Wurden bei euch alle Geschwister gleich behandelt?

Ich höre immer wieder davon, wie sich Leute benachteiligt fühlen, weil ihre Geschwister angeblich bevorzugt wurden. Tatsächlich kann ich aber auch bei anderen Familien große Unterschiede erkennen. Mein Freund erzählte mir, dass sein großer Bruder tatsächlich auch sehr viel weniger bekommen hatte und auch viel weniger durfte, als er und sein Zwillingsbruder. Das hätte er den Eltern aber nie böse genommen.

Wurden bei euch in der Familie alle Geschwister gleich behandelt oder habt ihr vielleicht gemerkt, dass Geschwister von euch klar bevorzugt oder benachteiligt wurden? Wie habt ihr darauf reagiert?

Meine Schwester und ich wurden nicht gleich behandelt. Es wäre aber auch etwas viel verlangt. Erstens bin ich 2,5 Jahre jünger, weshalb auf der Hand liegt, dass man uns gar nicht gleich behandeln konnte. Zweitens haben meine Eltern oft situativ gehandelt und entschieden und Situationen sind nun mal nicht immer genau gleich. Dazu haben sie unsere Fähigkeiten, unsere Stärken und Schwächen bei ihren Entscheidungen berücksichtigt und das war auch gut so. Menschen sind nicht gleich, deshalb sind auch individuelle Umgehensweisen sinnvoll.

Ich habe vier Geschwister, zwei Brüder und zwei Schwestern. Wir wurden definitiv nicht gleich behandelt. Ich bin auch der Meinung, dass das gar nicht geht.

Meine große Schwester, also die Erstgeborene, wurde als Älteste natürlich anders behandelt. Sie musste schon früher mithelfen, auf ihre kleinen Geschwister aufpassen. Und ihr wurde weniger erlaubt als uns in dann gleichem Alter, weil man als Mutter beim ersten Kind natürlich vorsichtiger ist als dann später mit etwas Erfahrung.

Und dann kommen noch charakterliche Unterschiede dazu. Ich könnte mich beispielsweise beschweren, dass mein kleiner Bruder Skikurse und teures Equipment dafür bezahlt bekommen hat und ich nichts dergleichen. Aber zum einen habe ich nie sportliche Ambitionen oder andere Hobbys gehabt und Wünsche in die Richtung geäußert. Und zum anderen hat meine Mutter das alles in die Wege geleitet, weil sie Angst hatte, dass mein Bruder bald auf die schiefe Bahn gerät.

Wirklich ungerecht finde ich es nur, wenn eine Mutter ein Kind total verwöhnt und das andere ignoriert, obwohl es das nicht will. Also im Grunde so, wie die Stiefmutter von Aschenputtel es gemacht hat. Aber ansonsten ist es wirklich ein Wechselspiel zwischen der Mutter und dem jeweiligen Kind und das ist eben immer anders und entwickelt sich individuell.

Ich denke auch, dass es gar nicht möglich ist, jedes Kind gleich zu behandeln. Die Kinder sind ja auch nicht alle gleich.

Ich habe zwei ältere Schwestern und hatte als Kind manchmal das Gefühl, dass meine Mutter meine mittlere Schwester bevorzugt, weil sie sie immer in Schutz genommen hat. Heute weiß ich, dass sie das tun musste. Denn meine älteste Schwester und ich sind von Natur aus vorlauter und konnten uns einfach selber besser durchsetzen.

Was das Helfen im Haushalt anging, haben meine Eltern keinen Unterschied gemacht. Ich, als Jüngste, musste genau so viel mithelfen wie die Älteste. Auf der anderen Seite habe ich aber auch z.B. genau so viel Taschengeld bekommen wie meine Schwestern. Auch wüsste ich nicht, dass meine Schwestern jemals viel teurere Sachen bekommen hätten als ich, da waren meine Eltern schon sehr gerecht.

Nur eben auf der emotionalen Ebene haben sie wirklich individuell bei jedem Kind anders gehandelt. ZB. wenn es abends ins Bett ging, musste meine Mama bei meiner mittleren Schwester viel länger am Bett sitzen und ihr etwas vorlesen, da diese einfach die Nähe viel mehr brauchte.
Ich hatte auch immer den Eindruck, dass meine Mama viel öfter mit mir geschimpft hat, als mit meinen Schwestern, wobei ich auch wirklich zugeben muss, dass ich viel frecher war und das wohl schon so seine Richtigkeit hatte.

Bei uns gab es auf jeden Fall Unterschiede. Ich war die ältere und mein Bruder wurde erst geboren, kurz bevor wir nach Deutschland gekommen sind. Demnach wurde ich eigentlich eher mehr so erzogen, wie meine Mutter das aus Polen kannte und mein Bruder eher wie deutsche Kinder.

So bekam mein Bruder beispielsweise sehr viel Spielzeug und auch Spielekonsolen. Ich dagegen bekam meist praktische Sachen oder Kleidung. So kannte meine Mutter es eben auch und zweifelte das gar nicht an. Ich musste sehr früh und sehr viel im Haushalt helfen, während mein Bruder so gut wie gar nichts machen musste. Das lag auch daran, dass meine Mutter das aus Polen so gewohnt war. Da machen eben die Frauen und nicht die Männer.

Inzwischen ist es aber anders. Meine Eltern haben eingesehen, dass es nichts gebracht hat meinen Bruder zu verwöhnen. Er hat das Abitur nicht geschafft und ist auch sonst weniger selbstständig, als ich. Inzwischen ist es also eher andersherum und meine Eltern verwöhnen mich mehr, damit ich sie häufiger besuchen komme.

Meine beiden Brüder wurden immer besser behandelt als ich. Sie durften alles machen, mich den ganzen Tag ärgern und letztendlich war ich immer die Böse und als ich älter wurde, wurde mir dann immer wieder gesagt, dass Bruder X seinen Abschluss mit 1,0 gemacht hat und ich eben nicht und das er eh viel intelligenter wäre und mehr Chancen hat im Leben etwas zu erreichen.

Mit meinem anderen Bruder werde ich verglichen seit dem er im selben Jahr geheiratet hat und dann auch das Kind 3 Monate vor unserem kam, obwohl wir alles schon jahrelang geplant hatten. Aber er hat das eben auf Drängen meiner Mutter gemacht, damit er der bessere sein kann.

Meine Geschwister und ich wurden ebenfalls nicht gleich behandelt, aber nicht nur von den eigenen Eltern sondern auch von der Restlichen Verwandtschaft nicht. Mein Älterer Bruder hat immer mehr Geschenke bekommen, bei jedem Besuch hatten die Verwandten für ihn etwas dabei, Geld wurde für ihn angelegt, dass er direkt mit 18 Jahren seinen Führerschein machen konnte und ein tolles Sportauto sich kaufen konnte.

Zu Vorstellungsgesprächen wurde er gefahren, wenn er keine Lust auf Schule hatte gab es die Krankschreibung, im Prinzip hat er alles bekommen was er wollte und wenn er mit dem Finger geschnippt hat. Ich und meine jüngeren Schwestern hatten das nachsehen, denn Mädchen brauchen kein Spielzeug, brauchen auch nicht in der Schule gut zu sein, denn irgendwann enden sie als Hausfrau und Mutter. Jedenfalls war das die Auffassung der meisten und entsprechend wurde wenig Wert darauf gelegt, dass dort gefördert wird was vorhanden ist.

Was hat es gebracht, mein Bruder ist eine faule Sau geworden wohnt mit über 30 Jahren und seiner Frau noch bei meinen Eltern im Keller, zahlt keine Miete und ist aus Bequemlichkeit dazu übergegangen nur noch eine 20% Stelle auszuüben, da er das Geld nicht braucht. Für ihn ist es Selbstverständlich seine Hunde bei anderen zu parken und selbst in Urlaub zu fahren und sich nur um seinen Kram zu kümmern der ihm gerade passt. Irgendwann wird er mit der Realität konfrontiert werden, spätestens wenn meine Eltern verstorben sind und ihm nicht mehr alles in den Hintern gesteckt wird, wie es bislang der Fall ist. Denn dann kommt heraus, wie unselbstständig er in jeder Hinsicht ist.

Meine jüngeren Schwestern und ich haben gute Abschlüsse gemacht, studiert, inzwischen gute Jobs und teilweise bereits einige Unternehmen die gut aufgebaut sind und laufen. Finanziell unabhängig waren wir dadurch, dass wir bereits früh angefangen haben zu arbeiten damit wir auch einen Führerschein und ein Auto mit 18 Jahren haben konnten. Dadurch das wir früh für unsere eigenen Ziele und Wünsche kämpfen mussten, sind die weiblichen Nachkommen definitiv härter, leitfähiger, ehrgeiziger und auch zielstrebiger geworden. Jeder hat seinen Plan, der nach und nach abgearbeitet wird. Unser Bruder hat das nicht und schimmelt sein Leben von einem auf den nächsten Tag einfach ab.