Keine Freunde=unglücklich

vom 24.02.2014, 19:07 Uhr

Ich bin männlich und 19 Jahre alt. Ich ging früher auf eine Privatschule und war dort mit Leuten auch außerhalb der Schule befreundet, wobei das nur wenige waren. Ich hatte in meinem Leben wirklich noch nie Freunde außerhalb der Schule oder Ausbildung, so unglaublich das auch klingt.

Warum habe ich keine Freunde? Diese Frage konnte ich mir selbst noch nicht beantworten. Das soll nicht eingebildet klingen, aber an meinem Aussehen liegt es bestimmt nicht. Ich glaube auch nicht, dass ich auf meine Mitmenschen unsympathisch wirke. Ein Grund könnte sein, dass ich einfach ein Mensch bin, der sehr wenig redet und immer über viele Dinge nachdenkt.

Meine Eltern haben mir schon vor Jahren gesagt, ich soll mir soziale Kontakte suchen und sie haben mich sogar in einem Verein angemeldet und ich war schon bei einer Männer-Beratung, bei der man Probleme besprechen kann. Aber irgendwie hat das nichts gebracht. Ich glaube auch nicht, dass meine Eltern etwas dafür können, aber sie haben schon immer gesagt, dass ich es mal bitter bereuen werde, keine sozialen Kontakte zu haben.

Genau an diesem Punkt bin ich mittlerweile angelangt. Ich bereue es mittlerweile, keine Freunde zu haben. Wenn ich sehe, was die anderen Leute so unternehmen, egal ob aus der Berufsschule oder in meinem sonstigen Umfeld und an mir scheint das Leben vorbei zu ziehen. Um die Langeweile in der Freizeit zu kompensieren (wo normale Menschen etwas mit ihren Freunden unternehmen), sitze ich meistens vor dem Computer oder Fernseher oder lese etwas. Aber darauf habe ich irgendwie keinen Bock mehr.

Ich will auch mal etwas erleben und ich glaube, dass man nur einmal lebt und es kein Leben nach dem Tod gibt. Ich stelle mir auch die Frage, warum ich erst jetzt merke, dass ich mit meinem Leben unzufrieden bin und das vorher nie gemerkt habe. Ich verstehe mich mit meinen Kollegen in der Berufsschule sehr gut und ich freue mich regelrecht immer auf den Montag, an dem die Berufsschule stattfindet. Sobald die Schule zu Ende ist, fühle ich einen subjektiven Schlag in die Magengrube und ich falle in ein tiefes psychisches Loch.

Ich habe den Text möglichst kurz geschrieben. Meine Fragen an euch wären: Was denkt ihr über meine Situation?
Warum bemerke ich erst jetzt, dass ich Freunde brauche und habe es nicht schon früher bemerkt? Wie kann ich mein Dasein als Einzelgänger ändern?

» Butterbrot54 » Beiträge: 6 » Talkpoints: 4,06 »



Ich denke, dass es in deinem Alter normal ist, dass man Freunde über die Schule und Ausbildung gefunden hat. Man hat nun mal nicht ultimativ viel Zeit und da ist das Aufeinandertreffen in Schule und bei der Ausbildung zum Kennenlernen von Menschen wirklich normal. Deswegen würde ich mir nun also schon mal keine Gedanken machen.

Außerdem solltest du dir keine Gedanken dazu machen, dass du vielleicht zu still bist. Richtige Freunde halten zu einem egal was ist und sie schätzen dich eben auch so wie du bist, mit allen Macken und Eigenschaften. Du hast ja aber eher ein Problem damit, die Bekannten auch zu Freunden zu machen, wenn ich das richtig verstanden habe.

An deiner Stelle würde ich den Kontakt eben nicht nur bei Montag belassen, sondern Nummern austauschen oder sich bei Facebook adden. So kann man im Kontakt bleiben und auch gemeinsam etwas unternehmen. Ansonsten kannst du auch am Montag fragen, was die Leute so machen in der Woche und ob man sich mal treffen will und dann triffst du dich einfach mit denen. Sie bringen dann vielleicht auch neue Leute mit und so hast du dann einen größeren Freundeskreis. Du musst einfach auf die Leute zugehen und den Kontakt auch halten, ich bin mir sicher, dass du das schaffst. In deinem Alter ist der Zug auf keinen Fall abgefahren.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Butterbrot54 hat geschrieben:Was denkt ihr über meine Situation? Warum bemerke ich erst jetzt, dass ich Freunde brauche und habe es nicht schon früher bemerkt? Wie kann ich mein Dasein als Einzelgänger ändern?

Dass dich deine derzeitige Situation etwas bedrückt, kann ich ja durchaus nachvollziehen, aber einen Grund zu Torschlusspanik sehe ich da aber auch nicht. Mit 19 Jahren hatte ich ja auch keine 20 Freunde und war auch ein eher sehr ruhiger Typ. Wenn du dich mit deinen Berufsschul-Kollegen gut verstehst, hast du dort doch schon mal einen idealen Ansatzpunkt.

Mache doch mit denen ein paar Freizeitaktivitäten aus und allein schon daraus können sich reine Selbstläufer entwickeln. Jeder deiner Berufsschul-Kollegen hat auch wieder ein paar Kumpels und die wiederum auch wieder welche und somit sollten sich ja zumindest erst einmal ein paar Kumpels finden lassen. In wie weit dass dann auch Freunde werden, wird die Zeit dann weisen.

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» hiphop » Beiträge: 116 » Talkpoints: 40,46 » Auszeichnung für 100 Beiträge



So unglaublich finde ich es gar nicht, dass du keine Freunde außerhalb der Schule und der Ausbildung hattest. Das sind nun einmal wichtige Orte für Menschen, um Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. Mir ging es selber nicht viel anders, weil ich neben der Schule und der Ausbildung nicht viel gemacht habe. Aber die Hauptsache ist doch, dass es Menschen gibt, mit denen man sich gut versteht. Darauf kann man doch aufbauen. Hast du zu deinen Freunden aus der Schule noch Kontakt oder hat dieser sich zerschlagen? Vielleicht gibt es ja irgendwie die Möglichkeit, zu diesen Menschen wieder einen Kontakt aufzubauen.

Ansonsten würde ich auch versuchen, bei den Mitschülern aus der Berufsschule mal zu fragen, ob man sich vielleicht mal neben der Schule treffen könnte. Vielleicht gibt es dort ja Menschen, die mit dir etwas unternehmen möchten. Du kannst es ja erst mal auf die Schule beziehen und fragen, ob ihr mal gemeinsam lernen möchtet. So siehst du ja, wie es läuft. Ein Verein ist sicher auch eine gute Idee, vielleicht war es damals einfach nicht der richtige und du solltest dir einen anderen suchen. Wichtig finde ich, dass du dein Problem erkannt hast und daran arbeiten möchtest. So sollte es doch möglich sein, Kontakte aufzubauen und Freundschaften zu schließen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Auch wenn es sehr schön ist, viele Freunde zu haben, sollte man sich selbst nicht allzu sehr unter Druck setzen. Immerhin ist es in sehr vielen Ländern gar nicht üblich, viele Freunde zu haben und gerade Menschen, die an einem abgelegenen Ort in Neuseeland oder Australien leben, haben so gut wie nie Kontakt zu anderen Menschen. Trotzdem muss es nicht bedeuten, dass sie deshalb unglücklich sind. Ich bin mir sogar sehr sicher, dass so ein Leben auch sehr erfüllend sein kann und man kann ja auch ohne Freunde viel Spaß haben.

So kann man auch viele Sachen alleine unternehmen oder sich mit Büchern oder Filmen beschäftigen. Das kann für viele Menschen auch sehr schön sein und nur weil es in Deutschland mehr oder weniger normal ist, dass man viele Freunde hat, sollte man sich auch nicht gezwungen dazu fühlen, sich auch gleich Freunde zu suchen. Gerade dann, wenn du davor auch immer glücklich warst, solltest du positiv denken und dir sagen, dass es im Leben nicht nur darum geht, Freunde zu haben.

Wichtig ist, dass man überhaupt Kontakt zu anderen Menschen hat und dass man etwas im Leben hat, was einem Spaß macht und was einen antreibt. Dabei bist du ja sicherlich immer wieder von Menschen umgeben, wenn du in der Schule bist und auch deine Familie steht sicherlich hinter dir. Von daher solltest du das positiv sehen und es ist ja auch gar nicht notwendig, dass man wirklich jeden einzelnen Tag auch außerhalb der Schule etwas mit Freunden unternimmt. Wenn man sich in der Schule gut versteht und regelmäßig mit jemandem reden kann, dann ist es ja auch nicht weiter schlimm, wenn man die Nachmittage für sich hat und dann auch Zeit alleine verbringen kann. Man muss ja auch nicht ständig von anderen Leuten umgeben sein.

Wenn du jedoch wirklich aktiv etwas mit anderen Leuten unternehmen möchtest, dann würde ich an deiner Stelle einfach einmal meine Klassenkameraden fragen, ob sie beispielsweise mit dir ins Kino gehen wollen. Mehr als absagen können sie dir nicht, wobei ich es stark bezweifle, dass dir jemand direkt eine Abfuhr erteilen wird. Von daher kannst du damit nur gewinnen und wenn du bisher immer sehr schüchtern warst und es dich nie getraut hast, aus dir heraus zu gehen, würde ich jetzt einfach ganz direkt sein und mir eine Person aussuchen, die ich dann ganz klar fragen würde, ob sie mit mir ins Kino gehen würde. Daraus kann sich dann ganz leicht auch eine richtige Freundschaft entwickeln.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Bei mir ist es ähnlich, nur dass ich gewissermaßen von Natur aus nicht so gerne weggehe. Andere meines Alters gehen vielleicht oft in Bars oder in Kneipen usw. Aber das gefällt mir gar nicht. Wenn man mich da mitschleift, dann fühle ich mich dort meistens gar nicht so wirklich wohl. Ich schaue gerne fern und sitze auch gerne vorm PC. Es wäre schön, wenn ich mit anderen gemeinsame Fernsehabende etc. geben würde, aber da gibt es nur einen einzigen Menschen in meinem Leben, der das auch mag.

Durch mein Studium habe ich zig Menschen kennengelernt und mit vielen vertrage ich mich auch. Aber das bleiben dann mehr oder weniger oberflächliche Kontakte. Da wird meistens keine tiefere Freundschaft draus und es ist dann mitunter auch passiert, dass ich mich mit einigen zerstritten habe usw. Manchmal standen da ganz komische Geschichten dahinter. So gab es in meinem Studium eine junge Frau, die mich nicht leiden konnte. Ich weiß gar nicht, warum. Die kannte sich aber gut in einem Fach aus, sodass andere dann bei ihr Nachhilfe nahmen und die mochten mich dann plötzlich auch nicht mehr, weil die besagte Person diese Leute wohl beeinflusst hat.

Analog passiert es mir mitunter, dass ich jemanden kennenlerne und man sich auch gut versteht, aber dann streitet man sich oder der andere regt sich über etwas auf, was ich mache und durch diesen Konflikt hat es sich dann erledigt, d.h. man findet dann nicht mehr zueinander. Wenn ich mich wirklich mal von jemandem verletzt gefühlt habe, dann kann ich da auch irgendwie nicht drüber hinwegsehen, das bleibt mit im Gedächtnis haften und ich kann dann nicht mehr zur Normalität übergehen; ein richtiger Streit verändert da irgendwie alles.

Zudem ist es in meiner Familie normal, dass man nicht viel mit anderen macht. Ich würde auch sagen, dass meine Mutter und mein Vater in dem Sinne keine Freunde haben. Mein Vater geht gerne wandern, aber meistens alleine. Er will da gar niemanden mitnehmen, weil er so weite Strecken wandert, dass andere sich dann meistens wegen der langen strecken beschweren und das mag er dann wieder nicht. Meine Mutter hat eigentlich außerhalb der Arbeit nur noch Kontakt zu ihrer Schwester und das beschränkt sich aufs Telefonieren. Somit kenne ich es gar nicht anders, als dass man im wesentlichen sich selbst genügen muss.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke auch, dass du dir da keinen Stress machen solltest. Es ergibt sich sicherlich irgendwann eine Freundschaft. Ich hatte früher in der Schule eine Clique mit ich denen öfter was unternommen habe. Aber nach der Schule gingen alle ihre Wege und es verlief sich dann ziemlich. Ich habe dann auch erst wieder mit über 20 eine Freundin gehabt. Ich hatte nie viele Freunde und war dann auch schon glücklich über diese eine Freundschaft.

Ich denke, dass du vielleicht auch einfach zu viel mit Schule und Ausbildung beschäftigt bist. Wenn du so still und nachdenklich bist, wirkt das auf andere auch schon mal wie Arroganz. Vielleicht kannst du dich einfach mal irgendwo einbringen, wenn deine Schulkameraden mal etwas für die Freizeit planen. Dann könntest du doch sagen, dass du auch gerne mitmachen oder kommen würdest.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



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