Stören euch Unstimmigkeiten in Kinderbüchern?

vom 06.09.2015, 19:26 Uhr

Ich habe vor kurzem von einem Kinderbuch gelesen, dessen Titel ich leider vergessen habe. Es soll wohl darin um schwule Pinguine und lesbische Kaninchen gehen und auch um ein Känguru, das einen Eisbären adoptiert hat. Während mich persönlich die thematisierte Homosexualität überhaupt nicht stört, da so etwas in der Tierwelt durchaus vorkommt und durchaus normal ist wie beim Menschen auch - stören mich jedoch generell Ungenauigkeiten in Kinderbüchern.

So verstehe ich schon die Symbolik von dem Känguru und dem Eisbären, also dass man eben adoptieren kann und das adoptierte Kind dennoch so lieben kann wie es ist auch wenn es ganz anders ist als man selbst. Mich stört aber dennoch, warum hier ausgerechnet ein Eisbär genommen wurde.

Als Naturwissenschaftlerin stört mich das schon, dass das so falsch dargestellt wird, da Kängurus und Eisbären sich allein schon wegen den Lebensräumen und individuellen Bedürfnissen niemals treffen würden. Ich hätte eher die Sorge, dass mein Kind nach dem Lesen eines solchen Buches tatsächlich denken könnte, dass Eisbären natürlicherweise in Australien vorkommen.

Stören euch persönlich Unstimmigkeiten in Kinderbüchern? Oder dürfen die Fakten ruhig falsch sein, solange das Thema (Adoption) gut erklärt wird?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ein Tier ist insofern vorteilhaft für so eine Thematik, weil da das Geschlecht der Hauptfigur in den Hintergrund tritt. Sonst kann es passieren, dass sie junge männliche Leser nicht mit einer weiblichen Hauptfigur identifizieren wollen und umgekehrt, wenn man ein Kind als Hauptfigur nimmt. Allerdings finde ich es auch keine Patentlösung immer gleich zum Tier zu greifen, weil das auch nicht automatisch alle Probleme löst.

Schlüssig fände ich es eher, wenn man so eine Adoption in einem Zoo statt finden ließe. Da können sich auch Tiere begegnen, die in der freien Natur nicht zusammen finden können. Aber auch da wage ich zu bezweifeln, dass ein junges Raubtier wie ein Eisbär erfolgreich von einer Känguru Mutter adoptiert werden könnte, wenn man sie zusammen in ein Gehege geben würde.

Es kommt darauf an, wann es mich stört. Wenn die Umsetzung plausibel ist und auch für Erwachsene ohne zu viel Phantasie nachvollziehbar ist, ist das OK. Der von dir genannte Fall ist in der Tat schwierig. Aber ohne das Buch direkt selbst gelesen zu haben, ist ein sachliches Urteil recht schwer zu fällen. Im Zweifel würde ich mich für ein anderes entscheiden, wenn es um die Auswahl für meine Kinder ginge.

Auch solch Bücher, wo Tiere ohne tieferen Sinn total vermenschlicht werden, finde ich problematisch. Ich hatte da mal eines geschenkt bekommen, wo die Tiere alle Spaghetti, Fleischklopse und saure Gurken mampften. Aber einfach nur so aus Spaß, ohne Aussage. Und das Buch fand ich wirklich bekloppt. Dann fangen Kinder womöglich noch an, das eigenen Kaninchen mit Spaghetti Bolognese zu füttern, weil das im Buch so niedlich war, wie das gemalte Kaninchen Junk Food gegessen hat.

Manchmal bekommt man Bücher geschenkt, die man nicht toll findet. Aber kaufen würde ich so ein Buch nicht. Denn ich denke, Kinder haben durchaus einen Anspruch darauf, dass man ihnen die Lust auf Bücher nicht damit tötet, dass man ihnen schlecht gemachte Bücher anbietet. Da haben Kinder schon Qualität verdient. Zumal gute Bücher nicht zwangsläufig mehr kosten als weniger überzeugende.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich denke nicht, dass ein Kind automatisch davon ausgeht, dass der Eisbär in Australien lebt, nur weil es so ein Buch liest oder vorgelesen bekommt. Immerhin wissen Kinder ja aus vielen Büchern, dass Tiere gerne mal zum Vermenschlichen in Kinderbüchern genommen werden und man kann dem eigenen Kind ja auch gut erklären wo welches Tier lebt. Da gibt es auch ganz tolle und süße Kinderweltkarten.

Mich stört es dementsprechend nicht, wenn ein Känguru mit einem Eisbär zusammen ist in dem Buch. Immerhin vermittelt es auch das Bild, dass es egal ist was es da für Unterschiede gibt, man kann zusammen glücklich sein und zusammen sein. Das ist ja als Message auch nicht so schlecht. Man wird ja auch mit dem Kind reden, wenn man vorliest und so kann man eventuell auch etwas nebenbei erklären, wenn es einen wirklich so stört.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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