Sollte man Flüchtlinge in Deutschland taufen lassen?
Es ist ja so, dass zunehmend Flüchtlinge sich hier in Deutschland taufen lassen bzw. es wollen. Die Gründe hierfür können ganz verschieden sein und werden sicherlich auch kontrovers diskutiert. Manche Menschen meinen, dass die Migranten das tun, weil sie als Christen in ihren Heimatländern verfolgt oder hingerichtet worden wären und eben Angst hatten, das Christentum auszuleben und sich öffentlich dazu zu bekennen. Andere meinen, dass die das doch nur machen, damit man sie aus politischer Sicht nicht in "gefährliche" Länder abschieben darf, in denen sie als Christen sonst Konsequenzen zu befürchten hätten.
Ich habe auch schon Äußerungen gehört, dass es doch falsch wäre, Flüchtlinge zu taufen, die doch gar nicht verstehen, was in der Bibel drin steht und die die Sprache doch gar nicht verstehen. das sehe ich aber etwas differenzierter. Es kann doch sein, dass man ihnen eine englische Bibel beschafft hat oder eine Bibel in deren Muttersprache. Daher finde ich nicht, dass es zwangsläufig so sein muss, dass die Flüchtlinge vor ihrer Taufe die christliche Lehre nicht verstehen und quasi "blind" getauft werden. Wie seht ihr das? Sollte man Flüchtlinge in Deutschland taufen lassen oder wäre das eher unklug?
Ich finde die Frage stellt sich gar nicht. Wir haben hier Religionsfreiheit. Das bedeutet, dass der Staat auch nicht reglementieren wird, wer zu welcher Religion konvertiert oder wer in welche Religionsgemeinschaft eintritt.
Schließlich würde ja ein gebürtiger Brandenburger vielleicht auch nicht wollen, dass man ihn zwingt, in die Kirche einzutreten, weil er nach Bayern zieht oder dass man den Bayern zwingt, aus der Kirche aus zutreten, weil er nach Brandenburg zieht.
Und dass jemand die Bibel nicht versteht, ist einfach Quatsch. Erstens gibt es dieses Buch wirklich in diversen Sprachen als Übersetzung. Christen gibt es in allen möglichen Ländern und die sprechen längst nicht nur Deutsch, Englisch oder Spanisch. Zweitens würde ich mal behaupten, dass ein großer Teil der Leute, die hier seit Generationen leben die Bibel auch nicht ganz verstehen.
Dazu müsste man nämlich Religionswissenschaft studieren, um das wenigstens annähernd zu tun. Wenn man alle aus der Kirche werfen würde, die die Bibel nicht richtig verstehen, dann stünde der Pfarrer am Sonntag ziemlich alleine da. Glauben ist eben eine spezielle Sache.
Sag mal, in welchem Jahrhundert lebst du eigentlich? Man möchte meinen, wir haben hier eine Sklavenrasse importiert, die das Christentum und die Bibel gar nicht verstehen kann, weil sie bisher primitiven Stammesreligionen gehuldigt hat. Und damit diese Kreaturen überhaupt in unserer Nähe leben dürfen, werden sie getauft, ohne dass sie überhaupt kapieren, wie ihnen geschieht? So sind die europäischen Eroberer mit den Einwohnern Mittel- und Südamerikas umgesprungen, aber von dieser Haltung sollte man doch schon abgekommen sein. Hatte ich zumindest bisher gehofft.
In vielen Ländern außerhalb von Europa, beispielsweise auch in den ehemaligen Kolonien, ist das Christentum historisch bedingt erheblich verbreiteter und kulturell verankerter als hier in unseren säkular geprägten Breiten. Gerade in Ostdeutschland sind doch nach etlichen Jahrzehnten des staatlich verordneten Atheismus nur noch Bruchstücke einer Glaubenslandschaft übrig. Und jetzt, wo sich doch ein paar verstreute Mitglieder anderer Kulturen zu uns verirren, ist das Christentum auf einmal das Alleinstellungsmerkmal der deutschen Kultur, und jeder Deutsche versteht instinktiv, worum es im Alten und Neuen Testament geht? Bullshit. Wäre dem so, würden Fragen wie diese gar nicht erst aufkommen.
Außerdem, und das sollte man im ach so christlich geprägten Abendland eigentlich wissen, stellt die Bibel das am häufigsten übersetzte Buch der Welt dar. Es gibt Gesamtübersetzungen in 563 (!) Sprachen und Teilübersetzungen in hunderte zusätzliche Sprachen. Man muss also einem Einwanderer, egal wo die Person herkommt, nicht erst mal mühsam eine Bibel auf Englisch suchen, sondern es könnte sogar vielmehr so sein, dass sie eine in seiner Muttersprache gehaltene Ausgabe dabei hat, von der wir im Leben noch nichts gehört haben.
Das ist wirklich ein dummes Argument, denn die christliche Tradition sieht eigentlich vor, dass Säuglinge möglichst schnell nach der Geburt getauft werden. Denen könnte man Bibeln in allen möglichen Sprachen vorlesen, sie wären nicht in der Lage auch nur ein Wort davon zu begreifen. Diese Praxis wird aber nicht angezweifelt.
Ich denke allerdings schon, dass man Erwachsenen, die oft aus Ländern kommen, in denen Religion ein Muss ist, eine Bedenkzeit einräumen sollte. Wobei die Verantwortung hier natürlich bei den Kirchen liegt. Die Flüchtlinge lehnen die Religion, in die sie hinein geboren wurden und die ihnen Unterdrückung und Gewaltherrschaft gebracht hat ab, was nur zu verständlich ist.
Da sie aber aus einer Gesellschaft kommen in der jeder einen Gott hat ziehen sie nun natürlich die Schlussfolgerung, dass sie den Gott der hier vorherrschenden Religion anbeten wollen, dessen Anhänger nicht (mehr) für Unterdrückung und Gewaltherrschaft verantwortlich sind. Wenn man ihnen aber Zeit lässt zu verstehen, was Religionsfreiheit wirklich bedeutet würden sie vielleicht feststellen, dass eine kleinere Religion viel besser zu ihnen passt oder, dass sie gar keine brauchen um ein gutes Leben zu führen.
Wenn man die Überschrift so liest, kommt man erst mal auf den Gedanken der Zwangschristianisierung. Und damit auch schnell zu der Frage in welchen Sphären du eigentlich lebst. Aber scheinbar geht es dir eher darum diesen Menschen die öffentliche Anerkennung ihres Glaubens zu verbieten. Was aber genauso mittelalterliche Ansichten sind.
Glaubst du wirklich, dass sich ein Flüchtling, egal aus welchem Land er stammt, nicht mit dem Christentum auseinander gesetzt hat? Dass die Taufe in Deutschland für ihn eine sachliche Angelegenheit ist, um seine Flucht zu rechtfertigen? Sorry, aber so ein kleinbürgerliches Denken begegnet mir mehr als selten.
Die Bibel ist immerhin das Buch, welches in die meisten Sprachen übersetzt wurde. Also wird es sie auch in arabischer Sprache geben. Selbst wenn dort der Islam die vorherrschende Religion ist, ist ja bekannt, dass in diesen Ländern auch Menschen mit einem anderen Glauben leben. Und diese Menschen sind durchaus geistig in der Lage die Grundlagen ihrer Religion zu erfassen und zu verstehen.
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