Helikoptermutter - immer ein negativ behafteter Begriff?

vom 24.05.2016, 04:40 Uhr

Helikoptermutter ist eine Mutter, die ihr Kind zu sehr überbehütet und wie eine Glucke ständig bei dem Kind ist und aufpasst. Nun klingt das im ersten Moment nicht nach einem positiven Begriff, aber man könnte es ja auch so auslegen, dass diese Mutter eben sehr bemüht ist. Würdet ihr diesen Begriff immer nur negativ sehen oder kann der auch nett gemeint sein?

Helikoptermütter sind für mich auch Mütter, die sich kümmern und deswegen finde ich den Begriff nicht komplett negativ behaftet. Wie kam es eigentlich zu dem Begriff? Vor ein paar Jahren hat man den doch noch nicht so häufig gehört oder?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich sehe diesen Begriff als durchweg Negativ an. Denn wenn eine Mutter ihr Kind so überbehütet, dann hat es gar keine Chance auf Freiraum und kann sich entsprechend auch nicht selbstständig entfalten. Diese Kinder sind nicht selten komplett unselbstständig, da Mutter ansonsten alles macht und würden alleine im Leben gar nicht zurecht kommen. Das merkt man auch bei Erwachsenen, dass dort auch schon eine Helikoptermutter wütete die es nicht einmal schaffen, sich selbstständig und alleine einen Termin beim Arzt auszumachen.

Als Mutter sollte man sich schon um sein Kind kümmern, aber auch merken wann es genug ist und das Kind einmal alleine machen lassen und nicht ständig an seinem Rockzipfel hängen und alles abnehmen und selbst machen, damit das Kind auch bloß nichts dabei lernt. Der Begriff kam in den letzten Jahren auf und beschreibt das ganze doch sehr zutreffend, Mütter die um ihre Kinder kreisen. Geiermütter wäre noch passend gewesen, diese kreisen ebenfalls herum aber es wurde dem ganzen nur ein Name gegeben, der die Situation so gut wie Möglich beschreibt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Es gibt schon einen großen Unterschied zwischen bemüht sein und Helikoptereltern. Für mich bedeutet der Begriff, dass sich die Eltern auch dort einmischen, wo sie sich eigentlich zurück halten sollten, auch wenn sie engagiert sind. Das trifft zum Beispiel in der Schule zu, wenn sich die Eltern zu sehr in die Arbeit der Lehrer einmischen und zum Beispiel versuchen, Noten zu manipulieren.

Es kann auch bedeuten, dass die Eltern zu viel von ihren Kindern fordern. Da schickt man das Kind auf das Gymnasium, weil man ja nur das Beste für es will und weil die Noten nicht passen, muss das Kind gleich noch drei Mal die Woche in die Nachhilfe schicken. Dabei wäre es für das Kind vielleicht besser, zur Realschule zu gehen.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Soweit ich weiß, kommt der Begriff aus den USA. "Helicopter Parents" sind also Eltern, die im übertragenen Sinne immer über ihrer Brut kreiseln, einen Affenkrach machen und alles verscheuchen, was ihrem Nachwuchs zu nahe kommen kann. Und dieser Begriff ist von Anfang an nicht als Kompliment gemeint, sondern ausschließlich negativ konnotiert.

Wenn man den Begriff korrekt anwendet, geht es ja nicht darum, Eltern zu kritisieren, die ihrem Kindergartenkind die Schuhe binden und darauf achten, dass er/sie sich nicht erkältet, sprich, die ihre ganz normale Sorgfalt- und Erziehungspflicht erfüllen, solange die Kinder klein sind. Aber wenn Sohnemann oder Prinzesschen 20 Jahre später an der Universität eingeschrieben sind, und Mama und Papa geschlossen mit zur Einschreibung kommen, kann man diese, wenn man will, durchaus als Helikopter-Eltern bezeichnen.

Es geht hier nicht darum, seine Kinder mit Liebe großzuziehen, sondern sie auch dann noch in Grund und Boden zu behüten und ihnen jedes Hindernis aus dem Weg zu räumen, wenn sie eigentlich schon aus dem Alter heraus sind und zumindest anfangen sollten, ihre eigenen Wege zu gehen. Meiner Meinung nach handelt es sich hier um eine äußerst unangenehme Mischung aus Verwöhnen und an der kurzen Leine führen.

Und falls sich jetzt jemand fragt, ob es diese Zeitgenossen auch hierzulande gibt: Ich habe schon mit der Mutter eines ca. 30jährigen Mannes zusammen Literatur für dessen(!) Promotion recherchiert. Mama hat mir erzählt, was "er" braucht und wissen möchte, während "er" stumm daneben stand und bei meinen Versuchen, direkt mit ihm zu sprechen, auf seine Mama geschaut hat. Ich nehme auch nicht an, dass der Typ geistig behindert war, er hat es nur nicht anders gekannt, als dass Mama ihm alles abnimmt.

Ebenso kommt es jedes Semester vor, dass Studierende mit beiden Eltern im Schlepptau in die Bibliothek kommen, wo die Eltern dann das Personal unter die Lupe nehmen, ihren Sprössling persönlich vorstellen und mehr oder weniger offensichtlich davon ausgehen, dass die Mitarbeiter die Betreuung von selbigem nahtlos und mit Hingabe übernehmen. Also eins zu eins, oder besser noch: zwei Bibliothekarinnen pro Muttersöhnchen. :lol:

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich schließe mich den anderen an. Für mich ist der Begriff ausschließlich negativ besetzt und ich sehe da auch kein Kompliment oder so. Das geht weit über die normale Sorgfalts- und Erziehungspflicht hinaus, sodass das Kind in seiner Entwicklung gebremst wird. Mir kann keiner erzählen, dass das Kind lernen kann selbstständig zu werden und so klar zukommen, wenn die Eltern ihm jedes Hindernis abnehmen und es über behüten.

Ich finde Gerbera hat da schon gute Beispiele genannt, gerade was den Mann angeht, der promovieren möchte und dessen Mutter ihr dann mitgeteilt hat, was er braucht und was nicht. Da sieht man mal, welche negativen psychischen Folgen das für ein Kind haben kann, wenn ihm alles abgenommen wird und alleine Mama weiß, was richtig ist und wie man es richtig macht. Man stelle sich mal vor, wie diese Menschen plötzlich traumatisiert sein müssen, wenn sie nach dem Tod der Helikopter-Eltern komplett alleine klar kommen müssen. Da kriegen die doch den Schaden fürs Leben weg.

Ich habe damals auch schon beobachten können, wie manche angehende Studenten sich mit 20 von Mama und Papa zur Immatrikulation begleiten ließen oder wo die Eltern das letzte Wort bei der Wohnungssuche für den Sprössling hatten. Das finde ich total asozial, das sollte nicht der Sinn einer Kindeserziehung sein. Ich frage mich immer, was bei solchen Helikopter-Eltern schief gelaufen sein muss, dass die nicht erkennen (wollen), dass sie ihrem Nachwuchs auf diese Weise mehr schaden als nützen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Den Begriff Helikoptermutter habe ich bislang noch nie gehört und musste echt schmunzeln. Aber nachdem ich deine Erklärung dazu gelesen habe muss ich zugeben, das es in meinen Augen doch eher ein negativer Begriff ist.

Natürlich sollte sich jede Mutter um ihr Kind kümmern, aber doch nicht zu extrem. Man muss den Kindern doch auch die Chance geben, sich frei zu entfalten und selbstständig zu werden. Denn wenn man als Mutter alles für die Kinder macht und sie übermäßig behütet, dann können sie ja später entweder gar nicht oder nur sehr schwer selber im Leben zurecht kommen.

Meine Kinder werden auch von mir behütet, aber dennoch lasse ich sie selber Entscheidungen treffen und wenn diese Entscheidung dann doch falsch war, bin ich für sie da. Aber ich bin der Meinung, sie müssen selber Entscheidungen treffen, damit sie auch aus falschen Entscheidungen lernen. Man sollte den Kindern einfach mal mehr vertrauen und vor allem zutrauen, denn dann haben sie es später auch viel einfacher in ihrem Leben.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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