Eigene Kunstwerke im Unterricht falsch interpretieren?

vom 10.03.2016, 09:00 Uhr

Ich weiß noch als ich in der Oberstufe war, mussten wir im Kunstunterricht verschiedene Sachen selbst machen. Bei vielen Werken mussten wir dann auch eine Werkanalyse schreiben und abgeben. Darin wurde dann beispielsweise dem Lehrer erklärt, wie man dabei vorgegangen ist und was man sich dabei gedacht hat. Auch, was das Kunstwerk im Endeffekt symbolisieren soll wurde da erklärt.

Aber mir ist aufgefallen, dass mein Kunstlehrer nie einer Meinung war mit mir. Wir sollten beispielsweise mal einen Torso aus Gips formen und den dann eben analysieren. Ich habe meinen weiblichen Torso bewusst ein wenig unvollkommen aussehen lassen und habe das damit begründet, dass wir Menschen ja auch an sich unvollkommen und unperfekt sind und dass mein Werk das eben symbolisieren sollte. Der Lehrer war aber komplett anderer Ansicht und meinte, mein Werk sei einfach nicht fertig geworden und ich bekam für die Werksanalyse eine eher durchschnittliche Note.

Findet ihr, dass man seine eigenen Werke, die man in der Schule anfertigen muss, grundsätzlich falsch interpretieren kann? Schließlich weiß man doch selbst am besten, was man sich bei dem Gedicht, Aufsatz, Kunstwerk gedacht hat oder sehe ich das falsch?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann ja verstehen, wenn man mit dem Lehrer nicht eine Meinung ist, wenn es um das Kunstwerk eines Anderen geht, aber bei deinem eigenen Kunstwerk?

Diese Lehrer würden dann wahrscheinlich genau das interpretieren, was du dir dabei gedacht hast, wenn es von einem bekannten Künstler wäre. Ich finde sowas ungemein lustig, wenn dein Lehrer meint dir sagen zu müssen, was du dir bei deinem Werk gedacht hast.

Nur weil du Schülerin bist, musst du eine eigenen Werke noch lange nicht falsch interpretieren. Ich meine es sind deine Gedanken, deine Gefühle und Ideen, die du einfließen lassen hast.

Das wäre ja so, als wenn ich sagen würde, dass du grade wütend bist und du aber sagst, dass du wirklich glücklich bist. Wenn ich dir dann sagen würde, dass du falsch liegst, haben wir doch eigentlich dieselbe Situation wie mit deinem Lehrer, oder?

Ich bin echt glücklich, dass ich keinen Kunstunterricht mehr habe und nie meine eigenen Sachen im Unterricht interpretieren muss.

» MsBuchfreak » Beiträge: 36 » Talkpoints: 14,33 »


Es gibt leider Lehrer, die nur ihre Meinung lesen wollen. Das gibt es nicht nur in Deutsch, sondern eben auch in solchen Fächern, was mehr als schade ist und auch durchaus absolut mies für den Schüler, wie in deinem Fall. Wer soll das denn sonst beschreiben können warum du das so gemacht hast, wenn nicht du selber? Ich hätte dem sicherlich ordentlich etwas erzählt oder mich an eine höhere Instanz gewandt. Verstehen kann ich so einen Lehrer nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich kann das in dem speziellen Fall tatsächlich verstehen. Wenn etwas abgegeben wird, das unfertig aussieht, liegt der Verdacht nun mal nahe, dass der Schüler nicht fertig geworden ist und seinen Fehler nun ausbügeln will indem er eine Interpretation nach dem Motto "das gehört so" schreibt. Wahrscheinlich hat der Lehrer so etwas auch schon mehr als einmal erlebt.

Mein Kunstlehrer fand es nie schlimm, wenn man einen Fehler gemacht hat und dann versucht hat aus dem Resultat noch das Bester heraus zu holen. Ich habe zum Beispiel mal mit einer Heißluftpistole und Plastikfolie gearbeitet und die Folie sollte sich eigentlich über ein Metallskelett legen. Statt dessen hat sie ein Loch bekommen und ich habe dann etwas ganz anderes mit mehr Folie und mehr Löchern gemacht. Das habe ich bei der Präsentation auch so gesagt und das war völlig in Ordnung.

An sich kann man eigene Werke natürlich nicht falsch interpretieren, aber wenn man eine komplette Interpretation abliefert, was ich an sich ablehne, setzt man sich natürlich jeder Menge Kritik aus, weil dann automatisch die Frage im Raum steht, ob man das nicht auf andere Weise besser ausdrücken könnte. So hätte man Unvollkommenheit sicher auch auf eine Weise darstellen können die nicht unfertig aussieht. Zum Beispiel aus der fertigen Skulptur ein Stück heraus brechen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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