Sich schämen, weil man Kinder schlecht ernährt hat?
Neulich waren wir bei den Eltern meines Freundes eingeladen. Die Mutter kocht zwar auch ab und an, aber sie hat ein anderes Verständnis von Kochen. Beispielsweise heißt es da auch, dass man gekocht hätte, wenn man der Bohnensuppe aus der Dose einige Kartoffel zufügt oder dem Rotkohl aus dem Glas ein paar geraspelte Äpfel.
Ich habe mich dann auch ein wenig mit ihr darüber unterhalten und sie meinte, dass sie sich schon ein wenig dafür schämen würde, wie ihre Kinder früher ernährt worden sind. Es gab häufig Dosensuppen, Tiefkühlpizza und manchmal sogar Spaghetti mit Ketschup. Das sind Dinge, die ich als Kind nie vorgesetzt bekommen habe.
Habt ihr euch auch schon mal dafür geschämt, dass ihr eure Kinder früher sehr ungesund ernährt habt und ihnen häufig Fertigkost und hoch verarbeitete Lebensmittel vor die Nase gesetzt habt? Oder macht ihr euch da gar keine Gedanken drüber?
Oh nein, es gab Spaghetti mit Ketschup. Wie konnten die Kinder das nur überleben? Ein Wunder, dass sie kein Trauma davon getragen haben oder aufgrund der bösen Spaghetti mit Ketschup heute erwerbsunfähig im Rollstuhl sitzen.
Findest du nicht, dass du das ein wenig zu sehr aufbauschst? Was ist so schlimm an Spaghetti mit Ketschup? Was ist so schlimm an einer Dosensuppe? Daran stirbt auch keiner und es schmeckt nicht unbedingt schlecht. Du denkst das wahrscheinlich nur, weil du solche Vorurteile gegen alles hast, was nicht handgepflückt vom Hofbauern auf deinen Teller gehüpft ist.
Es kommt sicherlich darauf an, wie man "schlecht ernährt" definiert. Ich finde, dass ein Kind oder ein Erwachsener erst schlecht ernährt ist, wenn er tatsächlich Nährstoffmangel aufweist und dadurch bedingt auch gesundheitliche Probleme bekommt.
In Fertigessen wie Dosensuppen sind doch auch Vitamine drin und auch Eisen, sofern Fleisch enthalten sind. Mag sein, dass da noch andere Chemie ist, besonders um die Nahrungsmittel haltbar zu machen, aber solange das Kind keine Nährstoffmängel hat, ist das doch im Prinzip egal.
@Zitronengras: Klasse Kommentar, ich habe mich sehr beim Lesen darüber amüsiert.
Ich finde es schon schlimm, wenn man Kinder schlecht ernährt. Immerhin können diese sich nicht wehren und Nährstoffe sind nun mal wichtig. In jungen Jahren legen wir die Grundlage für das spätere Leben des Kindes und deswegen sollte man es sich meiner Meinung nach schon vorwerfen, wenn man ein Kind mit Dose und Fertigkost ernährt hat. Es geht ja auch um so Dinge wie Geschmacksverstärker, irgendwelche E Stoffe und so weiter, auf Dauer ist das nicht gesund und schadet dem Kind.
Inzwischen kommt man fast gar nicht mehr drum herum auf solche Lebensmittel setzen zu müssen. Selbst das Stück Fleisch im Supermarkt, welches eingeschweißt worden ist hat bereits Konservierungsstoffe drinnen. Frisches Gemüse und Obst die Insektizide und Pestizide. Käse, Wurst und alles was abgepackt worden ist, wird mit Konservierungsstoffen vollgestopft und natürlich noch die Farbstoffe und Aromen, schon in den einfachsten Dingen.
Finde das ganze einmal ohne diesen Ramsch, bekommst du nicht einmal wenn du auf Bio Qualität setzt, denn auch dort wird das ganze bereits in der Landwirtschaft eingesetzt. Wieso sollte ich mich deswegen schlecht fühlen? Nicht nur mein Kind muss das ganze essen, sondern auch ich. Dafür versuche ich es halt zu vermeiden, entsprechende Lebensmittel überhaupt einzukaufen und verwende weder Maggi Tütchen noch gibt es hier Fertiggerichte für die Mikrowelle zum Mittagessen, in denen der Schrott noch mehr vorkommt.
Sterben wird davon niemand, wenn es mal eine Dosensuppe gab oder auch Nudeln mit Ketchup. Nur auf längere Zeit sollte man das ganze nicht am Stück essen. Fertiggerichte einfach nur widerlich, wenn man schon einmal sieht wie viel echtes Fleisch in einer Bolognese Sauce im Glas enthalten ist. Das ist nicht mal die Menge von einem Teelöffel voll dazu noch billigste Reste, alles andere sind Pulver die zusammengepanscht werden. Von einer tollen Ernährung kann man dort jedenfalls nicht reden. Wer so etwas kauft und seinem Kind vorsetzt, der geht auch nicht wirklich davon aus, dass er seinem Kind etwas gutes tut.
Aber schlechtes Gewissen Fehlanzeige, die wenigsten machen sich über ihr Essen überhaupt Gedanken. Es gibt das, was das Kind wünscht zu essen und kennt es halt nur Nudeln mit Sauce, Pizza und Burger, dann gibt es das halt mehrfach um großes Geschrei Zuhause zu vermeiden. Hab einfach mal selbst Kinder und versuche diese später auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung umzuerziehen wenn vorher bereits Jahrelang dieser Schrott vorgesetzt worden ist. Natürlich sind diese alles andere als begeistert, entweder man man es von Anfang an und macht es dabei selbst vor, aber hinterher lässt sich daran kaum etwas ändern besonders nicht, wenn die Kinder gar keinen Bock haben mitzuziehen.
Sorae hat geschrieben:Selbst das Stück Fleisch im Supermarkt, welches eingeschweißt worden ist hat bereits Konservierungsstoffe drinnen. Frisches Gemüse und Obst die Insektizide und Pestizide. Käse, Wurst und alles was abgepackt worden ist, wird mit Konservierungsstoffen vollgestopft und natürlich noch die Farbstoffe und Aromen, schon in den einfachsten Dingen.
Da hast du recht. Daher finde ich es falsch den Moralapostel zu spielen und mit dem Finger auf andere Menschen zu zeigen, die ihre Kinder vermeintlich ungesund ernähren. Denn selbst macht man es auch nicht besser, wenn man nicht gerade einen eigenen Bio-Hof besitzt und von Subsistenzwirtschaft lebt. Das ist unrealistisch, daher sollte man sich von solchen utopischen Idealen verabschieden. Ich kenne kein Kind, das im Leben nicht mit den oben genannten "ungesunden" Nahrungsmitteln konfrontiert worden ist und geschadet hat es keinem.
Für mich ist die "Gesundheits-Keule" in Bezug auf die Kinder und die Ernährung nur ein geschickter Schachzug der Werbeindustrie, damit "Dosenfutter" boykottiert wird und man lieber zu eingeschweißten und Konservierten Nahrungsmitteln greift. Dabei wird aber gekonnt verschwiegen, dass da auch Geschmacksverstärker und die ganze Chemie drin ist. Selbst Bio-Obst und Bio-Gemüse ist voll von Chemie, aber das wird einem verschwiegen, weil man einen Grund sucht, mehr Geld vom Kunden fordern zu können.
Ich denke die Mischung macht es. Meine Kinder dürfen grundsätzlich alles essen. Nur als sie ganz klein waren, habe ich extrem darauf geachtet, dass sie keine Farbstoffe und künstliche Zuckerersatzstoffe bekommen. Ich koche grundsätzlich frisch und unverarbeitet, aber es gibt auch Ausnahmen. Zum Beispiel wenn wir im Urlaub sind. Da lege ich eher Wert darauf, dass das Essen schnell und mit wenig zusätzlichen Zutaten zubereitet werden kann.
Wir gehen sogar manchmal zur bekannten Fast Food Kette, nicht jeden Monat aber eben manchmal. Wenn man Kindern eine gesunde Grundernährung mit vielen Volkornprodukten und viel Obst und Gemüse bietet, schaden einige ungesunde Lebensmittel meiner Meinung nach nicht.
Als Beispiel nehme ich immer gerne Joghurts. Wir haben viele Besucherkinder und die mögen alle nur industriell hergestellten und mit Zucker gesüßten Joghurt. Meine Kinder haben von Anfang an ungesüßten Naturjoghurt mit frischem Obst drin bekommen und essen ihn immer noch anstandslos. Ab zu kaufe ich dann auch mal Kinderjoghurt mit einem Haufen Zucker und Farbstoffen. Das ist für mich ok, denn es ist nicht ständig und die Grundernährung stimmt.
Also die Ernährung, die ich als Kind bekommen habe, war nicht so toll. Aber die Dose Ravioli hat mich nicht zum schlechteren Menschen gemacht, die Chicken Nuggets waren auch nicht der Grund, dass ich zugenommen habe und die Erbsensuppe von Erasco schmeckt mir manchmal immer noch. Ich habe das Essverhalten von Damals nicht übernommen und meine eigene Variante gemacht und meine Mutter darf sich auch nicht dafür schämen.
Würdest du mir ankommen und einen Vorwurf machen, während ich etwas zubereite, ich würde dich aus meiner Küche schmeißen. Vielleicht kann ich es auch nicht anders? Ratschläge nehme ich gerne an, aber mich dann zum Schämen zu bewegen, das fände ich schon unverschämt und frech. Ich wüsste, dass ich was schlecht gemacht habe, das müsste ich mit meinem Gewissen vereinbaren und nicht mit der Freundin meines Sohnes.
Ich finde, dass du teilweise echt überreagierst. Mal sind es die Deutschen die einfach zu geizig für gutes Essen sind, mal sind es Frauen, die sich etwas aufstylen und werden von dir gleich als Püppchen bezeichnet. Dann kochen die Polen immer so toll, aber die Menschen in Deutschland können nichts. Dann sind es Leute, die nur eine Ausbildung absolviert haben und jetzt ist es die Mutter deines Freundes, deren Kochkünste dir nicht passen. Gibt es auch mal was Positives? Vielleicht teilst du auch mal ein paar Rezepte deinerseits mit uns, ich lasse mich gerne inspirieren.
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