Stimmungsschwankungen Grund für Trennung?
Neulich habe ich im Internet einen Artikel darüber gelesen, dass häufige Stimmungsschwankungen bei Frauen offenbar Gründe für Trennungen sein können, denn viele Männer kommen einfach nicht damit klar, dass ihre Frauen mal so und mal so gelaunt sind und ihnen fehlt die Konstant, beispielsweise auch die Erklärung für so ein Verhalten.
Ich selbst musste dabei auch automatisch an meinen Freund denken, dieser betonte früher häufiger, dass ihm die Stimmungsschwankungen seiner Exfreundin auf den Geist gehen würden. Dabei sind Stimmungsschwankungen durchaus bei vielen Frauen an der Tagesordnung, dass kenne ich auch von Freundinnen und Bekannten. Ich selbst habe besonders mit der Pille eigentlich keine Schwankungen.
Könnt ihr euch vorstellen, dass häufige Stimmungsschwankungen dazu führen, dass euer Freund euch verlässt? Wäre das für euch ein plausibler Grund oder könnt ihr das nicht nachvollziehen?
Es klingt natürlich erst mal hart, wenn ein Mann seine Frau oder Freundin wegen Stimmungsschwankungen verlässt. Es klingt so, als ob er mehr Verständnis hätte zeigen müssen, als ob es so schlimm schon nicht gewesen ist.
Aber wenn man sich das mal vorstellt, wie das Leben mit einer Person ist, bei der du keine Reaktion vorhersehen kannst. Wenn jemand immer erst mal schlecht gelaunt ist nach der Arbeit, lässt du ihn einfach eine Stunde in Ruhe. Aber wenn du jeden Abend vor der Tür stehst und dich fragst, ob dich drinnen Wut und Depression oder einfach eine normale Person erwartet, ist das doch eine enorme Belastung.
Jeder ist mal wütend oder gestresst oder schlecht gelaunt. Aber bei Stimmungsschwankungen lässt sich das ja gar nicht vorhersagen. Da kann man an zwei verschiedenen Tagen den gleichen Witz machen. Am ersten Tag lacht sie mit, am zweiten kriegt sie einen Wutanfall. Irgendwann traut man sich doch gar nicht, Witze zu machen. Und alles andere, worauf sie schon mal übertrieben reagiert hat.
Also ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es sehr anstrengend ist. Dass man entweder immer vorsichtiger wird und immer weniger man selbst ist. Oder dass man trotzig solche Wutanfälle in Kauf nimmt. Aber immer verständnisvoll zu sein, wenn der andere scheinbar ohne Grund mal dieses und mal jenes Verhalten zeigt und einen dabei auch oft verletzt, ist bestimmt sehr viel verlangt.
Ich muss dabei an meine Mutter denken. Sie hat keine Stimmungsschwankungen, aber sie hat einfach keinen roten Faden in ihrem Verhalten. Ihre Erziehung war überhaupt nicht konsequent. Einmal habe ich etwas gemacht, wofür ich riesigen Ärger erwartet habe, aber sie hat nur gelacht. Wenn ich sie auf dem falschen Fuß erwischt habe, hat sie mir aber für Kleinigkeiten wochenlang Hausarrest gegeben. Reagiert habe ich damit mit Angst und wenn ich allen Mut zusammengenommen habe mit Trotz. Auf diese Weise möchte ich keine Beziehung führen.
Ich wusste auch nie, warum meine Mutter so war. Warum war ihr manches egal und manches nahm sie so ernst? Es steckte keine Logik dahinter. Ich denke, wenn man eine Person so schwer einschätzen kann, kennt man sie nicht wirklich. Sie macht es einem unmöglich, sie kennenzulernen. Das ist wirklich keine Basis für eine Beziehung.
Ich weiß nicht, welche Ursachen es für Stimmungsschwankungen gibt. Wenn es nur an der Pille liegt, sollte man das Produkt ändern oder eine andere Verhütungsmethode wählen. Auf keinen Fall sollte man seinen Partner ohne jegliche Versuche einer Lösung verlassen. Aber wenn es keine Lösung, keine Hoffnung auf Besserung gibt, kann ich schon verstehen, dass es irgendwann zu schwer wird.
Ich finde nicht, dass Stimmungsschwankungen gleich ein Grund zur Trennung sind. Immerhin sind Stimmungsschwankungen doch eigentlich normal. Niemand kann jeden Tag super gelaunt sein und niemand kann doch ständig und immer die gleiche Laune haben. Es ist doch normal und gehört doch auch zum Leben dazu, dass man mal bessere und mal schlechtere Laune hat.
Jeder hat einmal einen schlechten Tag und jeder ist wegen irgendetwas traurig oder schlecht gelaunt. Genauso freut man sich auch, wenn etwas Schönes geschieht. Von daher ist es doch eigentlich nur selbstverständlich, dass sich die Laune mehrmals täglich ändert. Niemand kann doch den ganzen Tag grinsend durch die Gegend laufen und das kann man doch auch von niemandem erwarten.
Wenn jemand ständig und immer die gleiche Laune haben würde, würde er ja einem Roboter gleichen. Jeder Mensch hat doch eine Palette von Emotionen und wenn man vom Partner erwartet, dass dieser immer am Grinsen ist, dann stimmt doch auch was nicht. Man muss doch auch akzeptieren können, dass der Partner auch mal traurig ist und dass sich die Laune im Laufe des Tages auch ändert.
Stimmungsschwankungen wären erst dann ein Grund zur Trennung für mich, wenn jemand einfach ständig grundlos ausrasten würde und sich selbst nicht im Griff hätte. Wenn jemand von einer Sekunde auf die andere anfangen würde, vom Lachen ins Weinen zu wechseln, dann wäre das auf Dauer schon hart. Allerdings wären solche extremen Stimmungsschwankungen ja wiederum auch alles andere als normal und dann hätte man ein wirklich ernsthaftes Problem.
Ich habe diese Stimmungsschwankungen durchaus auch mal. Bei mir ist das auch Zyklusabhängig. Das wird meinen Mann auch nerven, aber meistens warne ich ihn dann schon vor, dass ich eben gerade wieder solche Schwankungen habe und er kann dann schon den Kopf einziehen. Nein, so schlimm ist es bei mir zum Glück nicht, aber ich stelle es mir schon anstrengend vor, wenn eine Frau das häufiger hat und dann auch an ihrem Partner auslässt.
Bei manchen ist es ja wirklich schlimm und sie wechseln von jetzt auf gleich von fröhlich zu total wütend oder traurig. Das ist sicher auf die Dauer anstrengend, vor allem wenn der Mann selbst auch vielleicht noch einen stressigen Job hat und zu Hause dann einfach mal nur entspannen möchte.
Es sind ja nun nicht nur Frauen, die unter stark schwankenden Stimmungen leiden, mir fallen ad hoc aus meinem direkten Umfeld auch zwei Männer ein, die sich dessen rühmen konnten. Abgesehen davon, dass es nicht die schwankenden Launen sind, die problematisch sein können, sondern eher, ob man sein Verhalten anderen gegenüber von seinen Einbrüchen oder manchmal sogar Ausbrüchen bestimmen lässt.
Jeder Mensch ist launisch, die Frage ist eher, in welchem Ausmaß und ob man sein Umfeld davon partizipieren lässt. Ich finde es auch als Frau ziemlich anstrengend, wenn jemand seine ganze Umgebung expressiv und nicht zu übersehend an den eigenen Allüren beteiligt, das machen ja auch nicht nur privat Menschen so, sondern auch im beruflichen Umfeld gibt es diese Diven. Bei einem Partner sieht das natürlich noch mal ganz anders aus mit der zerstörenden Wirkung.
Im Generellen habe ich kein Problem, wenn Menschen um mich rum mal gute, mal so richtig schlechte Laune haben, solange ich es halbwegs nachvollziehbar finde und nicht zum Prellbock werde. Manchmal ist es natürlich schwierig, ruhig und freundlich zu bleiben, wenn man gerade übel gelaunt ist, das kann ich, vor allem je privater es wird, dann auch nicht mehr. Ich würde mich aber selber schon als jemanden einschätzen, der im Verhalten anderen gegenüber konsistent ist und eigentlich wünsche ich mir das auch von meinem Umfeld, speziell bei engen Freunden und vom Partner.
Ganz schlimm finde ich es, wenn Menschen völlig unvorhersehbar extrem unterschiedliche Persönlichkeitsanteile präsentieren. Wenn jemand mir gegenüber heute total süß und lustig und freundlich erscheint, aber am nächsten Tag dann plötzlich ohne erkennbaren Anlass feindselig, defensiv und latent zickig, dann kann mich das schon ziemlich verwirren. Früher hat mich das auch verletzt bzw. ich habe so ein Verhalten irgendwie auf mich bezogen, heute würde es mich einfach nur noch nerven und Abstand von der Person nehmen lassen, so etwas muss ich mir nicht mehr antun.
Dementsprechend kann ich schon verstehen, dass jemand sich von einem solchen Partner dann trennt, wenn es zu heftig wird. Man kann sich, wie Bienenkönigin schon sagte, doch gar nicht emotional auf so einen Menschen einlassen, wenn man nie weiß, was einen morgen erwarten wird. Das tut keiner emotionalen Beziehung gut.
Egal ob Frau oder Mann extreme Stimmungsschwankungen hat, es kann auf Dauer eine Beziehung kaputt machen. Und damit ist mit Sicherheit nicht ab und an ein Tag mit schlechter Laune schuld, sondern die ständigen Auf und Ab´s, die damit verbunden sind. Eben weil man nie weiß, wie man als Partner gerade dran ist. Das kann so extrem werden, dass man in einem Moment zusammen lacht und einen Atemzug später geht der andere Partner scheinbar grundlos an die Decke.
Kommt man dann an den Partner nicht mehr ran, um eventuelle organische oder psychische Probleme prüfen zu lassen, dann bleibt vielleicht auch nur die Trennung. Denn auf Dauer macht es den anderen Partner ja auch krank, wenn man entweder ständig solche Ausbrüche erduldet oder nur noch aufpasst, was man sagt, damit es ruhig bleibt.
Besonders kann man dieses Phänomen auch in der Pubertät der eigenen Kinder beobachten. Allerdings kann man sich dann damit trösten, dass es auch wieder vorbei geht. Bei Erwachsenen sollte man dann schon Ursachenforschung betreiben, wenn der betroffene Partner auch bereit dazu ist.
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