Erziehung ohne jeden Zwang sinnvoll?
Ich habe eine Bekannte A, die ich wirklich sehr nett finde, aber ich finde, gerade in Punkto Erziehung ist sie schon fast zu nett. Ich habe sie schon häufiger mit ihrer Tochter B im Kindergarten-Alter beobachtet und ich habe den Eindruck, dass sie nicht konsequent genug ist und auch keine Grenzen zieht.
So ist es zum Beispiel so, dass A ständig betont, dass B nur das tun braucht, was sie selbst tun möchte. Wenn A zum Beispiel B darum bittet vor dem Abendessen ihr Spielzeug wegzuräumen (wenn B das möchte), dann wird das von B gerne mal ignoriert. Konsequenzen gibt es keine und im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass B nach dem Abendessen gebadet wird und dann ins Bett kommt während A hinterher das Spielzeug selbst aufräumt.
Mir ist bewusst, dass B mit ihren 4 Jahren vielleicht noch ein wenig jung ist und ich weiß nicht wie sinnvoll Strafen für ein nicht aufgeräumtes Zimmer sind. Aber ich frage mich wie das in der Erziehung weitergehen wird. Soll B dann später in der Schule nur dann Hausaufgaben machen wenn sie das möchte oder wie? Haltet ihr eine Erziehung ohne jede Form von Zwang und Grenzen sinnvoll? Gibt es etwas an diesem Erziehungsstil, das ich übersehe?
Zwang klingt für mich nie gut und ich würde auch schauen, dass ich da irgendwie drumherum käme. Aber Grenzen finde ich in der Erziehung doch wichtig. Da würde ich dann auch schauen, in wie weit man diese bei einem Kleinkind ziehen kann.
Man lässt bei so einem kleinen Kind sicher nochmal eher etwas durchgehen, als wenn es älter ist. Aber gewisse Regeln und Grenzen erleichtern die Erziehung sicher auch und machen es auch für das Kind schon einfacher. Alles durchgehen lassen würde ich daher nicht.
Zwang ist auch irgendwie schlecht. Das klingt für mich so, als würde man mit einem Rohrstock neben dem Kind stehen und das ist ja absolut falsch. Meiner Meinung nach muss man auf das Kind eingehen und individuell, aber konsequent erziehen. Ich würde es beispielsweise so machen, dass ich dann meine Hilfe anbiete, wenn ich merke, dass das Kind das von alleine nicht machen wird.
Gerade am Abend bringt es ja nichts, wenn man ewig diskutiert und deswegen würde ich gerade in dem Alter anbieten zu helfen, damit man schneller ist und wenn man das dann gemeinsam, vielleicht auch mit einem lustigen Lied als Ritual macht, dürfte das schon gut gehen und nach und nach kann man die Erziehung dann dem Alter und Charakter anpassen.
Verbote wie Ausgehverbot und so weiter sehe ich auch eher kritisch. Natürlich muss man konsequent sein und man muss auch irgendwie bestrafen, aber eine Strafe muss ja nicht immer so extrem hart ausfallen. Ich nehme mir da schon eher vor mit Lob zu arbeiten und vernünftigen Gesprächen. Wenn mein Sohn dann komplett über die Stränge schlagen würde, würde ich ihm erst mal Zeit geben selber wieder herunter zu kommen und dann darüber reden. Die Zeit muss man sich denke ich einfach nehmen und Strafen kann man ja anpassen.
Zwang ist eigentlich das falsche Wort dafür, man muss als Eltern einfach Konsequent damit umgehen. Räumt das Kind sein Spielzeug nicht weg, dann würde es bei mir solange auch keine andere Aufgabe bekommen und ich würde das auch nicht durchgehen lassen. Schon gar nicht bei einem Kind mit vier Jahren, denn das können Kinder schon jünger begreifen und auch ausführen.
Lässt man das dann du oft durchgehen, bekommt das Kind das Signal das dieses Verhalten richtig ist und sich daran auch nichts ändern muss. Denn immerhin gibt es ja die Eltern die alles hinterher räumen, wenn das Kind dann älter ist, dann braucht man sich auch nicht wundern wenn es dann nicht mehr klappt mit der Ordentlichkeit. Und ich kann mir deutlich besseres vorstellen, als ständig das Kinderzimmer aufzuräumen oder alles hinterher zu tragen.
Mein Sohn weiß das er seine Spielsachen wegräumen muss bevor es ins Bett geht und bevor es Abendessen gibt. Ich muss dazu noch nicht einmal mehr etwas sagen, er räumt es alleine, selbstständig auf und kommt dann zum Essen. Kontrollieren muss ich das ganze auch nicht, denn in dieser Hinsicht ist er zuverlässig. Es hat einfach gereicht, dass ich ihm das ganze anfangs vorgemacht habe als er noch klein war, später er dann mithelfen musste und nun macht er es alleine in seine Kiste. Von vier Jahren ist er noch weit entfernt.
Dieser Erziehungsstil mach was du willst, wird leider inzwischen auch in Schulen und Kindergärten an den Tag gelegt unter dem Begriff verschiedenster Konzepte. Davon halte ich nichts, eine gesunde Mischung aus individueller Förderung und Grenzen halte ich für das beste Mittel und entsprechend danach habe ich auch die Einrichtung für meinen Sohn zur Betreuung ausgesucht. Er hat dort schon freie Wahl was er spielen möchte, aber auch dort muss das Spielzeug aufgeräumt werden bevor es zum essen geht.
Später wenn er in die Schule geht, dann werde ich mich entsprechend auch nach einer Schule umsehen die das ganze auch anbietet. Starre Regeln wie Hausarbeit an einem festen Tag zur festen Zeit oder auch Hausaufgaben für die man mehrere Stunden braucht, empfinde ich als nicht mehr Zeitgemäß. Denn ich weiß auch, dass ich jeden Tag nach der Schule mit 8 Stunden nochmals weitere 4 Stunden an den Hausaufgaben mindestens verbracht habe und dadurch einfach wichtige Zeit zum "Kind sein" verloren gegangen ist.
Täubchen hat geschrieben:Haltet ihr eine Erziehung ohne jede Form von Zwang und Grenzen sinnvoll? Gibt es etwas an diesem Erziehungsstil, das ich übersehe?
Das Wort Zwang hat für mich im Zusammenhang mit Erziehung definitiv nichts zu suchen, denn das hört sich für mich eher nach Gewalt an. So nach dem Motto: Machst du nicht wie ich will, wirst du bestraft. Das geht gar nicht. Man sollte einfach mehr auf das Kind eingehen und das ist ja von Kind zu Kind sicher unterschiedlich, da ja jedes Kind seine eigenen Eigenschaften besitzt.
Bei uns wird es so gehandhabt, das wir zum Beispiel keine festen Essenszeiten und auch sonst so keine großen Regeln haben, aber wir arbeiten alle Hand in Hand miteinander. Wenn irgendetwas aus dem Ruder läuft, setzen wir uns zusammen, reden und versuchen eine für alle günstigere Lösung zu finden. Damit fahren wir am besten, als wenn ich die Kids einfach bestrafe mit Hausarrest oder sonstiges.
Die Kinder müssen ihre eigenen Erfahrungen machen und dazu gehören auch Fehler oder mal negative Erfahrungen im Leben, denn auch aus diesen lernen sie. Aber meine Kinder wissen auch, das es fünf vor zwölf ist, wenn ich mal etwas strenger werde und das wird dann auch akzeptiert. Sie wissen dann ganz genau, das dann eine Grenze überschritten wurde. Aber generell halten wir es hier so, das wir viel miteinander reden und dann auch immer gemeinsam einen passenden Weg für alle Beteiligten finden.
Ich finde es echt seltsam, wie so viele Leute für lasche Erziehung sind und jede Form von Zwang verteufeln. Bis in die 90er Jahre war es ja noch erlaubt und auch normal, seine Kinder zu schlagen. Die Generationen vor uns sind alle deutlich strenger erzogen worden, jedenfalls die meiner Eltern. Und komischerweise sind das alles trotzdem keine Soziopathen und gebrochene Persönlichkeiten geworden.
Ich finde Zwänge in Form von konsequentem Handeln und auch Verboten und Strafen schon richtig, schließlich ist das Leben kein Ponyhof und das kann man schon im Kindergartenalter lernen. Obwohl ich bei meinen eigenen Kindern natürlich auch lieber mit Belohnungen als Bestrafung arbeiten würde, was aber nicht ausschließt, dass Bestrafung und eben "Zwänge" durchaus mal wirksam sein können in meinen Augen.
Cappuccino hat geschrieben:Bis in die 90er Jahre war es ja noch erlaubt und auch normal, seine Kinder zu schlagen.
Heutzutage rennen doch die meisten ja aber auch gleich zum Jugendamt, wenn die Eltern zu streng mit ihnen sind. Auch einen Klaps auf den Po oder sonst wo kann heutzutage verheerende Auswirkungen haben, denn mittlerweile ist es ja auch verboten. Das finde ich im übrigen sehr gut, auch wenn uns damals ein Klaps auf dem Po sicher nicht geschadet hat.
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