Nicht wissen, was man vom Leben möchte?

Ich war vor etwa drei oder vier Jahren recht verzweifelt, weil ich einfach nicht wusste, was ich vom Leben wollte. Ich war zu dem Zeitpunkt schon volljährig und hatte mein Abitur, wobei ich dennoch einfach nicht wusste, wo ich später leben möchte und was ich arbeiten will. Ich wusste damals nicht, ob ich Kinder haben möchte oder nicht und noch nicht einmal, ob ich überhaupt die nächsten Jahre in Deutschland leben möchte. Dieser Zustand hielt auch recht lange an, so dass mich das schon ziemlich fertig machte.

Glücklicherweise hat sich diese Krise dann aber von selbst gelegt, als ich meinen Freund kennen lernte. Mittlerweile weiß ich auch ziemlich genau, was ich von meinem Leben möchte, wobei sich ja ohnehin nicht alles ganz genau planen möchte. Dennoch bin ich froh, zumindest einen groben Plan zu haben. Wart ihr schon einmal in der Situation, dass ihr einfach nicht wusstet, was ihr vom Leben wollt? Was hat euch letztendlich auf eine Spur gebracht?

Ich weiß nicht ob ich eine fertige Lebensplanung als etwas bezeichnen würde, das man vom Leben möchte. Wenn jemand weiß, was er arbeiten möchte, wie viele Kinder er hat und wo er wohnen möchte, weiß die Person dann, was sie vom Leben will? Gehört da nicht noch etwas mehr dazu?

Für mich selbst steht einfach fest, dass ich im Leben glücklich sein möchte. Dazu gehört auch, dass ich viele Reisen unternehme, mich nicht im Alltag festreite und zu einem Langweiler werde und das ich eine vernünftige Karriere machen kann. Alles andere wird dann eben so angepasst, dass es mich glücklich macht. Deswegen mache ich mir jetzt noch gar keine Gedanken darüber, wo ich später leben möchte oder so.

Ich hatte in meiner letzten Beziehung eigentlich auch eine längere Phase, in der ich nicht mehr wusste, was ich eigentlich vom Leben wollte. Er war wirklich ein Mensch, der mich und meine Perspektiven nach unten gezogen hat, weil er selber am liebsten den ganzen Tag umher sitzen wollte. Deswegen wusste ich dann auch irgendwann nicht was ich wollte, was ich aber schnell herausfand, als ich meinen jetzigen Mann gesehen habe. Mit ihm kamen doch einige Wünsche in mein Leben.

Ich wusste schon immer, dass ich im Leben glücklich sein möchte und dass ich es so leben möchte, dass ich hinterher nichts bereue und verpassten Chancen und Gelegenheiten nachtrauere. Ich wollte mich einfach selbst verwirklichen, aber konkrete Pläne sind da doch überflüssig, weil sich Ziele, Wünsche und Wertvorstellungen auch im Laufe des Lebens wandeln können.

Erst später kamen konkrete Ziele hinzu, zum Beispiel wie und wo ich mich beruflich verwirklichen möchte, ob ich mir eine Familie und ein Haus im Grünen vorstellen kann und solche Sachen. Ich finde nicht, dass eine perfekt durchdachte und geplante Lebensplanung das non plus ultra ist. Es kann auch sein, dass man trotz solcher Pläne nicht weiß, was man vom Leben möchte, weil man damit nicht glücklich ist und eher ein Klischee erfüllt statt sich selbst auszuleben und zu verwirklichen.

Ich hatte diese Phase auch vor allem nach dem Abitur als es darum ging mich für ein Studium zu entscheiden. Ich habe damals fast alles von diesem Grundstein abhängig gemacht und mich sehr unter Druck gesetzt, was ich rückblickend nicht noch einmal machen würde. Wenn man sich umhört geht es fast jeden in diesem Alter so. Selbst wenn man sehr klare Vorstellungen hat kann sich etwas ändern, was das Leben dann noch mehr aus der Bahn wirft.

Mittlerweile bin ich mir immer noch nicht sicher was ich von der Zukunft erwarte. Natürlich habe ich mittlerweile grobe Vorstellungen, jedoch ändern auch diese sich immer mal wieder. Ich bewundere manchmal Menschen, bei denen es aussieht als wenn sie immer genau wissen was sie wollen. Ich denke das wird bei mir nie eintreten, da ich auch in gewissen Maßen einen Wandel in meinem Leben möchte.

Ich glaube fast niemand kann an irgendeinem Punkt komplett sicher sein was er vom Leben möchte. Es gibt immer bestimmte Bereiche oder einzelne Faktoren wo man sich sicher ist, allerdings meistens nicht das große Ganze. Das Problem ist, dass man sich zu sehr unter Druck setzt und meint "den großen Plan" haben zu müssen. Das spannende und entscheidende ist jedoch meist das, was man nicht plant, sondern sich im Leben von selbst ergibt.