Trennung auf Zeit bei einer Diät sinnvoll?

Für eine erfolgreiche Gewichtsreduktion gibt es kein Patentrezept, da jeder Körper anders funktioniert und auch nicht jede Strategie bei jedem gleich gut wirken kann. Bei manchen hilft der Verzicht auf Kohlenhydrate, bei anderen hilft mehr Sport, wieder andere zählen Kalorien. Eine Sendung in den USA ist jetzt auf die Idee gekommen, eine neue Strategie beim Abnehmen zu fahren und zwar sollen sich abnehmwillige Kandidaten für 10 Wochen von ihrem Partner trennen.

Begründet wird das damit, dass der Partner jeden Abnehmwilligen wohl unbewusst oder bewusst sabotieren würde und dass man so dazu verführt werden würde, die Diät nicht ganz so konsequent und diszipliniert durchzuziehen. Daher wäre eine Trennung sinnvoll, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen und eigene Wege zu gehen, was den Gewichtsverlust angeht. In dieser Zeit darf man nicht mal eine gemeinsame Wohnung beziehen oder sich telefonisch oder schriftlich austauschen. Man darf sich also komplett nicht sehen und auch keinen Kontakt zueinander haben, damit das funktionieren soll.

Angeblich soll nach Ablauf der 10 Wochen das Experiment bei allen Paaren erfolgreich gewesen sein, wie viele das jedoch waren, weiß ich gar nicht. Haltet ihr es für sinnvoll, sich vom Partner auf Zeit zu trennen, wenn man eine Diät machen möchte? Besteht da nicht eher das Risiko, dass man sich auseinanderlebt in 10 Wochen oder müssten gute Beziehungen das aushalten können?

Ich denke nicht, dass die Trennung durch diese Diätstrategie direkt zur einem Beziehungsende führt. Wenn die Beziehung vorher schon gekrieselt hat, dann kann ich mir das schon vorstellen. Aber eine normale und gesunde Beziehung sollte das doch aushalten.

Die räumliche Trennung kann ich in gewisser Weise ja noch nachvollziehen, aber wieso man auch keinen telefonischen oder schriftlichen Kontakt zum Partner haben soll, erschließt sich mir nicht. Haben die Veranstalter bedenken, dass der Partner dann aufstachelt, dass der Diätkandidat doch etwas Verbotenes zu sich nimmt? Für mich klingt das eher nach einer Methode, um mehr Einschaltquoten zu bekommen und die Sendung so versuchen noch interessanter zu machen.

Ich würde das so nicht haben wollen. Immerhin muss man ja auch danach wieder zusammen wohnen und gemeinsam leben und deswegen muss man von Anfang an einen gemeinsamen Weg finden, wie man dauerhaft vom Gewicht herunterkommt und vor allem auch trotzdem eine gute Beziehung hat. Das ist denke ich auch normal, weil wer kann schon mal eben 10 Wochen eine Trennung machen? Das ist so ja auch schlecht umsetzbar im Alltag.

Den wissenschaftlichen Erkenntniswert einer US-amerikanischen Abnehm-Realitiv-TV-Show bezweifle ich aus nachvollziehbaren Gründen sowieso. Davon abgesehen bin ich der Meinung, dass entweder bei der Diät oder der Beziehung etwas ganz Grundliegendes schief läuft, wenn man quasi gezwungen ist, sich zwischen Speck und Singledasein (auf Zeit) zu entscheiden.

Ich würde in jedem Fall lieber meine 10 kg zu viel behalten als meinen Partner, an dem ich doch ein bisschen hänge, fast ein Vierteljahr nicht weder zu sehen noch zu sprechen. Falls ich 200 kg wiegen würde und es mir ans Leben ginge, sähe die Entscheidung vielleicht anders aus, aber selbst dann würde ich versuchen, Abnehmen und Beziehung zu kombinieren. Schließlich verbringt man ja sein ganzes Leben in der Realität und nicht unter den künstlichen Bedingungen einer TV-Show.

Zudem ist mein Partner ein netter Mensch, der mich sicher nicht aktiv sabotieren würde, und ich selber habe eigentlich auch genügend Selbstbeherrschung, dass ich nicht meine ganze Umwelt zum Diät halten verpflichten müsste. Und wie sieht es eigentlich mit sonstigen Familienmitgliedern, Freunden etc. aus? Haben die keinen schlechten Einfluss auf die Kandidaten, oder muss man diese auch für 10 Wochen schneiden?

Ganz davon abgesehen bringen Diäten bekanntlich sowieso nichts, sondern nur eine dauerhafte Ernährungsumstellung. Bedeutet das also, dass die Kandidaten im Endeffekt einem schlanken, jedoch zölibatären und sehr, sehr einsamen Leben entgegen sehen, da sie sich im Idealfall zeitlebens gesund ernähren sollten, ohne von einem Partner sabotiert zu werden?

Und überhaupt würde mein Partner mir höchst wahrscheinlich mitteilen, dass ich nach den 10 Wochen gar nicht mehr anzutanzen bräuchte, wenn ich für eine blöde Fernsehsendung bereit wäre, quasi seine Existenz zu leugnen. Wahrscheinlich wollten die Macher vor allem das zusätzliche Drama in der Sendung haben, welches entsteht, wenn Menschen nicht nur keine Torte mehr, sondern sich noch dazu nach ihrem Schatz verzehren dürfen.

Ich sehe das so wie Nelchen. Im Prinzip sollte eine gut funktionierende Beziehung diese Zeit gut überstehen. Man muss sich ja nicht zwangsläufig jeden Tag sehen, damit eine Beziehung gut laufen kann. Viele Paare sind für ein ganzes Jahr voneinander getrennt, wobei die Beziehung das dennoch gut übersteht. Dagegen sind zehn Wochen ja nicht so viel. Wenn die Beziehung jedoch vorher schon gekriselt hat, dann kann es natürlich gut sein, dass sie daran dann zerbricht, wenn man plötzlich überhaupt keinen Kontakt mehr hat.

Ich frage mich jedoch auch, weshalb so etwas überhaupt nötig ist. Ich kann es auch nicht verstehen, weshalb man den Partner da nicht sehen darf. Immerhin ist es doch so, dass man den Partner nach dem Ablauf dieser Diätphase wieder regelmäßig sehen wird. Auch wenn der Partner eine potentielle Gefahr für die Diät darstellen sollte und man ihn deshalb nicht sehen darf, ist es doch trotzdem so, dass man ihn nach dem Ende der Diät wieder sieht. Und dann ist die Gefahr ja wieder da und es besteht die Möglichkeit, dass man wieder rückfällig wird.

Ich fände es besser, wenn man direkt von Anfang an seinen normalen Alltag weiter leben darf, während man diese Diät macht, wobei es da dazu gehört, den Partner auch regelmäßig zu sehen. Man muss doch direkt von Anfang an lernen, seine Diät in den normalen Alltag zu integrieren. Und der Partner gehört eben zum normalen Alltag dazu. Es bringt ja nichts, wenn man auf ein Leben ohne Versuchungen vorbereitet wird, der Alltag dann aber letztendlich ganz anders ist.