Warum finden Tote in der Wüste so wenig Beachtung?

vom 12.05.2016, 21:46 Uhr

Jeder Flüchtling der bei seiner Flucht ums Leben kommt, ist natürlich einer zu viel. Über tausend Menschen sind laut Meldungen schon im Mittelmeer ertrunken und darüber wird ja auch eifrig berichtet. Aber was ist denn mit den ganzen Flüchtlingen die es gar nicht bis zum Meer schaffen und auf ihrem Weg dahin in der Wüste elend zugrunde gehen.

Laut diesem Artikel und mehrerer Experten- und Insidermeinungen sind bereits um die 1 Million! Flüchtlinge ums Leben gekommen. Da drängt sich mir schon die Frage auf warum diese toten Flüchtlinge kaum Erwähnung finden und scheinbar keine wirkliche Lobby bei den Medien haben. Habt ihr da eine Erklärung dafür, warum solch eine humanitäre Katastrophe so wenig Beachtung findet?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Es ist zwar wirklich kein schöner Zug, aber anscheinend liegt es in der Natur des Menschen, dass ihm Tragödien und Katastrophen umso weniger nahe gehen, je weiter sie räumlich und zeitlich entfernt sind. Ich vermute, dass es sich hier zu einem gewissen Grad auch nicht nur um Abstumpfung, sondern auch um Selbstschutz handelt, da man ja in den Medien von allen Seiten mit Horrormeldungen aus der ganzen Welt zugeschüttet wird, von denen man bis vor relativ kurzer Zeit gar nichts mitbekommen hätte.

Schließlich finden auf der Welt täglich humanitäre Katastrophen statt, weswegen man sich in Europa wahrscheinlich auf die konzentriert, die sich unmittelbar vor der Haustür abspielen und die die Ressourcen von europäischen Ländern erfordern. An der Grenze zwischen den USA und Mexiko sterben auch jährlich Tausende Menschen in der Wüste, aber das interessiert hierzulande, mit Verlaub gesagt, auch keine Sau.

Außerdem, und jetzt wird es zynisch, liefern die Flüchtlinge, die aus dem Mittelmeer gefischt werden, brauchbare Bilder und Geschichten, da die gelungenen und fehlgeschlagenen Rettungsaktionen zumindest dokumentiert, wenn nicht gleich von Journalisten begleitet werden. Kurz: Es ist von Seiten der Medien aus betrachtet logistisch einfacher und liefert mehr verwertbare Ergebnisse, vom Hubschrauber aus überfüllte Boote zu filmen als in der Sahara herum zu stolpern und verdurstende Menschen zu suchen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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