gestartet.
Ich bin in einem Elternhaus groß geworden, in dem die Geschlechtertrennung noch voll gelebt wurde. Meine Mutter aber immer sagte, dass sie nie will, dass mein Bruder nichts im Haushalt macht. An der Umsetzung haperte es allerdings gewaltig.
Meine Mutter beschwerte sich an sich immer über die Hausarbeit. Wobei sie arbeiten ging und im Endeffekt zwei Haushalte führte und noch für sechs bis acht Personen kochte. Aber wir durften ganz viele Sachen gar nicht machen. Und wenn wir was machen durften, dann war es falsch.
Für die meisten Arbeiten, die wir machen durften und auch machen sollten, wurden wir bezahlt. Angefangen beim Müll runter bringen bis hin zum im Geschäft beim Spülen helfen. Ein paar Sachen wurden noch unterteilt in Das kann kein Junge machen und Das kann man von einem Jungen nicht verlangen. So teilte mir meine Mutter von einem Tag auf den anderen mit, dass sie meine Hemden und Blusen nicht mehr bügeln wird. Mein Bruder bekam seine Hemden noch weit nach seinem Auszug gebügelt, denn von einem Jungen kann man das ja nicht verlangen.
Als ich meine Ausbildung in einer Fleischerei begann, musste ich tatsächlich lernen, wie man einen Boden reinigt und wie man einen Putzlappen aus wringt. Mein Bruder hat Zivildienst gemacht und in der Zeit unter anderem bei älteren Menschen geputzt. Er sagt immer, sonst hätte er nie putzen gelernt.
Ich selber würde meine Kinder mit in die Hausarbeit rein wachsen lassen. Bei einer Freundin habe ich mit erlebt, dass ihr Sohn Socken zusammen legen wollte und sie ihn ärgerlich weg geschickt hat. Als ich fragte, warum er das nicht machen darf meinte sie, es geht schneller, wenn sie es macht. Besagte Freundin hat sich aber immer wieder beschwert, dass der gesamte Haushalt an ihr hängen bleibt.
Ich musste als Kind im Haushalt nicht mithelfen, außer bei handwerklichen Tätigkeiten, die mein Vater gemacht hat, wie irgendwelche Bauteile aus Kisten suchen oder eine Leiter halten. Wahnsinnig gerne habe ich das aber nicht gemacht. Meine Mutter hat nicht von mir verlangt, dass ich etwas im Haushalt mache.
Manchmal habe ich von selbst aus mal abgewaschen, um sie zu überraschen. Aber das war dann immer nicht so ganz, wie sie es haben wollte und dann habe ich es gar nicht mehr gemacht. Tja, wenn sie mich kritisiert. Aber ich glaube auch, dass sie das gar nicht wollte, dass ich da mithelfe, weil sie alles auf eine ganz bestimmte Weise erledigt haben wollte und das konnte halt nur sie. Sie will auch nicht, dass jemand beim Kochen hilft.
Ich finde nicht, dass mir das großartig geschadet hat. Wie man aufräumt und Dinge wegräumt, lernt man von alleine. Das muss man nicht zigfach üben. Bei anderen Sachen reichte es, das am Modell zu lernen, also mal jemandem dabei zugesehen zu haben. Putzen ist ja beispielsweise keine Wissenschaft.
Auf Kochen habe ich keine Lust, das mache ich deswegen nicht. Ich könnte schon, ich habe auch schon gekocht, aber mir ist es den Aufwand nicht wert. Und ich hatte keinen Schock, als ich zum Studium umgezogen bin. Daher finde ich, ist es kein Muss, dass Kinder im Haushalt helfen. Wenn eine Mutter das möchte, ok, aber ein Muss ist es nicht.
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