Andere Personen in Streit mit Partner hineinziehen?
Wenn mein Freund und ich uns mal streiten, was nicht besonders oft vorkommt, dann klären wir das unter vier Augen. Streit gibt es nur, wenn wir ohnehin allein sind und das eigentlich auch nur zu Hause und nicht in der Öffentlichkeit. Ich würde es nicht wollen, mich vor anderen Personen mit meinem Freund zu streiten oder diese gar mit in den Streit hineinzuziehen, wenn diese nichts damit zu tun hätten.
Als ich noch mit meinem Ex zusammen war, war das ganz anders. Da haben wir beide jeweils bei unseren Eltern gelebt. Die Streitigkeiten sind dann oft so laut geworden, dass sich da jeweils unsere Eltern richtig eingemischt hatten. Die Eltern meines Exfreundes wollten damals dann auch nicht abrücken, sondern bei dem Klären des Streits dabei sein, weil sie hofften, helfen zu können. Mein Exfreund fand das dabei immer ganz toll und erzählte seinen Eltern direkt vor meiner Nase, warum wir uns stritten und "verpetzte" mich.
Solche Situationen fand ich natürlich immer ganz schrecklich, wobei ich deshalb nie mehr andere Personen, die unbeteiligt sind, mit in einen Streit mit meinem Partner ziehen wollen würde. Zieht ihr manchmal andere Personen mit in den Streit, wenn ihr und euer Partner euch streitet? Macht ihr das bewusst oder eher unbewusst?
Ich finde so etwas macht man einfach nicht. Wenn ich ein Problem mit einer Person habe, egal ob es jetzt ein Arbeitskollege, ein Nachbar, ein Geschwisterkind oder der Partner ist, dann gehe ich da hin und kläre das unter vier Augen. Das muss ganz schön demütigend sein, wenn man den anderen ständig "verpetzt" und Zeugen versucht, auf seine Seite zu ziehen, damit man im Team gegen den "Streithahn" vorgeht. Ich würde da total abblocken und dicht machen und mit mir könnte man so überhaupt nicht mehr reden, wenn sich jemand Verbündete suchen würde, die dann gegen mein Verhalten argumentieren und mir die Schuld an allem geben.
Mein Mann hat das zum Anfang der Beziehung auch schon mal gemacht, weil er da eben noch bei seinen Eltern war und diese dann auch gleich gefragt hatten, was denn das Problem sei. Wir streiten uns eigentlich sehr selten, was auch damals der Fall war, aber dennoch war es mir nicht eben angenehm das alles vor den Eltern zu besprechen, weswegen ich ihm das dann nach dem Streit auch noch mal deutlich gemacht habe und dann hat das auch aufgehört.
Meiner Meinung nach ist das eine furchtbar unfaire Art und Weise zu streiten, weil man eben auch die anderen Personen, die ja gar nicht beteiligt sind, auf eine Seite zieht und dann sicherlich auch danach Probleme mit denen haben wird.
In meinen Augen ist es unklug, bei Streitereien unbeteiligte Personen mit rein zu ziehen und sie auf die eigene Seite zu ziehen. So wird die unbeteiligte Person ja indirekt gegen den Streitpartner aufgestellt und das könnte irgend wann dazu führen, dass diese Person den Streitpartner so gar nicht leiden kann. Gerade in einer Beziehung kann das dazu führen, dass man wenig Verständnis dafür hat, dass jemand mit diesem Partner zusammen ist und rät zur Trennung, obwohl es ja eigentlich gut läuft.
So ein Verhalten fände ich von meinem Partner mir gegenüber irgendwie als demütigend und illoyal, das wäre einfach undenkbar, dass einer von uns so etwas machen würde. Aber sicherlich ist das auch teilweise eine Frage des Alters. Als ich noch ganz jung war, so unter zwanzig, habe ich auch immer allen Freundinnen von Konflikten mit dem Freund erzählt. Aber selbst in dem Alter hätten weder ich noch ein Ex jemals die Eltern da involviert.
Aus Sicht der Eltern kann ich es sogar verstehen, dass man vermitteln will, wenn man mitbekommt, dass die Kinder sich lautstark streiten, aber da muss man sich vermutlich am Riemen reißen, was mir vielleicht auch schwer fallen würde. Allenfalls kann ich bei den Streithähnen noch den Impuls verstehen, argumentativ andere Personen mit in die Waagschale zu werfen im Sinne, dass anderen bestimmte Dinge auch schon aufgefallen sind.
Die feine Art mag das auch nicht gerade sein, aber wer ist schon immer komplett fair und sachlich, wenn man emotional aufgewühlt ist. Generell gehört ein Konflikt zwischen zwei Leuten aber auch zwischen den beiden ausgetragen und nicht im "Team".
Wenn man kein Teenager mehr ist, der noch bei seinen Eltern wohnt, gibt es in meinen Augen eigentlich keinen Grund, die Eltern oder sonstige Außenstehende in einen Streit oder Konflikt mit hinein zu ziehen. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, worin hier der Vorteil liegen soll.
In der Regel sind Eltern oder Freunde ja nicht in jede Intimität und jedes Detail einer Beziehung nicht eingeweiht und darüber hinaus nicht objektiv, da man im Regelfall ja immer zum eigenen Kind oder zur enger befreundeten Partei hält. Deswegen sind auf diese Art auch keine objektiven und distanzierten Ratschläge und Hilfestellungen zu erwarten, sondern eher noch mehr Drama mit noch mehr Beteiligten.
Darüber hinaus ist es für mich auch eine Frage der Loyalität und des Respekts, dass ich meinem Partner zutraue, Konflikte und Streitigkeiten fair und sachlich zu lösen, ohne Hilfe und Unterstützung von außen suchen zu müssen. So viel sollte unsere Beziehung schon aushalten. Lästereien und Parteienbildung, wie sie passieren können, wenn man Konflikte ständig nach außen trägt und mit anderen durch hechelt, schaden meines Erachtens einer Beziehung mehr als ein gelegentlicher Streit, den man unter sich austrägt.
Das heißt natürlich nicht, dass man sich keinen Rat von Vertrauten holen darf, aber es sollte eben nicht so weit kommen, dass am Ende noch die Eltern oder der Freundeskreis gezwungen sind, Partei zu ergreifen und am Ende selber zu streiten anfangen.
Ich finde es unter keinen Umständen gerechtfertigt, andere Personen in den Streit mit dem Partner hineinzuziehen. Schließlich ist es nur eine Sache zwischen mir und meinem Mann, wenn ich mich mit ihm streite und es liegt dann auch nur an uns, diesen Streit wieder beizulegen.
Es bringt niemanden etwas, wenn andere Personen, die mit dem Streit überhaupt nichts zu tun haben, mit hineingezogen werden. Es verschlimmert sogar vieles meiner Meinung nach.
In Beziehungen habe ich das eigentlich eher nicht gemacht, mit einigen Ausnahmen. Also mit meinem jetzigen Freund streite ich mich nie, was ich als sehr angenehm empfinde. In früheren Beziehungen gab es Streitigkeiten und die dauerten dann auch meistens länger an, sodass man das nicht gleich und sofort klären konnte. Das zog sich dann über Stunden oder über Tage oder es wurde über ein Thema nicht mehr geredet, aber unterbewusst belastete mich das weiter und da habe ich auch mal anderen davon erzählt, in der Hoffnung, dass diese auf meinen damaligen Freund so einwirken, dass der sich in meine Richtung bewegt. Das haben die aber nicht gemacht.
Ich wollte mich nie streiten, ich wollte eigentlich, dass es Harmonie und Frieden gibt und der andere einfach so ist, wie ich es gerne hätte. Und wenn es doch Streit gab oder mich gar jemand angeschrien hat, dann habe ich immer gedacht, dass ich diese Beziehung eigentlich gar nicht fortsetzen kann, weil mich der Streit oder das Gefühl des Angeschrienwerdens so weit von dem anderen entfernt hat, dass das für mich keinen Sinn mehr machte. Aus Mangel an Alternativen habe ich die Beziehung dann doch fortgesetzt, aber wenn mir da jemand anderes über den Weg gelaufen wäre, dann wäre ich weg gewesen.
Als wir noch im Elternhaus meines Mannes gewohnt haben, ließ es sich gar nicht vermeiden, dass seine Eltern oder seine Schwester etwas von unseren Streitereien mitbekommen habe. Meistens hat dann auch einer von uns irgendwas zu den Eltern gesagt, aber die haben eigentlich doch immer versucht sich raus zuhalten. Ich fand das immer irgendwie kindisch zu den Eltern zu laufen und dann zu hoffen, dass die für einen Partei ergreifen. Heute würde ich das auf keinen Fall mehr machen.
Ich finde, dass ein Beziehungsstreit nur den Partner und mich etwas angeht. Ich würde da niemanden mehr mit hineinziehen. Auch finde ich es extrem peinlich, wenn man seine Meinungsverschiedenheiten vor anderen austrägt. Das sind alles Dinge, die sich meiner Meinung nach nicht gehören und die ich vermeiden würde. Ich schäme mich immer fremd, wenn ein Paar vor uns Streit beginnt und uns dann vielleicht noch mit hineinziehen möchte.
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