Sklavenhaltung in Rom: haben die Sklaven sich gewehrt?
In diesem Beitrag Circus in römischer Antike - gab es Kritiker? fragte Wawa666, ob es Kritiker der Zirkusspiele im alten Rom gab. Ich habe hier noch ein paar Zusatzinformationen, die allerdings nicht exakt die Suchanfrage von Wawa666 treffen, die sie und andere aber vielleicht trotzdem interessieren.
Die Schriftkultur im antiken Rom war mit der heutigen noch lange nicht vergleichbar. Die wenigsten Leute konnten Schreiben. Bei Sklaven war die Schulbildung und die Fähigkeit zum Schreiben eher die Ausnahme als die Regel. Deshalb sind aus dieser Zeit eher wenig Schriftstücke vorhanden, aus denen klar wird, wie die Sklaven über ihre Situation dachten. Eine Ausnahme ist allerdings einer der bekanntesten antik-römischen Schriftsteller namens „Publius Terentius Afer“, der im deutschen Sprachraum auch unter Terenz bekannt ist.
Von Terenz ist eine gesellschaftskritische Satire erhalten geblieben. Sie zielt darauf als Kritik an, dass sich damals manche Wohlhabende Eunuchen als Lustsklaven hielten. Es zeigt sich also an diesem Werk, dass es damals auch schon sozialkritische Menschen gab, die die Sklaverei in Frage stellten. Auch wenn er damals anscheinend nicht direkt seine Meinung aussprechen durfte, konnte insofern Kritik äußern, indem er die gesellschaftliche Situation lächerlich machte.
Ein zweiter Sklave war noch erfolgreicher im Kampf gegen die Sklaverei. Der Sklave Spartakus geriet anscheinend erst durch Kriegsgefangenschaft in die Sklaverei und war also für damalige Zeiten überdurchschnittlich gebildet für einen Sklaven. Während seiner Ausbildung zum Gladiator begann er zu rebellieren. Er sollte, zumindest ist dies so überliefert, in der Zirkusarena gegen seinesgleichen, also andere Sklaven kämpfen. Zu römischen Zeiten war es ja so, dass die Gladiatoren sich im Kampf Mann gegen Mann oft gegenseitig töteten, was damals legal war. Doch was in einer Gesellschaft legal ist, muss nicht zwangsläufig human sein, wie die Geschichte zeigte. Diese Missstände haben ihn verständlicherweise so erbost, dass er seine Mitschüler an der Gladiatorenschule aufgewiegelt hat und mit ihnen in den Krieg gegen die Sklavenhaltung zog.
Der Krieg, den Spartakus gegen die Sklaverei und das Gladiatorentum angezettelt hat, ist als Spartakusaufstand berühmt geworden und in die Geschichte eingegangen. Spartakus gilt als der Urahn des Klassenkampfes und der Befreiung der Arbeiter.Gerade in der DDR wurde Spartakus deshalb besonders intensiv erforscht, obwohl er eine Figur aus der Antike war. Allerdings sind die historischen Quellen über Spartakus nur noch sehr dürftig erhalten geblieben, so dass vieles unerforscht bleiben wird.
Haben sich Sklaven gewehrt, natürlich haben sie das. Aber nicht jeder war in der Position wie der von dir genannte Spartakus. Welcher Sklave hat schon eine Ausbildung zum Gladiator bekommen, das waren nicht sehr viele. Die meisten wurden auf den Feldern oder im Haushalt gehalten, wie sollen sie sich dabei wehren? Wenn das Essen vergiftet worden ist, dann gab es einen neuen Hausherren oder die Sklaven wurden weiter verkauft.
Wenn sie ein "gutes" Leben hatten und ihre Herren nicht zu grob mit ihnen umgegangen sind, dann haben sich auch viele in ihr Schicksal gefügt und das beste daraus gemacht. Denn ein Sklave der sich dagegen gewehrt hat, wurde entweder weiter verkauft oder eben geköpft. Und nicht alle Hausherren waren unbedingt die schlechtesten, es gab auch welche die durchaus gnädig mit ihrem Personal umgegangen sind. Manche haben ihren Sklaven hinterher auch Land und Freiheit geschenkt wenn sie sich besonders gut angestellt haben.
Spartakus ist auch nur dadurch bekannt geworden, da er nicht nur ein guter Kämpfer war sondern sich auch auf seine Ausdrucksweise verstehen konnte. Denn nur mittels Reden und auch der Ausstrahlung an sich, schafft man es sich Verbündete zu suchen die hinterher auch mit ihrem Leben dafür eingestehen. Wäre das ganze nur ein kleiner Spargel gewesen, dann wäre ihm auch niemand gefolgt, egal wie schlau er gewesen wäre. Solche Beispiele gibt es allerdings viele in der Geschichte, wieso man Anhänger für seine Sache gefunden hat egal wie toll oder dämlich das ganze war.
Da die Quellen über Spartakus, wie schon erwähnt, recht dürftig ausfallen und natürlich von den letztendlichen "Siegern" stammen, wäre ich sowieso vorsichtig damit, dem Burschen wie auch immer geartete Ideale zu unterstellen. Die Geschichtsschreibung im ehemaligen Ostblock war ja auch nicht für ihr Interesse an Objektivität und der Recherche von Fakten bekannt.
Natürlich hat der gute Spartakus sich letzten Endes gegen die auf Sklaverei basierende römische Gesellschaft aufgelehnt, und hatte wohl auch keine Lust, als Gladiator den Kopf hinhalten zu müssen, aber es könnte ja genauso gut sein, dass er nicht für glorreiche Ideale gekämpft hat, sondern einfach nur um seine persönliche Freiheit. Schließlich hatten damals viele Völker Sklaven, und es gab auch Gladiatoren, die den Job freiwillig gemacht oder zumindest die handfesten Vorteile gern mitgenommen haben.
Mit anderen Worten: Offensichtlich wollte der Thraker kein Sklave mehr sein und hatte auch die Erfahrung, Ausbildung, Ressourcen und das nötige Charisma, um entsprechend etwas zu unternehmen. Sein Sklavenaufstand war auch nicht der einzige, sondern nur einer der bekannteren. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass der gute Mann sich wirklich im Sinne einer gesellschaftlichen Umwälzung für die Freilassung aller Sklaven, also auch der Gärtner, Kindermädchen, Bibliothekare, Prostituierten, Handwerker, Musikerinnen usw. eingesetzt hätte.
Die Landarbeiter, Bergleute und Gladiatoren, die für die meisten Aufstände verantwortlich waren, waren schließlich nicht nur besonders wehrhaft, sondern auch besonders arm dran. Rein gefühlsmäßig kann ich mir im Gegensatz dazu vorstellen, dass man sich auch als Sklave, gerade im häuslichen Dienst, mit seinem Schicksal gut arrangieren konnte, und in vielen Fällen auf eine Freilassung hoffen durfte. Wozu also dann ein Aufstand? Damit man für Geld gärtnern oder gerben oder vergolden kann, falls man nicht als aufsässiger Sklave ans Stadttor genagelt wird?
Bei allem Idealismus haben sicher viele Sklaven die Vorteile eines gesicherten Daseins als Eigentum gesehen, und es war auch garantiert in vielen Fällen schlicht einfacher, als Hebamme oder Vorleser vermietet oder ausgeliehen zu werden, als sich "freiberuflich" auf eigene Kosten durchzuschlagen. Außerdem werden die römischen Besitzer bestimmt nicht so blöd gewesen sein und ihrem sprechenden Besitz den Umgang mit Waffen und die Grundlagen militärischer Strategie sowie die Möglichkeit zur Gründung von paramilitärischen Gruppen zu bieten.
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