Haben missbrauchte Kinder Angst so zu sein wie der Peiniger?

vom 28.05.2016, 20:00 Uhr

Ich habe gestern abend einen englischsprachigen Bericht gesehen, in dem Missbrauchsopfer ihre Geschichte, ihre Perspektiven und Ängste mitgeteilt haben. Ich fand es schon sehr mutig, dass diese Menschen sich vor die Kamera getraut haben und ihre Geschichte erzählt haben.

Mir ist dabei jedoch eine Frau besonders aufgefallen. Sie ist in einem ähnlichen Alter wie ich, ist berufstätig, hat jedoch keine Kinder. Sie wurde von ihrem Vater jahrelang sexuell missbraucht und gepeinigt. Der Grund für die Kinderlosigkeit hat mich überrascht. Sie hat gemeint, sie möchte nicht wie ihr Vater sein und deshalb verzichtet sie halt auf Kinder.

Das fand ich persönlich schon sehr hart und als sie dann noch meinte, dass die Pädophilie des Vaters vielleicht sogar an sie vererbt wurde, war ich entsetzt. Ich weiß, dass es psychische Störungen wie Schizophrenie oder Ähnliches gibt, die vererbbar sein können, aber ich fand die Aussagen der Frau schon wirklich sehr hart.

Sie hat die Misere doch durchlebt, sie kann es doch ändern und nicht so werden wie ihr Vater, oder etwa nicht? Denkt ihr, dass Pädophilie vererbbar sein kann und dass von den Eltern missbrauchte Kinder vielleicht auf Kinder verzichten sollten, damit sie sich nicht an diesen vergreifen? Für uns Außenstehende ist es natürlich schwierig, die junge Frau zu verstehen, weil wir ihre Situation nicht durchlebt haben, aber was denkt ihr?

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12583 » Talkpoints: 9,41 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich glaube, alle missbrauchten, misshandelten und vernachlässigten Kinder haben diese Angst in sich. Selbst wir, die wir nichts vergleichbares erlebt haben, werden Punkte kennen, wo man sich gedacht hat, niemals so zu werden wie die eigenen Eltern. Manchmal klappt das, manchmal nicht und manchmal neigt man durch Überkompensation zum übertriebenen Gegenteil und richtet auf diese Art Schaden an.

Zu speziell der Sache mit dem Missbrauch: Ich kenne einige Frauen, die missbraucht wurden und meines Wissens nach, hat keine von ihnen jemals ihre Kinder misshandelt oder missbraucht. Zwar sind die meisten Täter früher selbst Opfer gewesen, aber nicht jedes Opfer wird zum Täter! So wie die meisten Mörder eben Raucher sind, werden nur die wenigsten Raucher zum Mörder als ein mehr vorstellbares Beispiel.

Ungeachtet dessen denke ich aber schon, dass man da eine so starke Bürde mit sich trägt, dass man vor dem Kinderwunsch schon therapeutisch richtig viel aufgearbeitet haben sollte, weil es sonst zu anderen Problemen kommen kann. So können die eigenen Kinder im Alter, wo der Missbrauch stattfand plötzlich als massiver Trigger wirken oder es kommt zu Beziehungsstörungen usw.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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