Brauchen wir härtere Gesetze gegen Gaffer?

vom 15.05.2016, 20:12 Uhr

In der letzten Zeit wurde es öfters in den Medien diskutiert, dass Polizei und Rettungskräfte härtere Strafen gegen Gaffer fordern. Inzwischen scheint es auch so zu sein, dass Dank der neuen Medien direkt Videos gemacht und hochgeladen werden können. Dies scheint einige etwas aggressiver werden zu lassen, so dass sogar Polizisten und Rettungskräfte bedroht werden.

Ich muss sagen, dass ich selber noch nie so einen Fall erlebt habe. Ich sehne mich auch nicht nach solchen Videos und kann daher auch nicht sagen, wie einfach diese zu finden sind. Hattet ihr schon mal so etwas selber erlebt oder seht ihr euch vielleicht ab und zu mal solche Videos an? Haltet ihr auch schärfere Gesetze für notwendig?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich sehne mich selbstverständlich auch nicht danach. Das wäre ja noch schöner. Es gibt bei jedem Menschen einen ganz natürlichen Drang der Neugierde sowie des Voyeurismus. Den haben wir Menschen alle. Es ist allerdings, wie bei fast allem, eine Auslegungssache wie intensiv dem "Verlangen" stattgegeben wird und wie es ausufert.

Das was manche Gaffer allerdings machen ist bereits psychologisch gesehen, mehr als grenzwertig. Es handelt sich meist um einen Drang nach Aufmerksamkeit, wenn es so übertrieben ist, dass Hilfsarbeiten dadurch unterbunden werden. Indes wollen viele einfach nur Likes bei Facebook ergattern, die ersten an Ort und Stelle sein etc. Das ist einfach nur krank, wenn dadurch Opfer bereits irgendwie behelligt werden.

Ich denke, dass es längst Zeit war, dass man den Leuten die Grenzen jetzt auch strafrechtlich aufzeigt. Wer das im Straßenverkehr macht, sollte zudem Punkte bekommen. Da ja nur noch 8 Punkte benötigt werden, ehe der Lappen weg ist kann ich mir denken, dass einige Gaffer bald direkt von den Straßen weg sind. Würde ich begrüßen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Eindeutig Ja!
Und ich finde man muß da auch noch deutlich unterscheiden.
Gaffen ist noch das eine, das könnte man ja noch aus einer gewissen Distanz ohne das man jemand anderen behindert, angreift, von der Arbeit abhält oder Kilometer lange Staus provoziert, verstehen und ggf. für ok befinden. Jeder hat einen gewissen Drang zur Neugier und jeder schaut auch mal kurz, wenn etwas aussergewöhnliches oder ungewohntes passiert. Ein kurzer Blick ist ja aber zum Glück kein Gaffen.

Mir geht es aber eindeutig zu weit, wenn man meint bei der Unfallstelle sich in den Vordergrund drängeln zu müssen, Videos zu drehen, die Rettungskräfte zu behindern oder ggf. sogar anzugreifen. Da fände ich es wirklich mittlerweile sehr gut, wenn die Polizei mit ausrücken würde, Platzverweise ausstellt, Handys einkassiert und auch Bußgelder verhängt.
Viele verstehen leider erst wirklich was sie anrichten, wenn man ihnen an das Portemonai geht. Hinweise das man selber auch mal in einer solchen Situation sein könnte und es auf jede Sekunde ankommen könnte, haben keinen Effekt, weil niemand das glaubt oder hören will. Der logische Menschenverstand setzt da einfach aus. Geld tut aber vielen schon weh.

Das andere, was mich persönlich richtig aufregt, sind die Gaffer, die im Auto an einer Unfallstelle im Schneckentempo vorbeifahren, am Besten aus dem Auto noch ein Vidoe / Foto machen und damit im schlimmsten Fall einen Folgeunfall provozieren oder einfach nur einen wesentlich schlimmeren Folgestau verursachen. Häufig sind die Unfälle ja nicht mehr die Ursache für die Mega-Staus sondern die ganzen Gaffer verschlimmern es nur noch. Auch hier wäre ich dankbar, wenn die Polizei härter durchgreifen würde, gerne auch Handys einkassieren, happige Bußgelder, Punkte.

Mal von den Aspekten abgesehen, das oder die Opfer, die da gefilmt werden haben sicherlich nicht ihr Einverständnis gegeben gefilmt zu werden in einer Notsituation die sehr unangenehm sein kann im Nachhinein und dann sich selbst im Internet in der Situation wieder zufinden. Für mich ist das auch ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte von jedem. Auch wenn man nach einem Unfall Zeit und Muß hat sich darum zu kümmern, das der Film aus dem Netz verschwindet, das Internet vergißt nie.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe in mehreren Fernsehberichten und ähnlichem auch schon krasse Geschichten gehört. Da konnten Hubschrauber nicht landen, weil vor lauter Schaulustigen kein Platz war. Oder der Hibschrauber konnte nicht starten, weil einer noch mit reingesprungen ist, um eine Nahaufnahme machen zu können. Da fragt man sich echt, wie man zur gleichen Spezies gehören kann.

Das Problem scheinen aber nicht die Gesetze zu sein und dass diese härter ausfallen müssen. Vielmehr hapert es an Personal. Da müssten ja jedes Mal mehrere Polizisten vor Ort sein, die auch die Personalien der Beteiligten aufnehmen können. Das nimmt ganz schön Zeit in Anspruch. Meist sind nicht mal genug da, um einfach die Masse an Schaulustigen zurückzudrängen. Da bleibt keine Zeit für Personalien.

Und so kommt es eben gar nicht dazu, dass die vorhandenen Bestrafungsmöglichkeiten umgesetzt werden. Selbst, wenn dann in den Gesetzbüchern eine höhere Strafe festgehalten wurde. Solche aggressiven Gaffer kümmert das doch nicht. Warum sollte es auch, wenn sie eh keine Strafverfolgung zu befürchten haben?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich habe damit täglich zu tun und ja es nimmt zu, die Leute werden immer hemmungsloser und springen auch vor den Rettungswagen oder klettern auf diesem herum damit sie durch die Fenster mit ihrem Handy filmen können. Nicht selten wird man dabei bei seiner Arbeit behindert, denn um die Videos zu machen wollen die Leute ganz nah ran. Das geht soweit, dass man diese schon direkt über sich sitzen hat mit ihrem nervigen Handy.

Wir selbst als Rettungskräfte haben in dem Moment anderes zu tun, als die Gaffer festzuhalten oder das ganze mit einem Sichtschutz abzusperren. Unsere Aufgabe ist die Rettung und Versorgung der Patienten und hat damit absoluten Vorrang. Wenn wir dabei behindert werden, dann sind wir auf die Hilfe der Feuerwehr und der Polizei angewiesen. Die Feuerwehr hat bei einem frischen Unfall auch erst einmal andere Aufgaben zu bewältigen, dass nicht selten zwei kleine arme Polizisten versuchen dürfen eine solche Meute in Schach zu halten bis entsprechend Verstärkung angerückt ist.

Aber bis das der Fall ist, vergehen einfach wertvolle Minuten und diese können bereits über Leben und Tod entscheiden bei einem Patienten. Ich habe es schon mehrfach erlebt, dass wir nicht arbeiten konnten wegen dieser Gaffer und der Patient dadurch später in die Klinik kam oder noch am Unfallort verstorben ist. Sogar bei Reanimationsmaßnahmen wurde ich schon selbst von meinem Patienten weggezogen, damit man eine Nahaufnahme vom Körper machen kann. So etwas ist nicht nur dreist sondern auch reichlich dämlich und wenn man diese Personen hinterher fragt ob sie das möchten wenn sie dort liegen würden, sagen alle Einstimmig Nein. Wieso machen sie es dann bei anderen?

Ich gehe sogar soweit, dass dazu nicht nur Geldstrafen verhängt werden sollen sondern bei einer direkten Behinderung direkt eine Gefängnisstrafe fordere zusammen mit den Kosten für die Weiterbehandlung des Patienten, der dadurch eventuell einen Schaden erlitten hat der vermeidbar gewesen wäre. Auch sollen diese Videos härter bestraft werden und gar nicht auf den Plattformen zugelassen werden, denn dort haben diese Bilder und Videos nur dafür gesorgt, dass sich eine Gruppe gebildet hat die sich das ganze mit Genuss ansieht und hinterher noch mehr auf diesen Zug aufspringen und solche Videos machen.

Auch werde ich als Rettungskraft nicht gefragt ob ich in diesen Videos erscheinen möchte. Unkenntlich wird man nicht gemacht, man sieht das Namensschild und alles. Ich möchte auch nicht einfach zur Schau gestellt werden in der Öffentlichkeit aber diese Videos hinterher entfernen zu lassen ist schwer bis unmöglich. So grasiert ein Video von einem Unfall mit mir als Rettungsassistentin seit mehreren Jahren durch das Netz, bei dem alles zu sehen ist und auch zu hören was wir im Team besprochen haben über den Patienten. Jedoch gab es bislang von Seiten von YouTube darauf keine Reaktion und das ganze mittels Anwalt zu klären zieht sich seither hin, da kein Gerichtstermin dafür gefunden wird. Andere Dinge werden als wichtiger angesehen und entsprechend heißt es weiter warten.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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